Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
hatte.
Blabla, blablabla.
Rourke nickte in höflichen Abständen und sagte: »Ich verstehe«, wenn es passend schien, und schließlich stütze er das Kinn auf die Faust. Silverwest streifte durch den Raum, betrachtete jeden Stein, jeden Wandteppich, jede Kleinigkeit, die Hände hinterm Rücken verschränkt.
Endlich kehrte Selene zurück und trug einen Korb in der Hand.
»Ich fürchte, ich bin nicht sehr talentiert mit Nadel und Faden. Oder Garn. Oder Pinsel und Farbe …« Sie lächelte bescheiden und wedelte mit der Hand. »Oder Essen oder … nun, Sie verstehen, daher habe ich stattdessen einige Besitztümer zusammengesammelt, die ich nicht länger benötige.«
Mrs Thrall beharrte sanft: »Aber bestimmt haben Sie viele Talente.«
Ich besiege böse Seelen. Schneide Köpfe ab. Steche Schwerter durch verderbte, schwarze Herzen. Treibe Männer sexuell in den Wahnsinn.
Rourke schäumte.
Selene zuckte die Achseln. »Ich genieße es zu reiten, und ich liebe das Bogenschießen.«
»Ah, eine Sportlerin«, sagte Silverwest bewundernd. Rourke bemerkte, dass er heiße Blicke auf Selenes in dem Korsett steckende Taille und die üppige Wölbung ihres Busens warf.
Rourke knurrte.
Silverwest sah ihn an. »Wie bitte?«
»Der Kamin raucht ein wenig.« Er hob einen Finger und deutete unbestimmt in den Raum. »Ich habe mich nur geräuspert.«
Selene reichte Mrs Thrall den Korb, die ihn beinahe fallen ließ. »Ach herrje, der ist schwerer, als ich erwartet habe.« Sie griff hinein und zog zwei Bücher heraus, die mit einem orangefarbenen Satinband zusammengebunden waren. Sie drehte die scharlachroten Bände mit den goldenen Lettern um und las ihre Titel. »
Eine bebilderte Geschichte der Themse.
Und
Reisegeschichten
von einem … Mr Verne. Ich habe von diesem Autor noch nie gehört, aber die Bücher sind zauberhaft. Aus Ihrer eigenen Sammlung?«
»Ja, aber mein Geschmack hat sich in letzter Zeit anscheinend verändert. Sie können sie gern zu jedem Preis verkaufen, den Sie für passend halten.«
»Was ist das?« Mrs Thrall zog einen leuchtend türkisfarbenen Samtbeutel heraus, der mit einer dicken, roten Quaste zugebunden war. Sie stellte den Korb ab und löste die Schnur.
Die junge Frau keuchte auf.
Rourke würgte. Silverwests Augen weiteten sich.
Aus Mrs Thralls Hand quollen dicke Goldketten, ein großer Rubinanhänger und mehrere juwelenbesetzte Ringe.
»Sind die echt?«
»Ich nehme es an«, antwortete Selene. Sie sammelte Teetassen und Unterteller ein und stellte sie wieder auf das silberne Tablett, und es wirkte, als nehme sie den Schreck aller anderen nicht wahr. »Ich habe sie nie schätzen lassen.«
»Diese Juwelen sind zwanzig neue Kirchtürme wert«, erklärte Silverwest.
»Nun, dann können sie sich vielleicht auch eine neue Treppe leisten. Ich habe sie von der Straße aus gesehen. Wenn die Stufen nicht ersetzt werden, wird eines baldigen Tages jemand durchbrechen.«
Mr Leeson erschien mit Mrs Thralls Schal und Mr Silverwests Mantel.
Mrs Thrall streckte den Korb Rourke hin. »Könntet Ihr das bitte für mich halten, Lord Avenage?« Sie zog ihren Schal um die Schultern und bemühte sich, ihn kunstvoll auf ihrer Brust zu knoten. »Den Rest meines Tages werde ich damit verbringen, Gegenstände von den übrigen Edelleuten in der Umgebung einzusammeln und die Preise für den Verkauf morgen festzulegen.« Ihr Geplapper störte Rourke dabei, mit anzuhören, was Silverwest zu Selene sagte. Das wäre normalerweise nicht so, aber seine gegenwärtige Erregung überlagerte wahrscheinlich seine Fähigkeiten – was genau der Grund war, warum er die Gräfin vergessen und wieder zu dem entschlossenen Krieger werden musste, der er während der vergangenen acht Jahrhunderte gewesen war.
Sobald die Besucher gegangen waren, machte er sich auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer.
»Wohin gehen Sie?«, fragte Selene leise.
»Ich will sehen, ob Leeson das Gerät funktionstüchtig gemacht hat. Vielleicht wird es Anweisungen geben, nach London zurückzukehren, und mir bleibt das Elend eines weiteren Nachmittagstees mit Nachbarn erspart.«
Selene schaute ihm nach, wohl wissend, dass er sich mehr als irgendetwas sonst wünschte, von hier wegzukommen. Es lag nicht in ihrer Natur zu beharren, zu versuchen, einen Mann zu verführen, der kein Interesse an ihr hatte. Also zog sie sich wieder in ihr Zimmer zurück. Dort fand sie Kate, die abstaubte, und Hannah, die den Wasserkrug auffüllte.
»Guten Tag«, sagte sie.
»Guten Tag,
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