Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Hazelgreaves.«
»Hazelgreaves …«, murmelte er. »Irgendwie verwandt mit Ibbot Hazelgreaves, dem Kabinettsmitglied?«
Sie neigte den Kopf. »Ich bin seine Witwe.«
»Ein sehr wichtiger Mann. Es stimmt, was die Leute sagen. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau. Sie müssen diese kluge Frau sein.«
Belinda lächelte, denn er sprach die Wahrheit. Ibbot hatte Bedeutendes erreicht, sowohl politisch als auch gesellschaftlich, und das hatte er ihr zu verdanken gehabt. Genauso würde es ihrer rebellischen Schutzbefohlenen gehen, ob sie wollte oder nicht. Sie weigerte sich, Ms Whitney zu erlauben, ihre Reputation zu beschädigen. Sie war geduldig gewesen mit dieser ganzen Narretei im Hospital, aber mit der Ankündigung, auf eine medizinische Schule gehen zu wollen, hatte sie den Bogen überspannt. Nach der Reaktion Seiner Gnaden zu schließen, sah er es genauso, davon war sie überzeugt.
»Sie und Lord Black sind Freunde?«, fragte sie.
Er beugte sich über die Armlehne des Stuhls, gesellig und vertraulich. »Lord Black und ich kennen uns schon sehr lange. Was ist mit Ihnen, verehrte Mrs Hazelgreaves? Wie sind Sie nach Black House gekommen?«
»Ich bin Gesellschafterin seines Mündels, Ms Whitney.«
»Ah, ich verstehe.« Er ließ seine perfekten weißen Zähnen aufblitzen. »Ms Whitney. Ich glaube, ich habe neulich bei den Kerrigans einen Blick auf sie erhascht.«
»Sie waren dort?« Sie strahlte. »Ms Whitney ist ein reizendes Mädchen, nicht wahr?«
»Atemberaubend.«
»Aber ich nehme an, dass ich bald auf den Besitz meines Sohns in Wilshire zurückkehren werde.«
»Ach ja? Warum?«
»Seine Lordschaft möchte Ms Whitney verheiraten oder zumindest in einer geziemenden Verlobung sehen, bevor er London wieder verlässt.«
»Interessant.«
»Was ist mit Ihnen, Lord Alexander?« Sie lächelte vielsagend. »Sind Sie … gebunden?«
»Nun, Mrs Hazelgreaves«, seine Augen glänzten schelmisch, »das bin ich nicht.«
»Nun, dann bin ich hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Sie ist weg!« Leeson stürmte in die Bibliothek.
Er verströmte Angst, etwas, was selten genug war, um Archers Aufmerksamkeit zu erregen. Sein Sekretär bewegte sich für gewöhnlich mit der Unerschütterlichkeit eines Rinds durch seine unsterbliche Existenz. Der alte Mann zog ein Taschentuch aus seiner Westentasche und tupfte sich die Stirn ab.
Archer hatte seit jener ersten Nacht auf dem Dach Elenas Gedanken nicht lesen können. Bedauerlicherweise waren sie irgendeine seltene Ausnahme von der Regel. So war es einfach bei manchen Seelen. Diese Seelen hinterließen eben eine andere Art Spur, eine, die sie im Kielwasser ihrer Bewegung hinter sich ließen. Als solche hatte er ihre Abwesenheit gespürt, sobald sie das Grundstück von Black House verlassen hatte. Vielleicht brauchte sie, genau wie er, ein wenig Zeit für sich allein, um sich von ihrem unerfreulichen Wortwechsel zu erholen. Die Dinge hatten sich ganz und gar nicht so entwickelt, wie er es gewollt hatte.
»Sie – wer?«, erwiderte Archer kühl und tauchte seine Feder ins Tintenfass.
Die Augen seines Sekretärs wurden schmal. »Die einzige Frau in diesem Haus, auf die Sie keinen roten Heller geben.«
Leeson ging in der Bibliothek auf und ab und wedelte in einer untypisch dramatischen Geste mit dem Arm. »Ich habe sie auf die Straße hinaustreten sehen, aber ich konnte meinen Kutscher nicht schnell genug zum Anhalten bewegen, um einzugreifen.«
»Ich bin mir sicher, sie ist einfach zu einem Spaziergang in den Park gegangen.«
»Sie ist allein ausgegangen, ohne einen geziemenden Geleitschutz oder eine Begleitung, und junge englische Damen aus Mayfair sollen das nicht tun. Nach allem, was ich gelesen und beobachtet habe, wird es nicht als schicklich betrachtet.«
In seinem grünen Mantel sah er aus wie ein rotgesichtiger, einäugiger Kobold. »Und nicht nur das, sie ist auch noch durch den Hof gegangen wie ein gewöhnliches Hausmädchen. Gekleidet wie ein gewöhnliches Hausmädchen. Und sie hat eine Droschke gerufen. Einen schmutzigen, gemieteten Wagen, gefahren von einem Fremden. Warum tut sie das, obwohl man ihr hier von Anfang an jeden erdenklichen Luxus zur Verfügung gestellt hat?«
Ganz plötzlich wurde Leeson steif. Er warf Archer einen scharfen Blick zu. »Was haben Sie ihr getan?«
»Passen Sie auf, was Sie sagen, Leeson, oder ich werde Ihre Position bei mir überdenken.«
Leeson schäumte vor Wut. Genau wie Archer. Er hatte den Ahnen
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