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Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)

Titel: Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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einem sehr unenglischen Stil – machte sich aber nicht die Mühe, die Knöpfe zu schließen. »Ich will jetzt, dass Sie auch etwas für mich tun.«
    Elena wappnete sich. Gewiss würde er sie daran erinnern, dass sie so bald wie möglich einen Ehemann finden musste. Er stöberte in einer Schublade und förderte schließlich einen Kamm und eine glänzende silberne Schere mit langen spitzen Schneiden zutage.
    »Würden Sie mir bitte die Haare kürzen? Ich könnte warten, bis Leeson so freundlich ist, aber da sie bereits hier sind …«
    Elena atmete aus, erleichtert, dass die erwarteten Worte nicht über seine Lippen gekommen waren. Bis ihr bewusst wurde, worum er sie bat.
    »Ich soll Ihnen die Haare schneiden?« Entsetzt runzelte sie die Stirn. »Warum sollten Sie mich bitten, das zu tun?«
    »Weil ich es so möchte.«
    »Aber Ihr Haar ist …«
    Bemerkenswert.
    Göttlich.
    »Was?«, fragte er ungeduldig.
    »Ich möchte einfach nicht, dass Sie es abschneiden.«
    »Es wird nachwachsen. Das tut es immer.« Sie starrten einander an, bis er erneut zu sprechen begann. »Ich deute Ihre Zurückhaltung als Weigerung.«
    Seine Augen waren hart, ja, und seine Manieren ließen zu wünschen übrig, aber irgendetwas siedete unter seiner Oberfläche, etwas Intensives, das an Verzweiflung grenzte und das sie davon überzeugte, dass sie bleiben musste.
    »Sie irren sich«, erwiderte sie leise.
    Überraschung blitzte kurz in seinen Augen auf.
    »Dann kommen Sie herein.« Die Wildheit wich aus seiner Miene, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. »Ich werde Sie schon nicht überrumpeln.«
    Wieder falsch, konterte Elena im Stillen. Sie war längst gründlich überrumpelt.
    Er verschwand im Dunkel seines Ankleidezimmers und holte einen Hocker. Dann setzte er sich hin, setzte einen nackten Fuß auf seine Querleiste und hielt ihr Schere und Kamm hin.
    »Ihnen die Haare zu schneiden, ist wohl das Mindeste, was ich dafür tun kann, dass Sie Lizzy ein Leben auf der Straße erspart haben.« Sie ergriff die Instrumente. »Wollen wir hoffen, dass ich Sie nicht wie einen Narren aussehen lasse. Ich weiß nicht, ob ich jemals zuvor irgendjemandem die Haare geschnitten habe.«
    »Es sind nur Haare.« Er drückte die Schultern durch und wartete. »Nur zu, Delilah. Schneiden Sie.«
    Die Erinnerung traf sie wie ein Schlag, und der Raum drehte sich. Sie taumelte und spürte seine Hände an ihrer Taille – spürte, wie er sie an sich zog.

10
    »Ich habe früher meinem Vater die Haare geschnitten«, wisperte Elena. Sie hielt die Augen fest geschlossen, voller Angst, dass die schöne, langersehnte Erinnerung genauso schnell verschwinden würde, wie sie gekommen war. »Auf einem Stuhl neben dem Fenster, wo das Morgenlicht am hellsten war.«
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihren Vater, und er lächelte sie mit inniger Liebe in den Augen an. Sie lächelte ebenfalls. Tränen sammelten sich in ihren Wimpern.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Archer, während er ihr über den Rücken strich. Seine Hände waren groß und geschickt, und es gefiel ihr, wie sie sie hielten.
    »Ich habe Angst, die Augen zu öffnen.«
    »Dann tun Sie es nicht. Noch nicht, wenn Sie es nicht wollen«, sagte er leise, die Lippen an ihrer Wange.
    Elena kam wieder zu sich – und begriff, dass sie ihn praktisch umarmte. Sie hatte die Arme auf seine Schultern sinken lassen, und ihre Brüste pressten sich fest gegen seinen kräftigen, fast nackten Oberkörper. Die Hitze seiner Haut drang durch den Stoff ihres Morgenrocks.
    Sie riss die Augen auf. »Es tut mir so leid.«
    Sie zog die Arme an sich und hielt dabei sorgfältig die Schere so, dass sie nicht …
    Blut befleckte seinen Ärmel, direkt über dem Ellbogen.
    »O mein Gott. Ich habe Sie geschnitten.«
    Sie ließ die Schere und den Kamm auf ein Tablett in der Nähe fallen und ergriff seine Schulter. Seine Muskeln wölbten sich unter dem Leinen, während er abermals ihr Handgelenk festhielt und sie dazu zwang, wieder in seine Augen zu schauen.
    »Nein, das haben Sie nicht.«
    »Da ist Blut «, beharrte sie gequält. »Ich muss Sie untersuchen. Sie müssen vielleicht genäht werden.«
    »Um Gottes willen.« Er riss sein Hemd auf und zog es über die Schulter, um seinen Oberarm zu entblößen. Dann ergriff er ihre Hand und presste sie mit Gewalt auf die unversehrte Haut.
    »Oh.« Sie riss die Hand zurück, als hätte sie sich verbrüht. Wunderbar und köstlich verbrüht.
    Lord Blacks Lippen wurden schmal. Stumm riss er das

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