Shadow Guard: Die dunkelste Nacht (German Edition)
nach allem, was er wusste, ihr Bruder war.
Sie gesellte sich zu ihm. »Was gibt es zu sehen?«
»Sie sind erstaunlich. Hier, kommen Sie näher. Sie müssen sie mit eigenen Augen sehen, damit Sie es glauben.«
Er führte sie am Ellbogen in das Zelt hinein.
Es klopfte an Selenes Tür. Sie wusch sich gerade in der Schüssel das Gesicht und richtete sich auf. Sie waren erst vor einer halben Stunde aus dem Zirkus zurückgekommen. Früher am Nachmittag hatten die Mädchen ihre Sachen nach unten in ihr neues Zimmer gebracht. Auch wenn Selene ihre Gesellschaft genossen hatte, war sie dankbar, nun wieder Privatsphäre zu haben. Es war spät, und alle bereiteten sich vor, zu Bett zu gehen. Sie hatte sich ausgekleidet und ihren Morgenmantel angezogen.
Jetzt trocknete sie sich das Gesicht mit einem Handtuch ab und öffnete dann die Tür.
»Was zur Hölle ist das?«, begehrte Rourke zu erfahren. Er stand mit nacktem Oberkörper da, nur bekleidet mit einer losen Flanellhose. Er hob ihre Schlange hoch und ließ sie neben seinem Kopf zappeln, meinte aber nicht Mrs Hazelgreaves, die, als sie das letzte Mal nach ihr gesehen hatte, noch in der Mauerspalte gesteckt hatte, sondern von der mechanischen Aufziehschlange, die Mr Silverwest ihr in dem Pagodenzelt gekauft und geschenkt hatte.
»Es ist ein Spielzeug«, antwortete Selene kühl und riss sie ihm aus der Hand. »Ich habe Nathan gesagt, dass er damit spielen könne, aber ich habe nichts von Ihnen gesagt.«
Sie versuchte, die Tür zu schließen, aber er drängte sich hinein.
»Es ist kein Spielzeug«, knurrte er. »Es ist ein verdammter, sich selbsttätig bewegender Automat, und er muss sehr teuer gewesen sein.«
Sie zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen.«
Sie legte die Schlange auf das Fußende des Betts.
»Sie hätten ein solch extravagantes Geschenk nicht annehmen dürfen«, sagte er.
Sie richtete sich hoch auf und drehte sich wieder zu ihm um. »Und warum nicht? Mr Silverwest ist aufmerksam und höflich und …«
Wenn sie ihm so nahe stand und das Loblied auf einen anderen Mann sang, konnte Rourke nicht klar denken. Er wollte sie berühren, wollte sie an die erotische Anziehung zwischen ihnen erinnern. Stattdessen griff er nach ihrem Handgelenk, ein wenig zu grob.
»Sie hätten das Geschenk nicht akzeptieren sollen«, murmelte er rau. »Das ist alles, was ich zu sagen versuche. Was denken Sie, was Mr Silverwest als Gegenleistung erwartet? Männer kaufen Frauen nicht grundlos teure Dinge.«
Als sie mit ihrem gut aussehenden Nachbarn in dem winzigen Zirkuszelt verschwunden war, hatten seine Eifersucht – und die Erinnerung an ihren nur halb befriedigenden Liebesakt – ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben.
Sie starrte auf die Stelle hinab, wo er ihren Arm umfangen hielt. »Er hatte die Schlange bereits gekauft – ich hatte keine Ahnung, dass er beabsichtigte, mir das Ding zu schenken. Es wäre rüde von mir gewesen abzulehnen.« Der Funke des Zorns, der Momente zuvor in ihren Augen aufgeflackert war, verwandelte sich jetzt in einen flammenden Blick. »Außerdem, nennen Sie mich eine Närrin, aber in diesem Moment haben seine Aufmerksamkeiten mir gefallen.«
Um seine Selbstbeherrschung war es geschehen.
»Diese verdammte Schlange ist mir unheimlich.« Er sprang an ihr vorbei und riss die Metallschlange vom Bett. Sie griff danach, versuchte, sie zurückzubekommen, aber er hielt sie hoch über ihren Kopf.
Er kicherte böse. »Ich werde sie ins Meer werfen, wo sie versinken und verrosten wird, bis nur noch winzige Brösel übrig sind.«
Er wirbelte zu seinem eigenen Zimmer herum, packte den Holzrahmen der Tür und stürzte über die Schwelle. Unerwartet krachte sie gegen seinen Rücken. Sie schlang die Arme um seinen Hals und ihre nackten Beine um seine Taille. Er grinste, ihre Reaktion auf seinen Diebstahl der Schlange war noch besser, als er erwartet hatte. Er knurrte vor Behagen angesichts des Gefühls ihrer vollen Brüste auf seinem Rücken.
Er wich ihren fuchtelnden Armen und greifenden Händen aus und warf die Schlange auf sein Bett. Sie ließ ihn los, duckte sich und rannte auf die Schlange zu.
Mit einem Seitwärtstritt brachte er sie zum Stolpern. Dann trat er über sie hinweg, aber sie packte seinen Knöchel. Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte er. Seine Hand schlug gegen die Schlange. Die Aufziehschlange flog von der Matratze auf den Boden. Mit einem entzückten Lachen kroch Selene an ihm vorbei.
Genug.
Er umfasste ihren Knöchel mit
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