Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
Einmal … zweimal … dreimal wummerte es laut, und mit jedem Knall erschütterte eine Detonationswelle die abgestandene Luft.
»Bewegung … Bewegung … Bewegung!«, bellten ferne Stimmen eine Etage über ihren Köpfen. Andere Stimmen klangen etwas näher.
Dann kamen sie mit einem Mal von überall zugleich.
In dem dunklen Tunnel rechts ihres Verlieses rutschten mehrere Metallkanister krachend über den Zement. Diego sah sie zwar, hatte aber keine Zeit, um irgendwas zu tun.
Bereits nach wenigen Sekunden gingen die Kanister in die Luft. Blendend grelles Licht erfüllte den Raum, er hörte einen neuerlichen Knall, gefolgt von einem lauten Rauschen in den Ohren, danach war er taub.
»Aaahhh.« Er warf sich die Hände vors Gesicht, doch es war zu spät. Noch während er zu Boden ging, war ihm bewusst, er hatte eine Gehirnerschütterung. Sterne brachen durch die Dunkelheit und kamen in einem wilden Strudel auf ihn zu. Jetzt konnte er auch nichts mehr sehen.
Trotz seiner Betäubung wusste er genau, was geschehen war. Die Einsatzteams der Polizei hatten zur Ablenkung sogenannte Blendgranaten eingesetzt. Ein Luft-Benzin-Gemisch, das vermischt mit Sauerstoff akustische Impulse und so grelle Blitze produzierte, dass man, wenn man in der Nähe stand, taub wurde und Sterne sah.
Danach spielte sich vor seinen Augen etwas wie ein Horrorstummfilm ab. Schattenhafte Gestalten, geisterhafte Silhouetten schwärmten in dem Keller aus, er hatte keine Ahnung, welche dieser Typen Brogans Männer waren und welche von der Polizei. Strahlen starker Taschenlampen malten Streifen an die Wände und erzielten einen geisterhaften Effekt. Da er noch immer nur verschwommen sah, konnte er nur tatenlos verfolgen, was geschah. Brogans Männer hielten ihn noch immer fest, feuerten mit ihren Waffen ziellos in die Menge, und er kam zu dem Schluss, dass er offenbar ihr menschlicher Schutzschild war.
Die Nachwirkung der Explosion hatte sich noch nicht gelegt. Er hörte gedämpft wütende Stimmen, verstand die Worte aber nicht. Dann zuckte die nächste Serie greller Blitze durch die Dunkelheit und brachte Diego vollends aus dem Gleichgewicht. Er hatte das Gefühl, als ob die beiden Männer, die ihn festgehalten hatten, mit einem Mal verschwunden waren, einen Moment später aber hatten sie ihn schon wieder gepackt. Sie hatten keine Ahnung, was sie machen sollten, und ihre Gesichter drückten nackte Panik aus.
Schüsse hallten durch den Raum, als sich Brogans Männer einer nach dem anderen von dem Schreck erholten, eilig in Deckung gingen und auf alles zielten, was sich bewegte.
Plötzlich entdeckte Diego Cavanaugh. Er stand auf einer Rampe, machte ein panisches Gesicht, und Brogan stürzte auf ihn zu. Cavanaugh rief Brogan etwas zu, aber Diego hatte immer noch das pausenlose Rauschen in den Ohren und war deshalb für alles andere taub.
Zisch … bang … bumm . Kugeln drangen in die Wand in seinem Rücken ein, sodass er eilig in die Hocke ging.
»Rechts halten, rechts halten, Bewegung!«, rief ein Mann in Tarnkleidung seinen Leuten zu. Drapers Männer nutzten ihren Vorteil, ihre Überzahl und ihre besseren Geräte aus und schoben sich wie eine geschlossene Einheit in den Raum. Trotzdem gaben Brogans Männer nicht klein bei. Sie eröffneten abermals das Feuer und lösten auf diese Weise furchtbare Verwirrung aus.
Die Situation war ausweglos.
Diego wollte rufen und die Feds bedrängen, Cavanaugh und Brogan zu erledigen. Ohne ihren Kopf wäre die Schlange tot. Aber Brogans Männer stießen ihn gegen die Wand und zerrten ihn hinter sich her über eine andere Rampe aus dem Raum. Diego reckte seinen Hals und sah sich suchend nach Rebecca um.
Die gefangenen Mädchen kauerten sich schreiend auf den Boden, damit keine der Kugeln sie traf. Als er Danielle zum letzten Mal gesehen hatte, hatte sie sich an Rebecca festgeklammert und sie aus vor lauter Panik wahnsinnigen Augen hilfesuchend angeblickt. Inzwischen kauerte sie starr in einer Ecke und hielt sich die Hände über den Kopf. Sie war völlig außer sich, aber ihre Schreie wurden von den Schüssen übertönt.
Jetzt oder nie.
Dies war vielleicht die einzige Gelegenheit, etwas zu tun.
Diego stieß einen der Männer, die ihn hielten, rückwärts von der Rampe, auf der sie gerade standen, und hörte ein lautes Krachen, als er mit dem Schädel auf den harten Boden schlug. Dann drehte er sich auf dem Absatz um, rammte dem anderen Kerl die Handkante ins Zwerchfell und nahm ihm dadurch alle Luft.
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