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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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sich um ihre ältliche Begleiterin kümmern konnte und nicht mehr als eine Zierde darstellen musste. Außerdem schmerzten ihre Füße von ihrem langen Tag im Hospital.
    Wie die meisten großen Häuser in Mayfair war der Stadtsitz der Kerrigans nicht mit moderner Gasbeleuchtung versehen; stattdessen hing ein Kronleuchter von der vertäfelten Decke der Galerie herab.
    Er wäre durchaus prächtig genug für jedes Pariser Opernhaus gewesen, denn das venezianische Modell prunkte mit nicht weniger als hundert brennenden Kerzen.
    Kerzenleuchter und verspiegelte Wandleuchter spendeten an den Seiten des eleganten Raums zusätzliches Licht.
    Mrs Hazelgreaves griff nach Elenas Hand. »Oh, entzückend. Hier kommt Ihr Dr. Harcourt.«
    »Bitte, sagen Sie das nicht.«
    »Was soll ich nicht sagen?«
    »Das er mein Dr. Harcourt ist. Sie lassen es so klingen, als hätte ich ein Faible für ihn.«
    »Nun, das sollten Sie haben.«
    »Das sollte ich ganz gewiss nicht. Er ist mein Vorgesetzter im Hospital.«
    »Was er nicht sein sollte.«
    »Schscht.« So diskret wie möglich schob Elena ihr programme du bal zwischen Stuhllehne und Kissen , ihre Tanzkarte, auf derdie Reihenfolge der Tänze für den Abend aufgeführt war und zwanzig leere Zeilen noch auf die Eintragung eines Tanzpartners warteten.
    »Mrs Hazelgreaves. Ms Whitney.« Harcourt bedachte sie mit seinem strahlenden, warmen Lächeln.
    Er ergriff zuerst die Hand der älteren Frau und küsste ihre Finger. Dann schaute er Elena in die Augen, bevor er sich vorbeugte, um mit ihrer Hand das Gleiche zu tun. »Ich freue mich ja so, dass Sie beide kommen konnten.«
    »Es ist uns eine Ehre, an dem Fest Ihrer Gnaden teilzuhaben.« Mrs Hazelgreaves strahlte.
    Harcourt schaute seitlich hinter sich. »Und hier kommt auch schon die Königin von Curzon.«
    Lady Kerrigan glitt auf sie zu, ein strahlendes, hellhaariges Juwel in grüner Seide. Elena richtete sich auf ihrem Stuhl auf. Dr. Harcourt trat an ihre Seite.
    »Ms Whitney, ich schwöre, Sie sehen heute Abend so reizend aus, dass mein Herz vor Bewunderung förmlich weint «, erklärte Lady Kerrigan.
    Elena entging nicht, wie Dr. Harcourts schöne Mutter sie von Kopf bis Fuß musterte.
    »Vielen Dank, Lady Kerrigan.«
    »Charles erzählt, dass Sie sich glänzend in Ihre Pflichten im Hospital hineingefunden haben.«
    »Ich habe jeden Moment genossen, den ich dort verbracht habe.«
    » Wunderbar. Der Dienst an Londons Armen ist eine so würdige Sache. Was mich betrifft, ich ziehe die Läden der Bond Street vor.«
    »Zum großen Verdruss meines Vaters«, kicherte Dr. Harcourt und entlockte allen ein Lachen. In Wahrheit war die Aktivität Ihrer Gnaden in einer Anzahl wohltätiger Unternehmungen allenthalben bekannt.
    Lady Kerrigans Gesicht nahm einen ernsteren Ausdruck an. »Wahrhaftig, Ms. Whitney, es wäre nachlässig von mir, wenn ich meine Angst um Ihre Sicherheit unerwähnt ließe. Die Morde an diesen Frauen …«
    Dr. Harcourt unterbrach sie: »Kein einziger Mord wurde auf dem Gelände des Hospitals verübt.«
    »Aber nur wenige Straßen entfernt!« Lady Kerrigan umklammerte seinen Arm. »Zu nah für meinen Geschmack.«
    »Ich habe wiederholt die gleiche Furcht zum Ausdruck gebracht.« Mrs Hazelgreaves stieß einen leisen Seufzer aus.
    Harcourt schüttelte den Kopf. »Ich versichere Ihnen beiden, bei meiner Ehre, Ms Whitney droht nicht die geringste Gefahr – nicht, solange sie sich nicht angewöhnt, allein in den Stunden nach Mitternacht durch die Straßen und Gassen des East End zu wandern.«
    Elena fügte hinzu: »Es stimmt. Ich habe im Krankenhaus nie um mein Wohlergehen gefürchtet.«
    Was an diesem Nachmittag im Nebel vor dem Hospital geschehen war, zählte natürlich nicht, weil sie sich nur etwas eingebildet hatte.
    Lady Kerrigan presste die Lippen aufeinander. »Ich werde es nicht noch einmal erwähnen, jedenfalls nicht heute Abend, weil ich nicht zulassen werde, dass diese abscheuliche Bestie meinen Geburtstag ruiniert. Ich wollte Ms Whitney lediglich wissen lassen, wie ich empfinde.«
    »Vielen Dank für Ihre Anteilnahme, Lady Kerrigan.«
    Lady Kerrigan nickte, bevor sie näher an Mrs Hazelgreaves’ Stuhl herantrat. »Übrigens, Mrs Hazelgreaves, ich habe Ihnen so viel zu erzählen. Mutter hat aus Venedig geschrieben …«
    Elena wusste aus früheren Gesprächen, dass Mrs Hazelgreaves und Dr. Harcourts Großmutter väterlicherseits Jahrzehnte zuvor gemeinsam Debütantinnen gewesen waren.
    Harcourt streckte eine Hand aus.

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