Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
und die Menge geriet tatsächlich ziemlich außer Kontrolle.
Elena öffnete ihre Tasche. »Lizzy, ich möchte Ihnen etwas geben …«
Lizzy hob abwehrend die Hand und stützte sich auf ihre Krücke. »Nein, Ms Sie haben bereits genug für mich getan.«
»Wie werden Sie in die Pension zurückkommen?«
»Ich bin die ganze Zeit ohne Ihre Wohltätigkeit zurechtgekommen, Schwester Whitney«, antwortete sie leise. »Und ich denke, ich werde auch heute zurechtkommen.«
Unten auf der Straße hatten die Reden begonnen; ein Mann wechselte sich mit dem nächsten ab und forderte den Rücktritt verschiedener öffentlicher Würdenträger, weil sie die Schuld daran trügen, dass Verbrecher nicht hinter Schloss und Riegel kämen. Archer machte einige Schritte auf das weniger bevölkerte Ende der Straße zu und wartete auf Elena. Es raubte ihr unerwartet den Atem, wie er da so hochgewachsen und auf dunkle Weise attraktiv dastand, während ein Windstoß in sein Haar und unter den knielangen Mantel fuhr.
»Also gut, Lizzy«, sagte Elena widerstrebend. »Bitte, versuchen Sie, Ihr Bein nicht so zu belasten, und kommen Sie ins Krankenhaus, wenn die Schmerzen schlimmer werden.«
»Das mache ich, Schwester Whitney. Passen Sie selbst auf sich auf.« Lizzy winkte, bevor sie sich umdrehte, um den Gehsteig entlangzuhumpeln.
Elena ging zu Lord Black, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu einer Reihe von Droschken, die man mieten konnte. »Ich fühle mich nicht gut dabei, sie allein zu lassen.«
»Sie können sie nicht alle retten.«
»Ich wäre schon glücklich über eine Einzige.«
Archer musterte die Droschken und schien die auszuwählen, die am anständigsten aussah. Er trat vor und sprach mit dem Fahrer. Dann half er Elena in die Droschke und schloss die Tür hinter ihr.
Sie beugte sich aus dem offenen Fenster. »Sie kommen nicht mit?«
»Ich habe meine Verabredung.«
»Der Fahrer könnte Sie dort absetzen. Ich könnte auf Sie warten.«
»Nicht diesmal. Ich sehe Sie heute Abend in Black House.«
Er gab dem Fahrer ein Zeichen, und die Kutsche setzte sich holpernd in Bewegung.
Elena lehnte sich auf dem Sitz zurück und dachte über ihren geheimnisvollen Vormund nach. Wohin ging er? Um welche Angelegenheit kümmerte er sich? Sie hatte immer noch das Gefühl, als wüsste sie nichts über ihn.
Sie rutschte tiefer in den Sitz und presste ihre Tasche an die Brust. Er war so gut aussehend, dass ihr das Herz davon wehtat. Warum konnte er nicht der Eine für sie sein, wo sich ihr Herz doch heimlich nach ihm verzehrte? Zum ersten Mal fragte sie sich, ob er ein Spion war. Ja, ein Spion im Dienste Ihrer Majestät selbst.
Wirklich, wenn es mit der Medizin nicht funktionierte, sollte sie es mit dem Schreiben romantischer Romane versuchen. Manchmal fielen ihr die unterhaltsamsten Dinge ein.
Als Archer aus der Droschke stieg, senkte sich die Dämmerung herab. Er gab dem Fahrer eine Krone, und bevor er über das Bahngelände ging, instruierte er den Mann zu warten. Schotter knirschte unter seinen Stiefeln.
Zwei schwarze Lokomotiven ohne Richtungsanzeiger und vier Passagierwaggons standen auf dem dritten und am weitesten entfernten Gleis, die Fenster mit dunklen Vorhängen verhüllt. Sieben Posten, bekleidet mit unauffälligen Anzügen und alle ausnehmend muskulös und gut bewaffnet, standen an verschiedenen Punkten Wache. Einer von ihnen führte einen kleinen Skye Terrier an der Leine.
Als Archer näher kam, trat einer der Wachposten von dem hinteren Bahnsteig herunter.
»Ihr Name, Sir?«, fragte er.
»Black.«
Der Mann schaute zu dem Zug hinüber. Ein Vorhang bewegte sich, und eine Hand gestikulierte im Inneren.
Er bedachte Archer mit einem knappen Nicken. »Gehen Sie nur, Euer Lordschaft.«
Archer ergriff das Geländer und stieg die Metalltreppe hinauf. Die Waggontür wurde von innen geöffnet, und ein anderer Wachhabender hieß ihn mit prüfendem Blick willkommen.
»Euer Gnaden.«
Archer trat in einen voll möblierten Salon, dessen dunkelrote Wände von einer Anzahl Tischlampen erhellt wurden. Üppige Arrangements aus Priemeln und Veilchen zierten mehrere Beistelltische und erfüllten die Luft mit ihrem Duft. Zwei weitere Wachleute standen an den gegenüberliegenden Enden des Waggons.
Die Frau, mit der er verabredet war, saß auf einem kleinen Sofa, ihr rundes Gesicht ein Abbild der Nachdenklichkeit über der Lochstickerei an ihrer Kehle. Ein Gehstock lehnte neben ihr an den Polstern.
»Eure Majestät.« Archer trat
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