Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
stiegen sie die Treppe hinunter. Öllampen erhellten die Wände und erfüllten den höhlenartigen, unterirdischen Raum mit einem schwachen Licht. Der Duft von Kohlestaub mischte sich mit Schwefel und kitzelte Elena in der Nase. Archer bezahlte ihre Fahrscheine, und gemeinsam überquerten sie den Bahnsteig, um mit einer Handvoll anderer Passagiere zu warten.
Schließlich kam die Lokomotive aus dem dunklen Tunnel geschossen und bremste mit laut quietschenden Rädern. Elena folgte Archer in den Erste-Klasse-Waggon und setzte sich in einem respektablen Abstand zu ihm auf den Ledersitz. Hohe, holzvertäfelte Wände umgaben sie. Die einzigen Fenster waren schmal und befanden sich wie ein Band unter der mit Blech beschlagenen Decke. Öllampen hingen von Messingketten und verströmten einen goldenen Schein. Der uniformierte Schaffner sammelte die Fahrscheine ein und ging durch die Tür, um in den Zweite-Klasse-Waggon zu gehen. Sie blieben allein zurück.
Der Zug setzte sich schwankend in Bewegung, und es wurde noch dunkler im Waggon, weil sie in den Tunnel fuhren. Die Bank, auf der sie saßen, geriet in eine sanfte, ruckelnde Bewegung, was, zusätzlich zu ihrem stummen Vormund, einen deutlich verführerischen Effekt hatte.
Sie lehnte den Kopf gegen das Leder und musterte Archer. »Warum haben Sie mich heute Abend dorthin gebracht?«
Für einen langen Moment starrte er auf ihre Hand, die auf der Bank zwischen ihnen lag. Schließlich hob er den Blick. »Weil ich trotz allem, was ich getan habe … ich wollte, dass Sie wissen …« Er geriet ins Stocken, wandte den Blick ab und stieß ein leises, kehliges Lachen aus. »Ich bin bei solchen Themen entschieden unbeholfen. Persönlichen Themen.«
Elena antwortete nicht und versuchte auch nicht, es ihm leichter zu machen. Sie wartete darauf, dass er fortfuhr.
Er tat es. »Sie haben sich geirrt, als Sie sagten, ich glaubte nicht an Sie.«
»Warum haben Sie es dann getan, Archer?«, fragte sie leise. »Warum haben Sie getan, was Sie getan haben?«
Langsam legte er seine Hand auf ihre. »Weil nichts anderes zählt, als Sie zu beschützen. Es quält mich, dass Sie Ihr Leben in Whitechapel verbringen wollten. Es quält mich noch immer. Ich dachte, ich könnte Ihren Hass ertragen, aber ich kann es nicht.«
»Ich hasse Sie nicht.« Sie stieß einen flachen Atemzug aus. »Ich könnte Sie niemals hassen.«
Er fädelte seine Finger zwischen ihre.
»Sie haben mir wehgetan.«
»Ich weiß.« Er hob ihre Hand, schloss die Augen und berührte mit den Lippen ihre gefalteten Finger. »Ich werde es in Ordnung bringen. Alles. Mir ist klar, dass ich versucht habe, alles in Ihnen, was ich bewunderte, zu ersticken. Mir ist außerdem klar geworden, dass ich Sie …«
Er stieß den Atem aus.
»Dass Sie mich was?«
»Dass ich Sie fliegen lassen muss, Elena.«
Seine Worte berührten ihr Herz, und gleichzeitig begriff sie, dass dies die Nacht Ihres Abschieds sein konnte. Sie lehnte sich näher an ihn. Er umfasste ihr Kinn. Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihren Lippen.
Elena zitterte, denn sie wusste, dass er sie küssen würde. Er legte den Kopf schräg und schob ihn unter die Krempe ihres Huts, um seinen warmen Mund auf ihren zu pressen. Elena legte eine Hand an sein Kinn; sie wollte ihn für immer dort festhalten. Sie breitete die Finger um das dicke, kühle Haar in seinem Nacken. Mit aller Leidenschaft, die in ihr war, erwiderte sie seinen Kuss.
Er brummte ihr in den Mund: »Aber, aber, Mr Flowers.«
Die Vibration des Zugs setzte sich in ihrem Rücken fort, wanderte zu ihrem Hinterteil und ihren Schenkeln.
»Deine Hand, Archer«, flehte sie.
Er schob die Hand unter ihr Halstuch und drang durch den Schlitz zwischen den Knöpfen ihres Hemds, um die nackte Wölbung ihrer Brust zu streicheln. Ihre Brustwarzen wurden zu harten Spitzen. Sie konnte nicht nah genug an ihn herankommen. Sie krallte die Finger in sein Mantelrevers und drehte sich zu ihm, dann erhob sie sich auf ein Knie, um ihr Bein über seine Hüften zu schwingen, sodass sie rittlings auf ihm saß.
»Liebling …« Archer stöhnte tief.
Gesicht an Gesicht verschmolzen ihre Lippen, heiß und offen. Ihr Hut fiel auf die Sitzbank, und ihr Haar ergoss sich über die Schultern ihres Mantels. Unter dem feinen Leinen seines Hemds spürte sie die Härte seiner Brust und seine Bauchmuskeln. Er schob die Hände über ihre Schenkel, unter die Schöße ihres Mantels, um ihr Hinterteil zu umfassen. Dann schob er die Hüften vor und
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