Shadow Guard: Wenn die Nacht beginnt (German Edition)
Hemd wieder über die Schultern. Seine Finger wanderten zu den Knöpfen.
Bis Elena seine Hand mit ihrer festhielt.
Archers Blick wanderte nach oben und sah sinnliches Begehren in Elenas zweifarbigen Augen brennen.
Lust loderte auch in ihm auf, wie ein Zündfunke unmittelbar, bevor sie ihren Traumkörper an seinen presste. Hölle, wenn er ehrlich war, hatte er sie von dem Moment an gewollt, als er die Tür geöffnet hatte.
Was hatte er sich dabei gedacht, sie in sein Zimmer hineinzubitten? Offensichtlich hatte er gedacht, dass Jacks Brief ihn derart beschäftigte, dass er nicht in Versuchung geraten würde.
Stattdessen verspürte er, der uralte Krieger, den überwältigenden Drang, am Vorabend einer großen Schlacht Liebe zu machen. Und keine andere als Elena mit ihren ausdrucksvollen Augen und dem weichen, wunderschönen Mund würde ihn befriedigen.
»Gute Neuigkeiten!«, platzte sie plötzlich und strahlend heraus.
»Gute … Neuigkeiten?«, brummte er. Er hatte das Gefühl, als müsste er zwanzig außer Kontrolle geratene Pferde am Zügel halten.
»Wenn an dieser neuen Erinnerung etwas dran ist, bin ich eine sehr tüchtige Friseuse.« Sie griff wieder nach der Schere und dem Kamm. »Sind Sie sich sicher, dass Sie Ihre Meinung nicht ändern werden?«
Das liebe Mädchen, sie dachte daran, es ginge darum, ihm die Haare zu schneiden. Sie begriff nicht, wie nahe sie an einem gefährlichen Abgrund stand. Begriff nicht, dass er sie an den Schultern packen wollte, sie auf den Teppich pressen und ihr den züchtigen, Morgenrock vom Körper reißen. Er wollte mit ihr und in jedem vorstellbaren sinnlichen Vergnügen schwelgen. Falls sie es doch begriff, heuchelte sie ihre Unschuld gut.
»Fangen Sie an.«
»Wie kurz?«, fragte sie unbekümmert.
Er wedelte mit einem Finger vor seinem Ohr herum. »So.«
Sie runzelte die Stirn und legte ihre Fingerspitze auf die Haut seines Halses, woraufhin er von Neuem jäh in Flammen stand. »Warum nicht bis hier?«
»Hier«, erklärte er angespannt und hielt den Finger auf Kinnhöhe.
Sie schnitt. Schwer und wispernd fielen die ersten Strähnen zu Boden. Er saß steif da und wappnete sich gegen jede Berührung. Schließlich, nach einer quälenden Ewigkeit, machte sie den letzten Schnitt. Ihre Brüste streiften seine Schulter. Er sog heftig die Luft ein.
Sie erstarrte. »Habe ich Sie wieder geschnitten?«
»Nicht mit der Schere.«
Als ob sie es wüsste, fragte sie nicht, was er meinte.
Er sollte jetzt wirklich sagen, was er zu sagen hatte, und sie in ihr Zimmer zurückzuschicken. »Ms Whitney.«
»Ja?«
»Wie ich bereits sagte, ich muss Sie um etwas bitten.«
»Und ich habe gedacht, dass meine Schuld beglichen sein würde, sobald ich Ihnen die Haare geschnitten hätte.« Ernst umfasste sie mit beiden Händen die Schere. »Was wollen Sie?«
»Ich möchte Sie darum bitten, dass Sie Ihre Rückkehr ins Hospital hinauszögern. Ich habe auch schon einen diesbezüglichen Brief an Dr. Harcourt geschickt …«
Ihre Miene wandelte sich von angespannter Erwartung zu zorniger Ungläubigkeit, als hätte er sie mit diesen wenigen Worten auf unverzeihliche Weise verraten.
» Das kann nicht Ihr Ernst sein. Sie würden Lizzy auf eine solche Weise gegen mich benutzen? Nach dem heutigen Nachmittag dachte ich – dachte ich – oh, zum Teufel mit dem, was ich dachte.«
Sie schleuderte die Schere auf den Tisch und wirbelte zur Tür herum.
»Elena!«, donnerte er.
»Lassen Sie mich in Ruhe«, keuchte sie und streckte eine Hand abwehrend hinter sich aus, als könnte ihn das zurückhalten.
Gerade als sie den Türknauf umfasste, holte er sie ein und drehte sie zu sich herum. Er umfasste ihr Gesicht und versuchte, sie dazu zu bringen, ihn anzusehen, aber sie wich zurück und drückte sich an die Wand, als wollte sie in der Täfelung verschwinden. Tränen glänzten auf ihrem unteren Wimpernkranz und drohten überzufließen, aber trotzdem blitzten ihre Augen trotzig.
»Sie werden mir alles wegnehmen, nicht wahr? Nur weil Sie es können.«
»Nein. Das tue ich nicht. Ich schwöre es. Nur für ein paar Tage, Elena. Bis dieser Mörder gefangen ist. Sie haben die Zeitungen gelesen. Es gibt eine Anzahl an Verdächtigen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Ihre Unterlippe zitterte, bis sie darauf biss.
»Ich will, dass Sie in Sicherheit sind.« Archer starrte wie verzaubert auf ihren Mund. Er strich mit dem Daumen über die gerötete Wölbung ihrer Wange. Sie atmete aus und schauderte. Ganz leicht
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