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Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei

Titel: Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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Händewaschen gehabt. Seine Kleider waren staub- und dreckverschmiert und wiesen an den Stellen, wo der Schweiß noch nicht getrocknet war, dunkle Flecken auf. Kleiner als sein Bruder und sehr schlank, sah Rudy wie ein Teenager im Körper eines Mannes aus.
    Aber Becca durfte ihre Urteilskraft als Cop nicht durch ihre ersten Eindrücke von Rudy trüben lassen, das wusste sie. Sie spürte instinktiv, dass die Familie Marquez irgendwas vor ihr verbarg. Doch jetzt würde sie sie dazu bringen, ihr die ganze Wahrheit zu enthüllen, was für eine Wahrheit das auch immer war.
    Entschlossen trat sie durch die Tür des Vernehmungsraums.
    »Tut mir leid, dass ich Sie haben warten lassen.« Sie warf ihre Akte vor den beiden Marquez-Brüdern auf den Tisch. »Ich weiß Ihre Kooperationsbereitschaft zu schätzen, Vater.«
    Dann wandte sie sich Rudy zu. »Ich bin Detective Rebecca Montgomery.«
    Erst nach langem Zögern nahm er ihre ausgestreckte Hand.
    »Rudy … Rudy Marquez.«
    Ohne ihr ins Gesicht zu sehen, hob er eine Hand an seinen Mund und biss ein Stück von seinem Daumennagel ab. Becca nahm ihm direkt gegenüber Platz, stützte sich mit beiden Ellenbogen auf den Tisch, beugte sich zu ihm nach vorn und zwang ihn so, sie anzusehen.
    »Ihr Bruder hat mir erzählt, dass Sie und Isabel einander sehr nahegestanden haben. Deshalb brauche ich Ihre Hilfe, Rudy.« Sie machte eine Pause, bis sie sicher war, dass sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit genoss. »Erzählen Sie mir, wie sie war. Erzählen Sie mir von Isabel.«
    Ihre Bitte überraschte ihn. Er riss die Augen auf und richtete sich kerzengerade auf. Trotzdem verging fast eine Minute, bis er endlich sprach.
    »Als sie klein war, wollte Isabel immer, dass Mama mit ihr zufrieden war. Sie war ein gutes Mädchen.« Er starrte auf eine unbestimmte Stelle an der Wand. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt. »Wenn ich an sie denke, erinnere ich mich immer daran, wie sie meine Hand genommen hat, wenn wir in die Schule gegangen sind, und zwar nicht nur, wenn es über irgendeine Straße ging. Sie hat immer gesagt, dass sie sich mit mir zusammen sicher fühlt.«
    Diese Erinnerung forderte ihren Tribut. Die Tränen, die ihm dabei in die Augen stiegen, bildeten einen seltsamen Kontrast zu dem traurigen Lächeln, zu dem er seinen Mund verzog. »Sie hat mich damals gebraucht.«
    Dann verstummte er, erdrückende Stille senkte sich über den Raum. Auch Vater Victor brach sie nicht, sondern schluckte mühsam und blickte den kleinen Bruder reglos an.
    »Aber irgendwann werden auch kleine Mädchen groß«, stellte Becca schließlich fest. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Danielles süßes Gesicht, und der Anblick schnürte ihr die Kehle zu. »Auch kleine Mädchen lernen irgendwann, ihr Leben selber in die Hand zu nehmen.«
    Eine Träne rann ihm über das Gesicht, und ohne aufzusehen, stimmte er ihr heiser zu: »Ja, sie werden groß. Und sie lernen von verachtenswerten Männern ohne Ehre, was es alles an Hässlichem im Leben gibt.«
    Vater Victor drehte überrascht den Kopf. »Bitte, Rudy …«
    »Du willst nie etwas davon hören, Victor. Aber jetzt zerrst du mich vor diese Fremde, damit ich darüber spreche. Warum tust du das? Damit du überrascht tun kannst, als hättest du nie etwas davon gewusst? Damit du deinen Heiligenschein behalten kannst?« Rudys Stimme wurde laut, er starrte seinen Bruder böse an. »Du warst damals nicht mehr da. Ich musste allein mit all dem fertig werden.«
    »Womit mussten Sie fertig werden, Rudy?«, fragte Becca sanft. »Erzählen Sie mir von Isabel.«
    »Tu es nicht, mi hermano . Bitte, nicht.« Vater Victor packte Rudys Arm und zog seinen Bruder dicht zu sich heran. »Hat unsere Familie nicht bereits genug gelitten? Hat Mama nicht bereits genügend Schmerz erlebt?«
    Rudy riss sich los und kehrte ihm den Rücken zu.
    »Ungefähr eine Woche vor ihrem Verschwinden habe ich gesehen, wie Isabel einen Block von unserem Haus entfernt in einen Mercedes eingestiegen ist. Zusammen mit einem anderen Mädchen, Sonja Garza. Es war schon ziemlich dunkel, aber ich habe das Garza-Mädchen trotzdem erkannt. Als ich Isabel danach gefragt habe, hat sie mich belogen und behauptet, der Wagen gehöre Sonjas Freund.«
    »Aber das haben Sie ihr nicht geglaubt?«
    Als Rudy stumm verneinte, hakte Becca nach. »Warum haben Sie ihr nicht geglaubt?«
    Er beugte sich vor und stützte sich mit beiden Ellenbogen auf den Tisch. Er sah hundemüde aus, und nach einem Augenblick fuhr er sich mit

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