Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
an. »Das entspricht nicht unbedingt meinem Musikgeschmack, aber wenn du willst …«
Jetzt pikste er sie mit dem Finger an. »He, versuch ruhig weiter, mich dumm von der Seite anzumachen, aber lass Bibo aus dem Spiel.«
Wodurch das Eis gebrochen war. Während Diego in der Küche wirkte, tauschten sie sich sie über den Regen, den Riverwalk und die wenig beachtete Perfektion der Eierschale aus. Die Themen waren vollkommen egal, und er wunderte sich darüber, wie angenehm es war, sich über so normale Dinge zu unterhalten, derart … normal zu sein. Am liebsten hätte er sich jede einzelne Sekunde der mit ihr verbrachten Zeit für immer eingeprägt. Es war Jahre her, seit er zum letzten Mal so sorgenfrei war.
»Wer hat dir das Kochen beigebracht?«, fragte Becca ihn. Sie saß auf einem Stuhl an der Frühstückstheke, nippte vorsichtig an ihrem Wein und sah ihm aus sicherer Entfernung bei der Arbeit zu.
Während die Eimasse in einer Pfanne brutzelte, dünstete Diego Streifen frisch geschnittenen Gemüses an. Eine zärtliche Erinnerung stieg in ihm auf.
»Meine Mutter.« Grinsend hob er eine Hand an seinen Hals. »Männer, die in der Küche plötzlich Invaliden wurden, standen ihr bis hier oben. Sie hatte nicht die Absicht, selbst so einen Typen zu erziehen. Sie hat immer gesagt ›Du und ich, wir werden dem Wort ‚Macho‘ eine neue Bedeutung geben, Kind‹.«
»Sie scheint wirklich nett zu sein. Klingt, als ob ihr zwei euch ziemlich nahesteht.«
»Das standen wir uns wirklich. Sie ist nicht mehr am Leben. Aber ich habe sie sehr geliebt.«
»Das tut mir leid. Ich hatte nicht die Absicht …«
»Kein Problem. Schließlich habe ich die Sprache auf sie gebracht.«
Als er an seine Mutter dachte, wogte ein Gefühl der Trauer in ihm auf. Rebeccas mitfühlender Blick spiegelte das, was er empfand. Diego löffelte Gemüse auf das Omelette und schloss sein Werk, dankbar für die Ablenkung, mit etwas geriebenem Käse ab. Dann klappte er den Eierkuchen vorsichtig zusammen und legte einen Deckel auf die Pfanne, damit der Käse schmolz.
»Meine Mutter war der Grund …« Er brach ab und legte seinen Rührlöffel auf der Arbeitsplatte ab. »Mit ihr fing alles an.«
»Okay, jetzt hast du mich an der Angel, was ist mit Mike Draper? Welche Rolle spielt das FBI bei alledem?« Sie holte Teller aus dem Schrank, um ihm beim Tischdecken zu helfen, sah ihn aber weiter an. »Ich habe gehört, du wärst ein Informant der Feds. Ist das wahr?«
»Ja, leider. Aber ich kann dir versichern, dass ich das ganz sicher nicht aus freien Stücken bin. Hör zu, ich will, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gibt, Rebecca. Lass uns essen, danach sage ich dir alles, was du wissen willst.«
Der Mond war nur ein schmaler Streifen, und aufgrund der dichten Wolkendecke, die am Himmel hing, war es eine rabenschwarze Nacht. Nur wenn sich die Wolken teilten, spiegelte sich in den Pfützen auf der Straße kurzfristig ein schwaches Licht, ehe die Umgebung abermals in vollkommener Dunkelheit versank.
Brogan freute sich wie stets, wenn es so finster war. Er drückte auf die Fernbedienung, lenkte seinen schwarzen Mercedes S 550 durch das offene Tor und fuhr auf die alte Lagerhalle zu. Von außen sah die Halle vollkommen verlassen aus, aber Brogan wusste, dass dem nicht so war. Er kannte das düstere Geheimnis, das das halb verfallene Gebäude in sich barg.
Während sich das Rolltor knirschend öffnete, rief jemand auf Brogans Handy an; als er die Nummer sah, drückte er auf den grünen Knopf.
»Was gibt's?«
»Wie Sie vermutet hatten, ist der Mex in ihrer Wohnung aufgetaucht. Sie haben es sich ganz schön gemütlich gemacht«, stellte Nickels, der die Bullenfotze für ihn überwachte, unbekümmert fest.
Brogan riss sich seinen Schlips vom Hals und öffnete die obersten drei Knöpfe seines Hemds.
»Haben Sie irgendwas gehört?« Er hatte auf der Verwendung eines Richtmikrophons bestanden, denn wenn der Mex den Cop nicht gerade vögelte – etwas, was aus seiner Sicht durchaus verständlich war –, wollte er auf alle Fälle wissen, worüber der Verräter mit ihr sprach.
»Nichts von Bedeutung, Boss. Es ging um irgendeine Zusammenarbeit und um irgendeine Erpressung, aber dann hat diese blöde Tussi eine Platte aufgelegt, da war es für mich vorbei. Seither höre ich nur noch Blabla.«
»Bleiben Sie trotzdem weiter dran. Achten Sie darauf, wie lange dieser Bastard bei ihr bleibt, ganz egal, was auch passiert, halten Sie sich weiter an
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