Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
Vom Netzwerk:
antwortete sie: »Wagen Sie es nicht, mir zu befehlen, in mein Zimmer zurückzugehen.«
    Ein kräftiger Windstoß, der nach dem Meer roch, ließ ihr Haar und die Decke hinter ihr flattern.
    Er knurrte: »Wagen
Sie
es nicht, mich zu bitten, irgendetwas zu erklären.«
    Genau wie zuvor mied er ihren Blick, ein sicherer Hinweis darauf, dass er Bedauern oder sogar Scham über das verspürte, was gerade zwischen ihnen vorgefallen war. Sein Bedauern überstieg bestimmt nicht ihr eigenes.
    »Ich brauche keine Erklärung«, sagte sie und trat näher. »Ich verstehe vollkommen, was gerade zwischen uns vorgefallen ist. Sie sind in mein Bett gekommen und haben meinen Körper geliebt – aber
nicht
mich –, und Sie haben mein Gesicht ins Kissen gedrückt, weil Sie an jemand anderen gedacht haben. An H…«
    Er zeigte auf sie, den Finger ganz nah an ihrem Gesicht. »Sagen Sie ihren Namen nicht, denn es ist nicht wahr, und ich habe Ihr Gesicht nicht in ins Kissen gedrückt.«
    »Sie hätten es geradeso gut tun können«, rief sie. »Wenn nicht Helena, Helena,
Helena
«, schrie sie, »wer dann?«
    Seine grünen Augen loderten in einer plötzlichen Gefühlsaufwallung auf. Da war Zorn, ja, aber darüber hinaus ein Geständnis von tiefem Schmerz. Mit plötzlichem Begreifen umfasste sie sein Handgelenk. Es gab jemand anderen. Sofort schwand die Wut in ihrer Brust, obwohl sie sich verzweifelt mühte, ihren Zorn zu schüren. Ärger, so schien es, war alles, was sie hatte, um ihr Herz vor Rourke zu beschützen.
    »Es ist dieser Ort, nicht wahr?
Dieser
Ort.« Sie zeigte in Richtung des Plateaus. »Etwas aus Ihrer Vergangenheit. Ist es Ihre Frau, Rourke?«
    Er stieß die Luft durch die Zähne aus und drückte die Fäuste an die Schläfen. Dann wandte er sich von ihr ab und trat wieder an die Mauer heran. Sie folgte ihm über die kalten Steine und stellte sich direkt hinter ihn.
    »Ich weiß, dass es Ihnen als Mann beinahe ungehörig erscheint, sich jemandem anzuvertrauen. Aber ich verdiene zu wissen, wer heute Nacht mit uns in diesem Bett war. Welcher Geist Ihrer Erinnerung oder Ihrer Vergangenheit?«
    Mit zusammengebissenen Zähnen sagte er: »Als Sie heute Abend von Ihrer Mutter sprachen, sind Ihre Erinnerungen so lebendig geworden, als sei das alles erst gestern geschehen, sodass Sie das Glas zerbrochen haben?«
    »Ja.« Sie trat nicht näher an ihn heran. Maßte sich nicht an, dass ihre Nähe ein Trost für ihn sein könnte.
    Er schloss die Augen. »Wenn ich von diesen Dingen spreche, werde ich etwas zerbrechen …«
    »Zerbrechen Sie, was immer Sie mögen. Gläser. Stühle.« Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte gewusst, dass irgendetwas Schweres auf Rourkes Seele lastete. Alle Unsterblichen hatten, so schien es, lange genug gelebt, um ungezählte Tragödien in ihrer Vergangenheit zu sammeln. »Ich fühle mich manchmal besser, nachdem ich etwas zerschlagen habe.«
    »Ich werde
Sie
zerbrechen.«
    Die leise gesprochenen Worte berührten sie. Sie deuteten an, dass sie ihm trotz des Schmerzes, den er ihr zugefügt hatte, etwas bedeutete.
    »Da dieses unsterbliche Leben mich bis jetzt nicht zerbrochen hat, Rourke, wird das wohl kaum geschehen.«
    Nach einem langen Schweigen schüttelte er den Kopf. »Ich werde meinen Schmerz nicht zu dem Ihren machen.«
    Sie wartete auf eine Erklärung, aber es kam keine. Stattdessen starrte er in die Dunkelheit.
    In einem plötzlichen Anfall kehrte der Zorn zurück. Sie würde sich das hier nicht antun. Sie würde nicht darum betteln und flehen, dass er ihr sein Herz öffnete. Sie war es gewohnt, allein zu sein, und lebte dieses Leben, so gut es ging.
    »Also schön.« Sie zog sich innerlich zurück, durchtrennte das Band zwischen ihnen, selbst wenn es ein Band war, dass nur in ihrem Verstand existiert hatte.
    Wenn er ihr nicht genug vertraute, um mit ihr zu sprechen, würde sie ihn nicht dazu drängen. Aber sie konnte nicht für ihn da sein, nicht als gesichtsloser, anonymer weiblicher Körper, den er benutzte, um seine Dämonen zu entfesseln, auch wenn sie tief im Herzen noch so sehr wollte, dass er sie wieder berührte. Vielleicht
könnte
er sie ja wirklich zerbrechen, wenn sie ihn zu nah an sich heranließ. Es war Zeit, ihr Herz wieder zurück in seine verschlossene Metallkiste zu packen und zu vergessen, wo sie den Schlüssel versteckt hatte.
    »Kommen Sie nicht noch einmal zu mir, Rourke.«
    Seine Kiefer mahlten, und er nickte.
    Sie wollte nicht wie ein fliehendes Fräulein die Treppe

Weitere Kostenlose Bücher