Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
eine kleine Berührung des unsterblichen Silbers würde eine menschliche Hand verbrennen.
Mark bewegte sich näher heran und wagte es, in die Reichweite von Archers Klingen zu kommen. »Sie könnte den Übergang schaffen, Archer, wie Selene und ich es getan haben. Sie ist eine Sterbliche, die das Zeug hat, unsterblich zu werden.«
»Beeilen Sie sich«, flehte Selene. »Wir müssen sie zum Portal bringen.«
Archer stürzte vor, um Elena aus Selenes Armen zu nehmen. Er drückte ihren schlaffen Körper an seine Brust. Während er sie fest umfangen hielt, spürte er, wie ihr Blut durch sein Hemd sickerte und seine Haut wärmte. Verzweiflung schnürte ihm die Kehle zu. Er hatte das Gefühl, als könnte er kaum atmen, als würde sein Herz bersten. Er hatte nur eine einzige Chance, sie zu retten.
Die Stufen knarrten unter ihrem vereinten Gewicht. Schon war er mit ihr auf der Straße angelangt. Mark und Selene, die von der Dachkante herabgekommen waren, stiegen bereits in die Kutsche.
Archer befahl Leeson: »Fahren Sie los!«
Schlingernd setzte sich das Gefährt in Bewegung. Archer wiegte Elena stumm in den Armen. Wie nach einer Ewigkeit kam die Kutsche vor den Stufen von Black House zum Stehen. Archer hob das Gesicht von ihrer Lockenpracht.
Selene sprang hinunter und rannte die Treppe empor, um die Tür für Archer aufzuhalten. Sein Herz hämmerte wegen der Ungeheuerlichkeit dessen, was er zu tun beabsichtigte. Er trug Elena durch die Halle in sein Arbeitszimmer, Mark und Leeson dicht hinter sich.
Orangefarbenes Licht warf einen flackernden Widerschein auf Decke und Wände. Ein gewaltiges Feuer brannte in dem riesigen Kamin – als hätte sich das Portal weit aufgetan, um begierig auf die Nachricht zu warten, dass der Ripper eliminiert und seine Seele in den Tartaros geworfen worden war.
Selene wartete an der Seite. »Ich habe hier noch etwas zu erledigen. Schicken Sie eine Nachricht, Archer. Geben Sie uns Bescheid, wenn sie überlebt.«
Archer starrte Mark an. »Sie werden mich ausschicken, um Sie zu töten.«
Marks Stimme hallte hohl. »Alles, was ich brauche, ist ein guter Vorsprung. Ich bin weg, sobald Sie in diesen Flammen verschwinden. Behalten Sie mich im Auge, Archer. Ich werde der Erste sein, der aus dem Zustand der Transzendenz zurückkehrt.«
»Beeilen Sie sich, Euer Gnaden«, drängte Leeson.
Archer hielt für einen Moment inne, um die Lippen auf Elenas Stirn zu pressen. Sie lebte noch – er konnte das schwache Flattern in ihr spüren.
»Sei stark für mich, Liebling«, sagte er rau, wohl wissend, dass die Passage allein sie töten konnte.
Mit zurückgezogenen Schultern schritt er ins Feuer.
Ein gewaltiges Tosen erfüllte seine Ohren. Er knirschte mit den Zähnen. Die Flammen schlugen über ihm zusammen. Ein mächtiger, sengender Wind, der drohte, Elena aus seinen Armen zu reißen. Er stöhnte vor Anstrengung, schrie und holte die letzten Kräfte aus sich heraus.
Er brach durch.
Die lebhafte Farbe …
Die Reinheit der Luft …
Er taumelte und fiel auf die Knie. Um Atem ringend ließ er Elena sanft ins Gras sinken.
Sie blinzelte. »Archer?«
Vor seinen Augen begann sie zu strahlen. Ihre Wangen färbten sich rosig vor Leben. Selbst ihr Haar glänzte ätherisch.
»Du siehst so anders aus«, flüsterte sie und schaute zu ihm auf.
»Ich konnte dich nicht gehen lassen. Nicht so, Elena. Ich hoffe, du hasst mich nicht dafür, dass ich dir die Entscheidung abgenommen habe.«
»Dies ist dein wahres Zuhause?«
»Ja.«
»Dann bedauere ich nichts.« Ihre Augen leuchteten voller Liebe.
»Willkommen daheim, Uralter.«
Archer schaute auf. Die drei Ahnen kamen einen grünen Hügel herunter, und ihre langen, weißen Gewänder blähten sich im Wind. Ungezählte Amaranthiner folgten ihnen – Gesichter, die Archer nicht mehr gesehen hatte, seit er vor Tausenden von Jahren das Innere Reich verlassen hatte. Sie musterten Elena neugierig. Aitha hockte sich neben sie und berührte sanft ihre Wange.
»Willkommen, Kind.«
Die Anspannung in Archers Muskeln verebbte.
Hydros, hochgewachsen und mächtig, legte die Hand auf Archers Schulter. »Eine gut ausgeführte Arbeit.«
Khaos, dessen langes schwarzes Haar durchs Gras schleifte, ergriff Elenas Hand und half ihr aufzustehen. »Deine sterblichen Talente sind hier nicht vergessen.«
»Meine Talente?« Sie starrte sie an und zeigte keine Furcht.
»Dein Begehren zu heilen.«
Aitha verkündete: »Wir dürfen unseren mächtigsten Schattenwächter nicht
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