Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Schattenwächter bringen kann.«
»Sie benutzen immer wieder das Wort ›Opfer‹. Warum?«
»Weil er, sobald er transzendiert ist, den Ripper besiegen wird – daran besteht kein Zweifel. Aber anschließend wird er wahnsinnig werden. Instabil. Wie ein unberechenbares Geschoss. Die Ahnen werden befehlen, dass er zur Strecke gebracht und getötet wird, zum Schutz des Inneren Reichs.«
»Er ist einer von Ihnen.«
»Er würde nicht länger einer von uns sein. Er würde zu einer Bedrohung werden.«
Elena stand vom Bett auf und ging langsam durch den Raum und auf den hellhaarigen Schattenwächter zu. »Welches Motiv haben Sie, mir das zu erzählen, Mark?«
Sein Blick und seine Miene blieben argwöhnisch. »Es ist nicht wichtig, dass Sie mein Motiv kennen. Wollen Sie, dass Archer lebt oder stirbt? Das ist die einzige Frage, auf die es ankommt. Es gibt nur zwei mögliche Konsequenzen bei diesem Szenario.«
18
Elena holte zittrig Luft. »Natürlich will ich, dass er lebt.«
Er hielt ihren Blick fest. »Dann sagen Sie, dass Sie mir helfen werden. Ich werde die Folgen tragen.«
Für einen langen, qualvollen Augenblick dachte Elena über seine Worte nach. Verriet sie Archer, indem sie Marks Ansinnen auch nur in Betracht zog?
Willst du, dass Archer lebt oder stirbt?
»Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
Er saß jetzt aufrechter, und in seinen Augen glühte ein heimlicher Ehrgeiz. »Es unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem Plan, den Sie selbst vorgeschlagen haben. Heute Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, will ich, dass Sie eine Droschke nehmen und mich im Ten Bells treffen. Das ist bereits alles. Schlicht und einfach.«
»Der Ripper wird mich finden«, flüsterte sie.
»Sie werden ihn nicht einmal zu Gesicht bekommen. Ihnen wird nichts zustoßen.«
Elena schloss die Augen. Sie konnte kaum glauben, dass sie dem zustimmte. Sie wusste nicht einmal, ob sie Mark trauen konnte.
»Eins noch. Archer hat Selene befohlen, sich um Ihren Schutz zu kümmern, hier in Black House.«
»Wie soll ich ihr lange genug entkommen, um mich mit Ihnen zu treffen?«
»Geben Sie ihr dies.« Er reichte ihr ein schmales Päckchen, das in braunes Papier gewickelt war. »Sie wird davon stundenlang trunken sein. Es ist wichtig, dass Sie ihr nichts von unserem Plan erzählen. Sie würde alles tun, um ihn zu vereiteln.«
»Sie liebt Archer ebenfalls«, konterte Elena leise. »Und sie unterstützt seine Entscheidung zu transzendieren?«
»Eher als die, dass ich es auf mich nehme, ja. Denn verstehen Sie, ich bin von ihrem Blut. Ihr Zwillingsbruder. Sie müssen diejenige von uns sein, die das begreift.«
Beim nächsten Wimpernschlag war sie wieder allein im Raum. Ihr Blick wanderte zum Fenster. Das Tageslicht begann bereits zu verblassen. Ihr Herz schlug ängstlich und sprunghaft. Sie wusste ganz genau, dass Marks Plan keineswegs sicher zum Erfolg führte. So vieles konnte schiefgehen.
In dem Wissen, dass Archer bald aufbrechen würde, ging sie nach unten ins Arbeitszimmer. Er und Leeson standen inmitten einer Ansammlung offener Kisten. Leeson schloss den nächstbesten Deckel, als er sie erblickte, so als wollte er den Inhalt verstecken.
»Ist schon gut, Leeson«, sagte Archer.
Elena kam näher und sah das weiße Glitzern von Metall. Waffen. Schwerter, Dolche und andere Dinge, die sie nicht genau erkennen konnte.
Leeson murmelte: »Fassen Sie einfach nichts an, Kind. Sie sind alle … sehr scharf.«
Elena nickte und hob den Blick, um Archer anzusehen. »Du wirst bald aufbrechen, nicht wahr?«
Er mied ihren Blick. »Ja.«
»Und hattest du vor, Lebewohl zu sagen?«
Archer erstarrte. Nach einem langen Moment sagte er: »Leeson, wenn Sie jetzt gehen und Mr Jarvis sagen könnten, dass das Personal, er selbst eingeschlossen, den Rest des Wochenendes bei seinen Familien verbringen darf. Sie sollen tun, was auch immer sie an einem bezahlten Feiertag zu tun wünschen. Ich glaube, es wäre einfacher, sie aus dem Haus zu haben, während wir unsere Vorbereitungen treffen.«
»Sehr wohl, Sir.«
Sobald sein Sekretär gegangen war, stand Archer still da und sah sie an. Endlich, als Elena die Trennung nicht länger ertragen konnte, lief sie zu ihm. Er umarmte sie so wild, dass es ihr schier den Atem raubte.
Sein Kinn bewegte sich auf ihrem Kopf. »Ich will dir niemals Lebewohl sagen.«
»Dies ist es, nicht wahr? Du kehrst vielleicht nicht zurück. Ich sehe dich vielleicht nie wieder.«
»Das ist richtig.«
»Ich liebe dich,
Weitere Kostenlose Bücher