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Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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mit einer einzigen Fingerspitze, und er sah sie auch nicht an. Sie konnte
fühlen
, wie ihn seine Gedanken peinigten, konnte praktisch das Bedauern
hören
, das ihn überfiel.
    Er stemmte sich auf die Hüfte und zog die Decke über sie, wickelte sie um sie, als sei sie ein kleines Kind, das ins Bett gebracht wurde. Trotzdem, da waren keine Küsse, und er zog sie nicht an sich. Er lag hinter ihr, nur eine Hand lag auf ihrem Haar.
    Sie bewegte sich nicht, versuchte nicht, sich zu ihm umzudrehen oder zu sprechen, denn sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, ihm eine unerwünschte Intimität aufzuzwingen. Das Verlangen, das er Momente zuvor verspürt hatte, hatte sich offensichtlich in Nichts aufgelöst, als er sich ergossen hatte.
    Eine Weile lang, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, lagen sie einfach nur da. Selenes Magen krampfte sich zusammen; sie wusste, dass nun alles zwischen ihnen für immer verändert sein würde. Was sie miteinander erlebt hatten, war die intensivste und erregendste sexuelle Erfahrung ihrer Existenz, und doch fühlte sie sich jetzt vollkommen einsam. Sie und Rourke lagen nebeneinander auf ihrem Bett, mit einem Abstand von dreißig Zentimetern zwischen sich, seine Hand in ihrem Haar. In ihrer Schwäche hatte sie einen schrecklichen Fehler begangen.
    Schließlich musste er angenommen haben, dass sie eingeschlafen war, denn er schlüpfte leise aus dem Bett. Sie hörte das Tappen seiner nackten Füße und das Knarren des Holzes, als er in sein Zimmer ging, dann das Knarren eines Truhendeckels und schlurfende Geräusche. Er trat wieder in den Flur, kehrte aber nicht zu ihr zurück. Stattdessen ging er die Treppe hinunter.
    Tränen brannten in ihren Augen. Warum, wusste sie nicht, denn noch nie hatte sie wegen eines Mannes geweint. Vor einer Ewigkeit hatte sie gelernt, damit zu rechnen, verraten und verlassen zu werden, und ihre weicheren Gefühle unter Kontrolle gehalten, so sehr, dass es schien, als existierten sie nicht mehr.
    Aber Rourke … die Art, wie er zu ihr gekommen war … die Art, wie er sie berührt und wie er sie so wild geküsst und sich dennoch geweigert hatte, ihr zu erlauben, ihn zu berühren oder seinen Namen zu sagen …
    Was sie eben noch erregt hatte, machte sie nun unglücklich. Er hatte sie benutzt, vielleicht so, wie sie andere in der Vergangenheit benutzt hatte – um ein momentanes Bedürfnis zu befriedigen, eins, das nur einen warmen und gesichtslosen menschlichen Körper des anderen Geschlechts erforderte.
    Die Laken rochen nach ihm. Sie stand auf, griff sich eine Decke und hüllte sich hinein, denn es war kühl geworden. Dann folgte sie ihm die dunkle Treppe hinunter, aber sie fand ihn nicht in dem großen Raum oder in seinem Arbeitszimmer.
    Hatte er sie wieder verlassen? Sie hasste es, bei Nacht allein in dieser Burg zu sein.
    Sie fühlte sich nicht sicher, nicht ohne ihre Kräfte und ihre gewohnte Stärke. Ein unbehaglicher Gedanke, da sie, mehr als irgendjemand sonst, wusste, welche Art von Bösem, Natürlichem wie Übernatürlichem, in dieser Welt existierte. Sie umfasste die Decke fester und beschloss, in ihr Zimmer zurückzukehren.
    Dabei kam sie am Fuß des runden Turms vorbei. Die Tür zur Treppe war immer verschlossen gewesen, aber jetzt stand sie einen Spalt offen. Selene trat hindurch und spähte die Steintreppe hinauf. Mondlicht schimmerte schwach von oben herab.
    Rourkes Rabe hockte auf einer Stufe, sein glänzender Rücken ihr zugewandt und den spitzen Schnabel gen Himmel gerichtet.
    Der Vogel hüpfte zwei Stufen hinauf, bevor er sich in die Luft erhob. Er flatterte mit den Flügeln, stieg höher und höher auf und verschwand oben aus ihrem Sichtfeld. Selene ging die Treppe hinauf, und ihre Hand glitt über kühlen Stein. Ein Windzug kam von oben und ließ sie frösteln. Als sie endlich oben ankam, fand sie Rourke, die Ellbogen auf die hohe Mauerkrone gestemmt, die Hände über dem Hinterkopf zusammengelegt. Er war barfuß, trug jedoch Hosen und ein weites, offenes Leinenhemd. Ein grimmiger Wind zerrte an dem Stoff und ließ ein Stück seines nackten Rückens sehen.
    Auf der Mauer hockten rundherum sieben steinerne Raben auf quadratischen Podesten, die Flügel erhoben und halb ausgebreitet – nicht weniger furchteinflößend, als sie vor achthundert Jahren erschienen sein mussten.
    Rourke spürte ihre Anwesenheit, denn er drehte sich zu ihr um. Seine Nasenflügel bebten, und seine Augen wurden schmal. »Sie hätten nicht herkommen sollen.«
    Scharf

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