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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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glauben doch nicht alles, was Sie darin lesen, oder?«
    »Man sagt, dass Sie mit ihm verheiratet waren und seine Kinder bekommen haben.«
    Sie stieß die Luft durch die Zähne. »Sie wünschen also, all meine Geheimnisse zu kennen?«
    »Ihre Geheimnisse lassen die Zeit so viel besser verstreichen als meine.«
    »Er hat meine Cousine geheiratet, die Tochter meiner Tante Arsinoe.« Sie zuckte die Achseln. »Wir sahen uns äußerlich ähnlich, aber sie war … sanfter. Süßer als ich. Sie liebten einander, und es schien nicht fair, als Octavian mich für diese politische Heirat auswählte. Wenn man bedenkt, dass meine Mutter ihre ermordet hatte, schien es eine kleine Geste der Entschuldigung zu sein, ihr mein sterbliches Leben zu geben. Mit meiner Ermutigung, etwas schwarzem Kajal im Gesicht und einer Kopfbedeckung machte sie sich auf den Weg durch die Wüste.«
    »Und Sie haben dieses Leben gewählt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es nicht erwählt, eine Amaranthinerin zu sein. Zu dieser Zeit existierte bereits Unsterblichkeit in meinem Blut und im Blut meines Zwillingsbruders. Wir warteten einfach darauf, vollkommen zu werden.«
    »Sie sagen, dass Sie die Unsterblichkeit nicht gewählt haben.«
    »Sie kennen die Geschichte. Octavians Armee besiegte die von Marc Antonius und näherte sich langsam der Stadt Alexandria. Meine Mutter wusste, dass es das Ende war. Es war das erste Mal, dass ich Archer gesehen habe, aber er war nicht gekommen, um mich zu sehen. Er war als Gesandter im Auftrag der Ahnen gekommen, mit einer Gelegenheit für meine Mutter und meinen Vater, sich durch Unsterblichkeit zu retten.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich erinnere mich immer noch an die Blumen, die beiden perfekten Amaranthblüten. Ich fand sie so schön, aber sie wollte mir nicht erlauben, sie zu berühren. Sie wartete auf ihn – auf meinen Vater, aber er kam nicht. Nicht so, wie sie es erwartet hatte. Als er schließlich doch erschien, verstehen Sie, kam er auf einer Bahre und war bereits tot. Ich erinnere mich noch immer, wie sie sich neben ihn legte und seinen Körper umschlang. So lag sie stundenlang, bevor sie sich endlich wieder bewegte. Bis dahin war sie eine glühende Philopatristin gewesen.«
    »Eine Philopatristin?«, wiederholte er.
    »Eine, die ihr Vaterland liebt. Aber am Ende war er ihr wichtiger als alles andere. Wichtiger als das Leben. Wichtiger als Mark und ich. Als sie uns zurückließ, wusste sie, was uns widerfahren würde.« Selene starrte auf den kleinen Rest Wein, der in ihrem Glas übrig geblieben war. »Ich würde das niemals tun. Wenn ich das Glück hätte, jemals Kinder zu haben, würde ich sie niemals verlassen. Selbst wenn ich wüsste, dass Flucht hoffnungslos wäre, würde ich mich zwischen meine Feinde und meine Kinder stellen, bis sie mich mit einem Schwert niederschlügen.«
    Der Stiel des Glases zersprang in ihrer Hand.
    Entsetzt starrte Selene auf das zerstörte Gefäß.
    Rourke fuhr abrupt von seinem Stuhl hoch und griff nach ihrer Hand. Erstaunlicherweise machte es nicht den Eindruck, als hätte sie sich geschnitten.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich habe einfach seit sehr langer Zeit nicht mehr mit irgendjemandem über sie gesprochen.«
    Nicht einmal mit Mark. Sie hatten ihre schrecklichen Erlebnisse zusammen durchgemacht. Es war nicht nötig, jemals wieder davon zu sprechen. Wenn man innerlich versteinert war, war es, als sei es eine Schwäche, über solchen Schmerz miteinander zu reden. Zumindest dachte sie, dass sie sich in kalten und unnachgiebigen Stein verwandelt hatte. Rourkes stille Stärke und seine Aufmerksamkeit hatten dazu geführt, dass der Schmerz an die Oberfläche gekommen war und sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte.
    Und doch … Er wich von ihr zurück. »Ich gehe lieber und sehe nach Nathan.«
    Selene nickte und begriff erst dann ihren Fehler.
    Rourke bog um die Ecke und betrat den Stall, aber ihn begrüßten nur Dunkelheit und eine übrig gebliebene Spur von Nathans Anwesenheit. Da war kein Zeichen von Gewalt oder ein Hinweis darauf, dass man den Jungen gegen seinen Willen weggebracht hatte. Auf dem kleinen Tisch lag seine Serviette auf seinem leeren Teller. Die Lampe war gelöscht worden und das Bett ordentlich gemacht, es war wie eine sorgfältig verfasste Nachricht:
Danke für das Angebot auf Sicherheit, aber nein danke.
    Er ging durch den vorderen Innenhof und beschleunigte von Schritt zu Schritt sein Tempo. Er beugte den Kopf so tief, dass sein Kinn die Brust

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