Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
Vom Netzwerk:
schmollte, wie sie es immer tat, wenn sie die alte Sprache sprachen, eine Sprache, die sie, die nur neunzehnhundert Jahre alt war, nicht verstand.
    »Ich habe Sie gebeten, sich um sie zu kümmern.«
    »Ich habe mich um sie gekümmert, Sir.«
    »Ich meinte, dass Sie sie in ein Hospital bringen sollten.« Archer band seine Seidenkrawatte mit geübter Geschicklichkeit. »Und dann hätten Sie vielleicht arrangieren können, dass sie eine dieser Mädchenschulen besucht.«
    Leesons Augen wurden schmal, und er warf sich in die Brust. »Sie haben mir aufgetragen, meine Urteilskraft zu benutzen.«
    »Etwas, wozu ich Sie nicht noch einmal auffordern werde.«
    Amaranthinische Vollstrecker – unsterbliche Schattenwächter – jagten. Sie mischten sich aber nicht direkt ein. Indem er in jener Nacht auf dem Dach Elenas Leben gerettet hatte, hatte Archer eine gefährliche Schwäche offenbart, eine, die er noch immer nicht verstand und die auszumerzen er seither rigoros versucht hatte. Dass sie heute Abend ausgerechnet in seinem privaten Kabinett erschienen war, gerade als er sich überlegt hatte, sie für einen zu vernachlässigenden Teil seiner Vergangenheit halten zu können, beunruhigte ihn zutiefst.
    Mr Leeson schien zu finden, wonach er gesucht hatte. Er legte die Mappe beiseite und blätterte mehrere dünne Heftchen durch.
    »Da hätten wir es. Hören Sie genau zu.« Er schlug eine Seite mit einem Eselsohr auf und las laut und mit affektierter Stimme vor: »Mit einer großzügigen Apanage von ihrem Onkel, einem Ankleidezimmer voller exquisiter Kleider von Worth und Einladungen zu den exklusivsten Bällen der Saison wurde sichergestellt, dass Minerva binnen dreier Monate mit einem wohlhabenden Verehrer verlobt war.«
    Archer riss Mr Leeson die Heftchen aus der Hand und blätterte sie durch. »Minerva Fairchilds Liebesgeschichte? Das verborgene Herz Seiner Gnaden? Sie haben Ihre Entscheidungen bezüglich Ms Whitneys Zukunft aufgrund von Groschenromanen getroffen?«
    Mr Leeson versteifte sich. »Diese Novellen sind eine akkurate Reflexion moderner Kultur und Ideale. Trotzdem, die Dinge haben sich im Laufe der Zeit nicht viel geändert. Sterbliche Frauen haben immer zwei simple Dinge gebraucht, um glücklich zu werden: einen wohlhabenden Ehemann und Babys.«
    »Sie scherzen.«
    Archer konnte nicht behaupten zu wissen, was einer sterblichen Frau gefallen mochte. Obwohl die Schicklichkeit bisweilen von ihm verlangte, sich unter ihnen zu bewegen, achtete er darauf, sich möglichst von Frauen fernzuhalten. Die wenigen, mit denen er Zeit verbracht hatte, hatten den Eindruck gemacht, als genössen sie Sex auf übermäßige Weise.
    »Nein, es ist wahr « , versicherte Mr Leeson ihm. »Sie wissen von meinem Interesse am Verhalten Sterblicher. Ich habe neben diesen hier noch viele weitere Quellen gesammelt.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich dachte mir, warum sollten wir dem Mädchen diese Dinge nicht geben? Wir hatten nicht die Absicht, vor Ablauf mindestens eines weiteren Jahrzehnts nach England zurückzukehren. Während dieser Zeit wäre Personal im Haus, und die Kutschen würden unbenutzt bleiben. Der Himmel weiß, dass Sie reich genug sind, um tausend sterbliche Leben zu überdauern. Es ist doch besser, dass Ms Whitney davon profitiert als überhaupt niemand.«
    »Sie hätten mich warnen sollen. Ich kannte nicht einmal ihren Namen, um Gottes willen.«
    Archer schloss die Augen und versuchte, den verletzten Blick zu vergessen, den sie ihm zugeworfen hatte, kurz bevor sie das Arbeitszimmer verließ.
    Leeson biss sich auf die Unterlippe. »Ms Whitneys Erscheinen hier war für mich eine ebenso große Überraschung wie für Sie. Ihre Londoner Anwälte waren angewiesen, um weiteren Unterhalt nachzusuchen, falls das Mädchen die Mittel aufbrauchte, die ich … ähm, S ie ihr ursprünglich zugewiesen hatten. Einschließlich einer großzügigen Pauschale, sollte sie sich mit einem passenden Gentleman verloben, und die Einzelheiten dieser Verbindung sollten wiederum von einem Ausschuss Ihrer Anwälte geregelt werden. Ich habe nie ein Gesuch um mehr Geld erhalten, und so habe ich natürlich geglaubt, sie habe sich erfolgreich vermählt.«
    »Was ist mit den Briefen und Telegrammen, die sie erwähnt hat?«
    »Ich habe niemals welche erhalten.«
    »Warum sollte sie behaupten, sie geschickt zu haben, wenn sie es nicht getan hat?«
    Eine dunkle Ahnung wallte in Archer auf. Er funkelte Selene an, die auf der Chaiselongue lümmelte und ihre langen

Weitere Kostenlose Bücher