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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Mann nahm Rourke Gestalt an und packte den Arm des Mannes, als er die Peitsche abermals hob. Er riss ihn herum und schlug ihm seine Faust mitten ins Gesicht.
    Der Junge taumelte weg; Blut strömte ihm über Lippen und Kinn, und er fiel auf die Knie – was der Grund war, warum er nicht sah, wie Rourke sein Schwert zog. Es gab einen gleißenden Lichtblitz.
    »
Rourke.
« Selene sprang auf die Straße und rannte über das Feld, so schnell ihre Röcke es zuließen, und sie betete, dass er die Waffe nicht benutzte. Nicht hier. Nicht so. Er pirschte sich an den Mann heran, der davonkroch und in dem Haufen Saatkörner wühlte, die ihn zur Gewalttätigkeit verleitet hatten.
    »Rourke, halt.« Sie packte ihn hinten am Mantel und zog an ihm.
    Er wirbelte zu ihr herum. Zorn verzerrte sein ansprechendes Gesicht. In seinen grünen Augen schimmerten glutrote Flecken und deuteten an, wie nahe er daran war, sich von einem Mann in ein wildes Raubtier zu verwandeln.
    »Sie müssen aufhören«, rief sie und versuchte, durch seinen blinden Zorn zu ihm durchzudringen.
    Er blinzelte, und seine Augen wurden klarer.
    »Sie müssen ihn dazu bringen zu vergessen«, drängte sie und deutete auf den Mann. Schattenwächter hatten die Fähigkeit,
Lethe
zu benutzen, um Erinnerungen Sterblicher zu löschen, aber nur, wenn sie schnell handelten. Ohne ihre Kräfte hatte es gar keinen Sinn, es auch nur zu versuchen.
    »Soll er sich ruhig erinnern«, knurrte er, bevor er sich der Straße zuwandte.
    Selene schaute zu dem Mann hinüber, der stöhnte und mit dem Gesicht voran auf der Erde zusammenbrach. Sie presste die Fingerspitzen an seinen Hals und stellte fest, dass sein Puls stark genug war. Er würde überleben. Rourke ging mit dem Jungen zu dem Wagen, eine leitende Hand auf seiner schmalen Schulter. Mit hämmerndem Herzen eilte Selene voraus und öffnete den Schlag. Der Junge kletterte hinein.
    »War dieser Mann dein Vater?«, fragte sie, während sie sich neben ihm auf die Bank gleiten ließ.
    »Nein, Ma’am«, murmelte er an seinen blutbefleckten Händen vorbei, die er sich auf die Nase presste. »Mein Stiefvater.«
    Rourke stand am Schlag. Irgendwo draußen auf dem Feld hatte er seinen Hut verloren, und bei seiner Selbstjustiz war eine Naht an der Schulter seines Mantels aufgerissen.
    Selene sagte zu ihm: »Uns geht es gut hier. Du fährst und beruhigst dich.«
    Er nickte und sicherte die Tür.
    Sie öffnete ihre Tasche und reichte dem Jungen ein Taschentuch. Doch schnell begriff sie, dass das Stückchen Leinen nicht genug sein würde, daher riss sie einen breiten Streifen von ihrem Unterrock und beugte sich vor, um seine Nase zu untersuchen und zu versorgen.
    »Das ist nicht das erste Mal, dass er sie gebrochen hat, nicht wahr?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Blut und gebrochene Knochen zu sehen, machte ihr nicht das Mindeste aus. Sie hatte in ihren Jahren als Vollstreckerin jede Menge davon gesehen und auch in den verschiedenen Schlachten Sterblicher, an denen teilzunehmen sie sich entschieden hatte. Aber dies war ein Junge von vielleicht zwölf Jahren. Sie sah den Schmerz in seinen Augen. Nicht nur den körperlichen, sondern auch den Seelenschmerz.
    »Deine Mutter erlaubt ihm, dir das anzutun?«
    Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Sie ist gestorben, Ma’am. Letzten Winter.« Seine Augen füllten sich mit Tränen, und ein Strom zorniger Worte ergoss sich aus seinem Mund. »Nachdem er sie verprügelt hat. Er hat gesagt, er bringt uns alle um, wenn wir es jemand erzählen. Er hat allen gesagt, dass sie uns wegen eines anderen Mannes verlassen hat, aber sie liegt am Grund des Brunnens.«
    Sie verspürte den Impuls, den Jungen in den Arm zu nehmen, aber sie waren Fremde. Also begnügte sie sich damit, seinen Arm zu tätscheln. Sie und ihr Bruder waren ungefähr im selben Alter gewesen, als ihre Mutter gestorben war und sie zurückgelassen hatte und damit Octavians bitterem Zorn ausgesetzt. Zumindest hatte Kleopatra die Entscheidung selbst getroffen, dieses Leben zu verlassen. Sie war nicht ermordet worden.
    »Du brauchst nicht dorthin zurückzukehren.«
    »Meine …« Seine Stimme brach und er räusperte sich. »Meine Schwestern sind dort. Ich könnte sie nicht verlassen.«
    »Schwestern? Wie viele?«
    »Zwei.«
    »Ich werde mit Seiner Durchlaucht über sie sprechen.«
    »Er ist eine
Durchlaucht
?« Seine Augen weiteten sich. »Ich habe noch nie so was gesehen. Kam aus dem Nichts.« Er lachte – und zuckte zusammen. »Lachen tut

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