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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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versuchen, ihr wehzutun, um mich zu treffen. Lassen Sie das nicht zu.«
    »Das werde ich nicht.« Mit zuckendem Schnurrbart hielt Leeson seine Jacke auf, und es kamen zwei Dolche zum Vorschein, die in kunstvoll in seine Brokatweste eingearbeiteten Futteralen steckten. Die Klingen der Dolche, geschmiedet aus amaranthinischem Silber, glänzten in einem unwirklichen Licht. Seelentöter. »Ich tauge nicht als Schattenwächter, aber ich kann ein verdammt unangenehmer Sekretär sein, wenn es nötig ist.«
    Archer nickte und ging zur Tür. Sein Instinkt sagte ihm, dass er in Elenas Nähe bleiben sollte, dass er sich in einen Schatten verwandeln und sie in der Nacht bewachen sollte. Aber seine ewige Aufgabe war es nicht, eine sterbliche Frau zu beschützen – eine junge Frau, deren irdische Existenz in einem Wimpernschlag der Ewigkeit enden würde –, sondern das Gleichgewicht der sterblichen Bevölkerung der Welt aufrechtzuerhalten, um das gefährdete Reich der Amaranthiner zu schützen.
    Leeson rief ihm nach: »Was ist mit der Behauptung des Rippers, dass er die Stadt verlassen habe?«
    Archer hielt inne. »Während ich heute im East End war und meine Kräfte ihre volle Stärke zurückgewonnen hatten, habe ich nicht die geringste frische Spur von ihm gefunden. Es gab verblasste Spuren, die Tage alt waren und die ich heute Nacht untersuchen werde. Er muss in den Untergrund gegangen sein, in die unterirdischen Tunnel unter der Stadt. Oder er könnte nach Paris gefahren sein oder sogar nach New York. In eine andere Stadt von Londons Größe und Unübersichtlichkeit. Er würde sie mögen. Geben Sie Charon Bescheid, dass er sich bereithalten soll, denn wir brechen vielleicht von einem Moment auf den anderen auf.«
    Auf der Thrawl Street, die als gefährlichste Straße Spitalfields berüchtigt war, gab es keine funktionierenden Straßenlaternen. Archer ging über den von Abfall übersäten Gehweg.
    »Verkaufe Streichhölzer«, schnarrte ein kleines Mädchen, als Archer vorbeiging.
    Sie war eine einsame Seele und lehnte in einem zu großen Kleid an einer Ziegelsteinmauer. Ein Tablett mit Streichhölzern hing an einem Riemen um ihren Hals. Archer dachte an Elena, warf einige Münzen zu den kleinen, rechteckigen Schachteln und ging weiter.
    Normalerweise wären noch immer Menschen unterwegs gewesen, hätten auf Vortreppen geplaudert, gestritten und gefeilscht, aber heute Abend hatten alle, die sich ein Quartier leisten konnten, dort Zuflucht gesucht. Die Übrigen waren zu Fuß zu den Parks und den öffentlichen Bereichen von West London gegangen, in der Hoffnung, dort dem nächsten mörderischen Angriff der Klinge des Rippers zu entgehen.
    Nicht so Archer. Zorn machte ihn gnadenlos. Seit der Ablieferung des Briefs in Black House konnte er nicht umhin, sich zu fühlen, als hätte der Ripper sein Privatestes selbst überfallen, die Türen im Wind schwingen lassen und hämisch das Blut seiner Opfer über die Wände gespritzt … und über Elena.
    Archer war in zerstörerischer Stimmung. Er sehnte sich nach einem Grund, zuzuschlagen, brennende Wut unter der Haut zu spüren.
    Mitten auf der Straße hielt er vor einem Gebäude inne – einem in einer endlosen Reihe von rattenverseuchten Mietskasernen, im Besitz reicher Männer, die in besseren Straßen lebten und die alltäglichen Unannehmlichkeiten ihres Geschäfts skrupellosen Hausverwaltern überließen. Die meisten waren fünf Stockwerke hoch mit Fensterfronten entlang der Straße. Schwaches Licht billiger Kerzen leuchtete in einigen wenigen Fenstern, aber die meisten waren dunkel. Widerlich stinkender Abfall häufte sich in Gassen und Gossen.
    Er spähte hinauf und nahm seinen Zylinder ab. Direkt über ihm wehte ein Luftzug eine schmuddelige Baumwollgardine aus einem offenen Fenster. Im nächsten Moment klopfte er mit den Knöcheln gegen eine baufällige, ebenerdige Tür, die anscheinend bei zahlreichen früheren Gelegenheiten eingetreten worden war.
    Aus dem Inneren wurden gemurmelte Flüche laut. Ein bleicher, hohläugiger junger Mann öffnete. Er trug nur ein Unterhemd und ausgebeulte Hosen.
    »Du kommst zu spät. Wir sind voll.« Der Hauswirt stieß ein boshaftes, trockenes Lachen aus und entblößte von Tabakflecken übersäte Zähne. »Mein Glück, niemand will heute Nacht auf den Straßen aufgeschlitzt werden.«
    Archer blockierte den Riegel mit der Hand.
    »Der Mann knurrte: »He, ich habe dir gerade gesagt …«
    Er sah Archer in die Augen. Sofort wurde er kleinlaut und

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