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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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weh.«
    »Das ist kein Wunder.«
    Leise staunte der Junge: »Warum sollten eine Durchlaucht so was für mich tun?« Sie hatte sich die gleiche Frage gestellt. Schattenwächter waren durchaus imstande, freundlich zu sein, aber sie neigten zu Jähzorn, weil sie Jahrhundert um Jahrhundert dem Schlimmsten ausgesetzt waren, was die sterbliche Zivilisation zu bieten hatte. Es war nicht Rourkes Eingreifen, das sie verblüfft hatte. Viel mehr war es die Intensität seiner Reaktion auf das, was der Mann dem Jungen angetan hatte.
    Heute hatte der Lebensmittelhändler wie der Pfarrer vor ihm auf Avenages tragische Geschichte angespielt. Aller Wahrscheinlichkeit nach lag die Antwort auf das heutige Rätsel irgendwo in seiner Vergangenheit verborgen.
    Selene betrat die Küche vom hinteren Innenhof aus.
    »Sind Sie sich sicher, dass er nicht in der Festung bleiben will?«, fragte Rourke.
    Er nahm den Topf, in dem er das Shepherd’s Pie über dem Feuer gewärmt hatte, vom Haken, trug ihn zu dem Küchentisch und stellte ihn auf einen großen, eisernen Dreifuß. Sie hatten bereits einen riesigen Teller für den Jungen abgefüllt, der ihnen gesagt hatte, dass sein Name Nathan Birch sei. Nathan war so voller Ehrfurcht vor Rourke gewesen und sogar ein wenig ängstlich, dass er Selene erlaubt hatte, sich um die Unterbringung des Jungen zu kümmern.
    Sie nickte. »Er sagte, es wäre nicht recht, in der feinen Burg Seiner Durchlaucht zu schlafen. Er hat darauf bestanden, im Dienstbotenflügel gleich neben dem Stall zu bleiben. Er scheint die Pferde zu mögen. Vielleicht haben Sie doch noch Ihren Stalljungen gefunden.«
    Rourke schüttelte den Kopf und drückte seine Daumenspitze auf seine Lippen.
    »Warum nicht?«, hakte Selene nach.
    »Er ist zu jung«, antwortete er leise. »Ein Junge dieses Alters sollte in die Schule gehen.«
    Selene stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich widerspreche Ihnen nicht. Ich habe meine ersten Jahre unter den Gelehrten in der Bibliothek von Alexandria verbracht.«
    »Das muss eine bemerkenswerte Erfahrung gewesen sein.«
    »Das war es. Die Bibliothek hat in mir für immer einen Hunger nach Gelehrsamkeit geweckt. Einen Hunger nach … äh, nach Büchern.« Ihr wurde ganz heiß, und ihre Wangen bekamen rote Flecken. Nur jene, die ihr am nächsten standen, wussten von ihrer ungewöhnlichen Vorliebe für das geschriebene Wort.
    Er lächelte. »Ich habe von Ihrem Hunger nach Büchern gehört, Selene.«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich wollte nur sagen, dass Sie von mir keine Widerrede hören werden, wenn Sie davon sprechen, dem Jungen die Möglichkeit zu geben, eine Ausbildung zu erhalten.«
    »Apropos Essen – hat Nathan etwas gegessen?«
    »Er war völlig ausgehungert.« Sie nickte. »Aber er macht sich Sorgen um seine Schwestern.«
    »Natürlich tut er das.« Er legte die Hände flach auf den Tisch. »Ich habe in seine Gedanken geschaut, als ich ihn zu Kutsche geführt habe. Er hat schreckliche Dinge unter den Händen dieses Mannes mit angesehen und erlitten. Und jetzt sind seine Schwestern …« Er brach ab. Sie sah seinen Verstand arbeiten.
    »Sie haben sich bereits zu sehr eingemischt, Rourke.« Sie setzte sich auf einen der Hocker. »Sie kennen die Regeln.«
    Er nickte steif, bevor er eine verstaubte Weinflasche ergriff. Mit einem Stück Leinen rieb er das Glas ab und machte sich daran, den Korken herauszuziehen. Selene benutzte einen großen Holzlöffel, um ihre Teller zu füllen. Sie setzten sich einander gegenüber an den Tisch. Rourke schenkte ihr ein Glas ein und dann eins für sich.
    Selene hob ihre Gabel und seufzte vor Entzücken. »
Kein
Wurzelgemüseeintopf, oh, wie wunderbar!«
    Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so auf eine Mahlzeit gefreut zu haben wie auf diese. Sie schaufelte einige Bissen in ihren Mund, bevor sie begriff, was für ein ungehobeltes Bild sie abgeben musste. Sie schaute Rourke an und stellte fest, dass er sie eindringlich musterte.
    Selene fragte: »Was ist los? Habe ich einen Kartoffelschnurrbart? Erbsenpüree auf den Zähnen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was dann?«
    »Sie sind wunderschön.«
    Ihr klappte der Unterkiefer herunter. »Ah … Danke.«
    Er senkte den Blick auf ihre Lippen und nahm einen Schluck Wein. »Gott, das … Ich hätte es nicht sagen sollen, wenn man bedenkt … nun, alles eben. Lassen Sie uns von etwas anderem sprechen.«
    »Ich ziehe es vor, darüber zu sprechen, wie schön ich bin«, neckte sie ihn, und ihre Wangen röteten sich

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