Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
es wie immer vor, allein zu arbeiten.«
Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Ich hasse es, mich hilflos zu fühlen. Ich hasse es, dass diese Bestie die Straßen meines Königreichs terrorisiert. Tun Sie, was Sie müssen, um ihn zur Strecke zu bringen, Lord Black, um den Verbrecher in die Hölle zu schicken.«
»Ich bin mir sicher, dass ich das noch dringender wünsche als Sie, Eure Majestät.«
»Also schön. Ich nehme an, ich muss Sie entlassen und Ihnen erlauben zu tun, was Sie am besten können. Ich gebe jedoch zu, dass mich das Treffen mit Ihnen beruhigt hat.«
Archer stand auf. »Ich werde Sie über alle Entwicklungen auf dem Laufenden halten.«
Er verneigte sich, als wollte er sich verabschieden.
»Warten Sie. Bitte«, rief die Königin leise und biss sich mit untypischer Ängstlichkeit auf die Unterlippe. Sie hob beide Hände und winkte ihn heran. Er ging zu ihr. Nachdem sie in den Kissen des Sofas nach irgendetwas getastet hatte, drückte sie ihm ein Pergament in die Hand.
»Bitte, Lord Black. Nehmen Sie es.«
Er schaute voller Mitgefühl auf sie hinab. Obwohl es schon ewig her war, erinnerte er sich an die brennende Trauer und den Schmerz, die ganze Zeit allein weitermachen zu müssen.
Mit leiser Stimme sagte er: »Sie wissen, dass ich nicht den Kurier spielen kann. Meine Befugnis erstreckt sich nur auf diese korrupten sterblichen Seelen, die die Existenz der amaranthinischen Rasse bedrohen. Alle anderen sind jenseits meines Einflussgebietes.«
»Können Sie mir nichts über ihn sagen?«
»Nur, dass er seinen Frieden hat und Ihnen dasselbe wünscht.«
Sie nickte, und die Tränen zogen schwer an ihren Wimpern. Sie blinzelte sie weg. »Ich wünsche mir nichts mehr, als wieder mit ihm zusammen zu sein.«
Er drückte ihr die Hände. »Wenn die Zeit reif ist.«
Dann ließ er sie allein. Sein letztes Bild von der Königin zeigte die alte Frau, wie sie eine handgeschriebene Nachricht über unsterbliche Liebe an die Brust drückte, in diesem Moment nicht die mächtigste Monarchin der Welt, sondern eine trauernde Witwe.
9
»Ms Whitney, haben Sie die Gräfin heute gesehen?«, fragte Mary Alice, während sie einen kleinen Stapel sauberer Handtücher neben dem Waschbecken zurechtlegte.
»Nein.« Elena wandte den Blick von dem Rock ab, den sie an diesem Nachmittag im East End getragen hatte. Sie hatte das Kleidungsstück hinter der Tür auf einen Kleiderbügel gehängt und war gerade damit fertig geworden, den Saum sauber zu waschen. »Ich weiß, dass sie gestern Nacht das Haus verlassen hat, aber ich habe keine Ahnung, was sie vorhatte. Warum fragen Sie?«
Sie hatte wahrlich versucht, die Gräfin und ihren seltsamen Wortwechsel vom Abend zuvor zu vergessen. Sie war sich immer noch nicht sicher, welche Beziehung diese Frau zu Lord Black unterhielt, und fragte sich, ob sie es jemals erfahren würde. Trotz der Zeit, die sie an diesem Nachmittag mit ihrem Vormund verbracht hatte, hatte sie nicht das Gefühl, ihn besser zu kennen als zuvor. Wer oder was auch immer mit ihm in Verbindung stand, blieb hinter einer Mauer undurchdringlicher Rätselhaftigkeit verborgen.
Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger lächerlich erschien ihr ihre törichte Idee, dass er ein Agent der Krone war. Sie ging zum Waschbecken und goss Wasser hinein, um sich die Hände zu waschen.
Mary Alice reichte ihr ein frisches Handtuch. »Nun, Ms, heute Morgen ist sie zurückgekommen von dort, wo sie die ganze Nacht gewesen ist. Sie ist die Treppe hinaufgestürmt und hat befohlen, dass man ihr unverzüglich eine Kanne ›starken türkischen Tee‹ in ihr Zimmer bringen solle.«
»Aber keine Bücher?«
»Pardon, Ms? Bücher?« Mary Alices Stirnrunzeln offenbarte ihre Verwirrung.
»Oh … nichts.«
»Also habe ich mich beeilt, ihr den Tee zu bringen, nur um festzustellen, dass sie jedes Stück Wäsche aus ihrem Zimmer geworfen hatte. Die Bettlaken, die Handtücher, alles hat sie vor ihrer Tür auf einen Haufen im Flur geworfen.«
»Hat sie gesagt, warum?«
»Oh ja. Sie war sehr mitteilsam«, erwiderte Mary Alice mit einem kaum wahrnehmbaren Unterton von Sarkasmus. »Sie hat mir gesagt – nein, sie hat mir eher zugerufen –, dass sie nur ›Wäsche höchster Qualität‹benutzen könne, weil ihre Haut so zart sei.«
Elena kicherte und schaute vielsagend auf das Handtuch in ihrer Hand. »Was für Wäsche benutzen wir nur? Wäsche, die anscheinend aus Lumpen gewebt wurde. Also hat die Haushälterin, die dem Gast Seiner
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