Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
offensichtlich bei Bewusstsein. Der Teufel sollte sie holen, wenn nicht ein Lächeln um seinen Mund spielte.
Sie senkte den Blick auf seinen Mund und schaute ihm dann wieder in die Augen. Spannung knisterte wie Elektrizität zwischen ihnen.
»Ich habe es Ihnen erklärt«, flüsterte sie.
»Das haben Sie«, flüsterte er zurück.
Elena räusperte sich. »Ist Ihnen einmal der Gedanke gekommen, dass ich ein eigenes Leben habe? Dass ich während Ihrer stummen und teilnahmslosen Abwesenheit Entscheidungen für meine eigene Zukunft getroffen haben könnte?«
Was immer an vertraulicher Stimmung zwischen Ihnen aufgekommen war, verpuffte in diesem Moment.
»Als da wären?«, fragte er scharf.
Etwas in ihm bäumte sich auf, tausend spitze Nadeln, die in sein Herz zielten. Wenn sie ihm sagte, dass ihr bereits jemand einen Antrag gemacht hatte und dass der Name ihres zukünftigen Ehemannes Dr. Charles Harcourt war, würde er den Schreibtisch hochheben und an die Wand werfen.
»Diese Herren, von denen Sie hoffen, dass Sie sie dazu verlocken können, mich zu heiraten …«
»Ja?«
»… wären entsetzt von der Vorstellung, eine Ärztin zur Ehefrau zu haben.«
»Eine Ärztin? « , stieß Mrs Hazelgreaves atemlos hervor.
»Ja, genau.« Sein Mündel verschränkte die Arme über den hohen, mädchenhaften Brüsten. »Ich habe mich an der London School of Medicine for Women beworben.«
»Unmöglich.« Er schüttelte den Kopf. »Sie müssten für Prüfungen büffeln«
»Prüfungen. Ja«, stimmte sie mit offensichtlicher Befriedigung zu. »Ich habe sie bereits bestanden.«
»Und Sie haben …«
»Um ein Empfehlungsschreiben nachgesucht. Es wurde geschrieben und angenommen.«
»Von wem?« Er wusste es natürlich bereits, wollte aber den verwünschten Namen von ihren Lippen hören.
»Von jemandem, der anscheinend an mich glaubt.«
»Und?«, fragte er leise und kalt. »Was jetzt?«
»Ich werde weiter als Krankenschwester im Hospital arbeiten, während ich auf meine Immatrikulation warte.«
Er blickte zu Mrs Hazelgreaves hinüber, dann wieder zu ihr. »Verdammt. Ich glaube, diesmal ist sie wirklich ohnmächtig geworden.«
Elena warf ihm einen ungläubigen Blick zu, aber dann sah sie, dass ihrer betagten Gesellschafterin der Mund offen stand. Ihre Züge hatten sich in der Bewusstlosigkeit vollkommen entspannt. Elena raffte ihre Röcke und eilte hin.
»Mrs Hazelgreaves?« Im Niederknien ergriff sie das Handgelenk der alten Frau und hielt einen Finger auf ihren Puls. »Oje.«
»Vielleicht haben Sie sie umgebracht«, unkte Archer.
Mrs Hazelgreaves Lider öffneten sich flatternd, und nach einem Moment der Besinnung richtete sie den wässrigen Blick auf Elena. »Kann mir bitte jemand sagen, dass ich aus einem schrecklichen Traum erwacht bin?«
»Es wird alles gut«, besänftigte Elena sie.
»Was werden die Leute nur sagen?«, murmelte ihre Gesellschafterin. »Sie hätten sich ebenso gut einem reisenden Zirkus anschließen können. Und denken Sie nicht, ich hätte diese Tätowierung an Ihrem Handgelenk nicht gesehen.«
Elena lächelte matt. »Ich glaube, sie kommt zu sich.«
Mrs Hazelgreaves presste sich eine Hand auf die Stirn. »Rufen Sie eins der Hausmädchen von hier unten. Es soll mir ein Stärkungsmittel bringen!«
Augenblicke später traf das Mädchen ein, eine diskrete silberne Flasche in der Hand. Mrs Hazelgreaves hievte sich aus ihrem Stuhl hoch und umklammerte den Arm des Mädchens.
Elena beugte sich vor, um ihr zu helfen. »Können Sie laufen?«
»Natürlich kann ich das.« Mrs Hazelgreaves schlug ihre Hand weg. »Ich bin ja nicht klapprig .«
»Vielleicht würde ein Weilchen im Wintergarten Ihre Lebensgeister wieder wecken«, schlug Elena vor, weil sie ihr einen Marsch die Treppe hinauf ersparen wollte.
»Ja, der Wintergarten. Ich brauche Zeit, um mich von dem Schock dieser Ankündigung zu erholen. An Archer gewandt fügte Mrs Hazelgreaves leise hinzu: »Es sei denn, Sie können sie dazu bringen, von ihrem lächerlichen Unternehmen abzulassen. Unsere Liste geeigneter Kandidaten ist soeben zerrissen worden.«
Elena schaute ihrer Gesellschafterin nach. Als sie sich wieder Archer zuwandte, verzog sie die Lippen zu einem freudlosen Lächeln. »Sind wir nicht ein schönes Paar?«
»Was meinen Sie damit?«, antwortete er knapp.
Sie lachte kläglich. »Sie, der liebenswerte Vormund, und ich, ihr gehorsames Mündel. Es ist wie in einem dieser Groschenromane, wo alles schiefgeht.«
»Sie sollten nicht so zu
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