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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Kaminsims stieß. »In Ihrem Bett sind Schlangen .«
    »Ms Whitney?« Die Gräfin stemmte sich aus dem schummrigen Dunkel ihrer Bettstatt hoch und schien nicht im Mindesten besorgt, dass nicht weniger als zwanzig Schlangen um ihre Beine, ihre Taille und ihre Arme glitten. Abgesehen von den Schlangen waren da nur bleiche, glänzende Haut und dunkles Haar. Die Gräfin schlief tatsächlich nackt.
    »Was haben Sie in meinem Zimmer zu suchen?«, murmelte sie ungehalten.
    Elena griff nach dem eisernen Schürhaken neben dem Kamin.
    »Ich … ähm, hatte angenommen, dass wir, da Sie gestern Nacht in mein Zimmer gekommen sind und wir so ein schönes Gespräch geführt haben, nicht mehr förmlich miteinander umgehen.«
    Eine Schlange wand sich aus Selenes Haar und klatschte auf ihre nackte Schulter, bevor sie auf ihr Kissen fiel und sich davonschlängelte.
    »Sie meinen … wie Freundinnen?«, fragte Selene argwöhnisch.
    »Allerdings. Wie Freundinnen.«
    Die Gräfin nahm ein großes, exotisch aussehendes Tuch vom Bett, und nachdem sie vorsichtig mehrere ihrer sich schlängelnden Gefährten auf die Matratze gelegt hatte, hüllte sie sich in das Tuch wie in eine Toga.
    Sie stand auf und kam durch das schummrige Licht auf Elena zu. »Ich muss Ihnen ziemlich exzentrisch erscheinen.«
    »Nun ja. Die Schlangen …« Elena lachte nervös und behielt das Bett im Auge. Die ganze Szene war so unwirklich. »Sehr ungewöhnlich.«
    »Ich liebe Schlangen.«
    »Ich fürchte, ich tue das nicht.«
    Eine Schlange glitt über den Boden auf sie zu, kaum sichtbar auf dem Teppich. Elena sprang zur Seite und presste den Schürhaken an sich. Offensichtlich waren die Schlangen Schoßtiere. Sie war sich sicher, dass es nicht gut ankommen würde, wenn sie eins der Tiere in Stücke schlug.
    »Ich habe sie nicht immer geliebt.« Selene bückte sich, um die Kreatur aufzuheben. »Vipern haben mir früher schreckliche Angst eingejagt, aber ich habe vor langer Zeit gelernt, das zu lieben, was ich am meisten fürchte. Es hat mich stärker gemacht.« Sie lächelte. »Außerdem sind Schlangen ein Symbol des Adels.«
    »Ach ja?«
    »Hier, berühren Sie Xerxes mit dem Finger am Rücken.«
    Die Gräfin hielt ihr Xerxes hin. Sein schmaler, kleiner Körper hing zwischen ihren Händen. Elena wollte ihn nicht berühren, aber ebenso wenig wollte sie zimperlich wirken. Und verflucht sei ihre Impulsivität – wenn sie nur nicht hingegangen wäre und sich das Handgelenk hätte tätowieren lassen! Es ergab keinen Sinn, dass sie dauerhaft das Bild einer Schlange auf ihrer Haut trug und sich gleichzeitig weigerte, ein solches Tier zu berühren.
    Zaghaft strich sie mit der Fingerspitze über die glatten, glasharten Schuppen. »Was für eine Überraschung. Er ist kühl und trocken. Ich habe mir vorgestellt, dass er schleimig wäre. Ist er … giftig?«
    »Tödlich.« Selene lächelte und offenbarte ihre geraden, weißen Zähne.
    Elena erstarrte.
    »Machen Sie bloß keine plötzlichen Bewegungen oder fangen an zu schreien oder irgendetwas Lächerliches in der Art. Dann wird Ihnen nichts passieren.« Sie zuckte die Achseln. »Und wenn er Sie doch beißen sollte, ist es nach allem, was ich gehört habe, keine gar so schlechte Art zu sterben.«
    Elena schluckte hörbar. »Ich bin vollkommen beruhigt.«
    »Hier, ich will ihn Ihnen um den Hals legen.«
    Bevor Elena ablehnen konnte, hatte Selene Xerxes um ihre Schultern drapiert. Sie hob schnell ihr Haar an, damit er sich nicht verhedderte.
    »So«, verkündete die Gräfin und klang erfreut.
    »Er … das ist nicht übel.« Elena starrte aus dem Augenwinkel nach unten. Xerxes schob die schmale, gegabelte Zunge aus dem Maul und berührte ihr Kinn.
    »Oh, sehen Sie, er hat Ihnen einen Kuss gegeben. Er mag Sie«, gurrte Selene. Ein breites Lächeln erhellte ihre Züge. Im nächsten Augenblick verschwand das Lächeln, und ihre Augen blitzten auf. »Jetzt geben Sie ihn mir zurück.«
    Momente später entfloh Elena in den Flur und zog die Tür fest hinter sich zu.
    Sie schaute hinter sich auf den Boden, um sich davon zu überzeugen, dass sich nichts unter der Tür hindurchschlängelte. Als sie nichts sah, sackte sie erleichtert gegen die Wand.
    Gott, sie war noch nie einer so bizarren Person wie der Gräfin begegnet! Sie hatte sich endlich losgemacht, indem sie erklärte, dass sie Mrs Hazelgreaves nicht mit dem Abendessen warten lassen könne, was nicht mal eine Lüge war. Ihre

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