Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
Mundwinkel, ohne sie dabei anzusehen.
Becca wusste, dass das Klappern ihrer Absätze auf dem gefliesten Boden die Audioüberwachung schwierig machte, doch bei der Videoüberwachung sah es anders aus. Deshalb blickte sie weiter geradeaus und gab im Flüsterton zurück: »Trotzdem müssen wir miteinander reden.«
»Nicht hier«, flüsterte er.
Als sie an die Haustür kamen, zog Diego sie eilig auf, entließ sie mit einem lauten »Guten Tag, Detective« und trat eilig einen Schritt zurück.
Er wirkte nervös und angespannt. Der gelassene Charmeur, der er noch einen Tag zuvor gewesen war, war nur noch eine ferne Erinnerung. Er blickte eilig zurück in Richtung des Salons. Irgendetwas hatte ihn eindeutig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie musste zugeben, dass es sie ernüchterte, ihn nervös zu sehen. Ihr Körper allerdings war noch immer wie berauscht.
Diego stand dicht genug neben ihr, dass sie die Wärme seines Körpers spürte und ihr der subtile Duft seines Rasierwassers entgegenschlug. Obwohl er sich bemühte, Distanz zu ihr zu wahren, drückten seine Augen etwas völlig anderes aus. Ein Gefühl der Gefahr gemischt mit unverbrüchlicher Menschlichkeit, eine faszinierende Mixtur, die es zu erforschen galt.
Becca kniff die Augen zusammen und widerstand dem Drang zu fragen, wie und wann er sie kontaktieren würde. Stattdessen trat sie durch die Tür und ging damit den ersten Schritt Richtung Vertrauen. Außerdem würde ihr Tag durch ein kleines Versteckspiel mit einem Mann mit solchen Augen ganz bestimmt nicht ruiniert.
Diego machte den Eindruck, als ob er mit ihr reden wollte.
Wunderbar.
Sie wollte hören, was er ihr zu sagen hatte … bis zu einem bestimmten Punkt.
Auf der Rückfahrt in die Stadt gingen Becca unzählige Dinge durch den Kopf. Diego hatte mit seiner Warnung vor Cavanaugh eindeutig recht. Der Mann war ihr unheimlich, sie hatte das deutliche Gefühl, dass diese wohlhabende Stütze der Gesellschaft etwas zu verbergen hatte, dass irgendwas an seinem Unternehmen Global Enterprises nicht in Ordnung war. Während sie noch das Gespräch mit Cavanaugh Revue passieren ließ, unterbrach das Klingeln ihres Handys ihren Gedankengang.
»Montgomery.«
»Wo stecken Sie, Becca?«
Sie erkannte die Stimme von Lieutenant Arturo Santiago.
»Ich bin gerade auf der I-10, auf dem Weg in die Stadt zurück. Warum?«
»Ich wollte, dass Sie es von mir erfahren, bevor die Medien Wind davon bekommen.«
Ihr Herzschlag setzte aus. Seine Stimme hatte einen ernsten Klang. Er erinnerte sie an den Tag, an dem sie zum ersten Mal von dem blutigen Motelzimmer erfahren hatte. Es verhieß also bestimmt nichts Gutes, wenn er mit dieser Stimme sprach.
»Klingt bedrohlich. Worum geht's?«
»Vor ein paar Tagen gab es eine weitere Entführung, in Austin, in der Nähe des Campus der U.T.«
Ein weiteres ruiniertes junges Leben, eine weitere zerrissene Familie. Bei diesem Gedanken zog sich alles in ihr zusammen, und Danielles liebliches Gesicht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Becca biss die Zähne aufeinander und umklammerte das Lenkrad ihres Wagens, während sie um Fassung rang.
»Dieselbe Vorgehensweise?« Sie hörte das Krächzen ihrer Stimme. Die Verzweiflung, die sich dahinter verbarg. »Gibt es eine Verbindung zu den anderen Fällen, Art?«
»Diesmal sind sie anders vorgegangen. Sie haben das Mädchen am helllichten Tag entführt und nicht abends zu irgendeinem Club gelockt. Außerdem ist das Mädchen eine Austauschstudentin aus Japan, die an der U.T. am College war. Das FBI hat Murphy über die Sache informiert. Wir hätten gar keine Verbindung zu den anderen Fällen gesehen, hätte uns nicht eine Sache stutzig gemacht.«
»Was für eine Sache?«
Ihr Vorgesetzter hatte sie anscheinend nicht gehört, denn er fuhr einfach fort.
»Wir werden dieses Detail nicht an die Presse weitergeben, Becca. Das behalten wir für uns.«
»Bitte, Art, nun spucken Sie es endlich aus. Was für ein Detail?«
»Der Abschlussklassenring von Ihrer Schwester wurde in einem Lieferwagen gefunden, den die Täter stehen gelassen haben. Er steckte in einem Spalt.«
Die Nachricht raubte ihr den Atem, und plötzlich stiegen hinter ihren Augen heiße Tränen auf. Sie brauchte ihre gesamte Konzentration, damit sie ihren Wagen zwischen den gemalten Linien hielt. Nie im Leben hielte sie sich aus den Ermittlungen aus diesem Fall heraus. Dafür stand für sie einfach zu viel auf dem Spiel.
»Für sich genommen hat das nicht viel zu bedeuten.
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