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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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…«, warnte Archer.
    Aber Selene hatte bereits die Tür ins Schloss geworfen.
    Elenas Kopf hämmerte ebenso heftig, wie die Tür gerade hinter ihr zugeschlagen war. All diese Zeit hatte sie in Lord Blacks Haus gelebt und seine Großzügigkeit zu schätzen gewusst. Sie hatte geglaubt, er sei ein Mann, den man respektieren könne, hatte geglaubt, dass er sie aus Güte unter seine Fittiche genommen habe. Und aus Respekt vor ihrem verblichenen Vater. Sie hatte auf seine Rückkehr nach England gewartet, hatte seine Gesellschaft ersehnt und sich vorgestellt, dass er eine Art Ersatzfamilie oder zumindest ein Freund sein würde. Jemand, der ihr vielleicht ihre Fragen beantworten würde oder den Schlüssel lieferte, um ihre Erinnerungen aufzusperren.
    Jetzt begriff sie, dass er nichts von alledem einlösen würde, und verheerenderweise bedeutete sie ihm nicht das Geringste. Er war lediglich ein reicher, lasterhafter Mann, zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich an ihren Namen zu erinnern, geschweige denn, sich um ihre Vergangenheit oder Zukunft zu scheren. Hatte er den Brief überhaupt selbst geschrieben?
    Erst als sie die Halle erreicht hatte, konnte sie wieder Atem holen.
    »Guten Abend, Ms Whitney«, trällerte eine Stimme von oben.
    Zwei Diener trugen Mrs Hazelgreaves vorsichtig Schritt für Schritt die Treppe hinunter. Samtgurte hielten die ältere Frau auf ihrem Lieblingstragesessel. »Entschuldigen Sie meine Verspätung, meine Liebe. Ich habe mein Schultertuch vergessen, und wie gewöhnlich war Mary Alice nirgends zu finden. Diese jungen Männer waren so freundlich, mich wieder nach oben zu tragen.«
    Mrs Hazelgreaves trug ein hellrosa Kleid – rosa war ihre Lieblingsfarbe. Die Gesichter der Diener waren weniger rosig. Sie waren rot vor Anstrengung, und ihre Livreen waren von Schweiß durchnässt. Noch einige Schritte, und sie setzten Elenas zierliche, grauhaarige Gesellschafterin auf dem Boden ab. Wenn Mrs Hazelgreaves von Lord Blacks Rückkehr nach England wusste, so ließ sie es sich nicht anmerken.
    Elena erwog, die Neuigkeiten mit ihr zu teilen, entschied sich dann aber zu schweigen. Mrs Hazelgreaves, die seine Lordschaft ebenfalls niemals kennengelernt hatte, würde gewiss darauf bestehen, sofort seine Bekanntschaft zu machen.
    »Was ist denn los, meine Liebe? Sind Sie krank? Sie wirken, als sei Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen.« Die alte Frau stieß einen schweren Seufzer aus. »Ich habe Sie davor gewarnt, mit diesen Unglückseligen in Whitechapel zu arbeiten, so schmutzig und krank, wie die alle sind.«
    »Ich bin nicht krank.«
    Jedenfalls nicht so, wie Mrs Hazelgreaves es meinte.
    Mrs Hazelgreaves gab die Hoffnung nicht auf, dass Elena ihre Meinung ändern würde, was ihre Arbeit in Whitechapel betraf – oder was das Arbeiten überhaupt betraf. Aus eben diesem Grund hatte Elena ihr nichts von ihrer Bewerbung an der medizinischen Fakultät erzählt.
    Elena kniete sich neben den Stuhl und öffnete mit fliegenden Fingern die Gurte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Neuankömmlinge aus dem Arbeitszimmer kommen würden, und sie hatte nicht die geringste Lust, sie noch einmal zu begrüßen.
    »Ich habe es schon immer gesagt, und ich werde dabei bleiben: Junge Damen von privilegiertem Stand sollen keine Anstellung suchen. Mir graut davor, was Lord Black sagen wird, wenn er es erfährt.«
    »Vielleicht sollten Sie ihm einen Brief schreiben«, stieß Elena zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Sie bot Mrs Hazelgreaves den Arm und half ihr aus dem Sessel. Dienstboten erschienen mit langen Umhängen, die den Damen um die Schultern gelegt wurden. Die Eingangstüren des Hauses flogen auf, und ein Diener kam hereingerauscht; von seinem Mantel tropfte es auf den Marmorboden. Er spannte einen riesigen Regenschirm auf, der so großzügig bemessen war wie ein Vordach und sie zweifellos vor dem Sturzregen schützen würde.
    »Vorsichtig, Mädchen«, warnte ihre Gesellschafterin sie. »Lassen Sie Ihr Kleid nicht durch eine Pfütze schleifen.«
    Aber Elena machte sich keine Sorgen mehr um ihre Garderobe. Viel eher fürchtete sie, die Fassung zu verlieren.
    Archer knöpfte sein Hemd mit energischen Bewegungen zu. »Ich mag keine Überraschungen.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Gnaden.« Mr Leeson ergriff eine lederne Mappe und blätterte ihren Inhalt durch. »Ich verstehe einfach nicht …«
    Selene stieß auf der anderen Seite des Raums ein Schnauben aus und warf sich auf das Sofa. Sie

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