Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
glaube, ich habe die Waffe in dem Mordfall im Imperial. Ihre Vermutung hat mir einiges an Zeit gespart. Ich habe eine Übereinstimmung.«
»Mit einem Maurerhammer?«, fragte sie.
»Genau. Ich hatte mir auch vorher schon gedacht, dass die Mordwaffe ein Hammer war, nur hatte sie einen abgeschrägten Kopf und eine ganz besondere Struktur. Das Schädeltrauma rührt von einem knapp sechshundert Gramm schweren Maurerhammer her. Jetzt ist es an Ihnen, die Waffe in einen Zusammenhang zu setzen.«
»Ja …« Ihr schwirrte der Schädel, als sie daran dachte, dass vielleicht Rudy Marquez in den Tod der eigenen Schwester verwickelt war. »Danke, Sam. Aber jetzt fahren Sie nach Hause und beglücken Ihre Frau.«
»Mit Vergnügen.« Mit einem leisen Lachen legte Hastings wieder auf.
Einen Moment lang stand sie reglos in der Küche und spielte verschiedene Szenarien durch. Dann kam ihr eine Idee. Ihr fiel der weiße Umschlag ein, den der Lieutenant ihr am Vormittag gegeben hatte. Die Gehaltsabrechnungen des Subunternehmers und des Architekten. Sie hatte die Blätter auf den Tisch im Wohnzimmer geworfen und kehrte deshalb umgehend dorthin zurück.
Sie nahm auf ihrem Sofa Platz, breitete die beiden Dokumente vor sich aus, glich sie miteinander ab, und tatsächlich tauchte Rudy Marquez dort als Lehrling auf. Vor sieben Jahren war er noch ein Teenager gewesen, achtzehn, höchstens neunzehn Jahre alt. Becca arbeitete sich durch die detaillierten Listen mit den jeweiligen Arbeitszeiten der verschiedenen Leute, anhand derer mit dem Architekten abgerechnet worden war. Rudys Name stand auf Seite vier, doch als sie plötzlich einen anderen Namen sah, rang sie erstickt nach Luft.
»Unmöglich. Das muss einfach ein Irrtum sein.«
Sie wühlte die Papiere durch, ging noch einmal beide Listen durch und merkte, dass der Name zwar nicht auf der Liste des Subunternehmers, aber eindeutig auf der des Architekten stand.
»Verdammt und zugenäht.«
Victor Marquez. Er war damals im Priesterseminar gewesen, hatte aber offenbar gelegentlich als Handwerker etwas hinzuverdient. Unter anderem bei der Renovierung des Imperial.
»Warum hast du mir davon nichts erzählt, Victor? Du hast schön den Mund gehalten und mit angesehen, wie der Verdacht auf deinen Bruder fällt.«
Warum hatte der Subunternehmer Victor nicht auf den Gehaltslisten geführt, die von ihm bei dem Projekt erbrachte Arbeit aber dem Architekten in Rechnung gestellt? Hatten sie ihn im Rahmen seines Aushilfsjobs vielleicht unter der Hand bezahlt?
Eine noch viel wichtigere Frage ging ihr durch den Kopf.
Wenn Rudy bei den Ermittlungen zu sehr in die Enge getrieben würde, könnte sein älterer Bruder Victor die Aufmerksamkeit von ihm ablenken, indem mit einem Mal auch er als potenzieller Täter in Erscheinung trat. Wenn nicht eindeutig festzulegen wäre, wer von ihnen schuldig war, gingen möglicherweise alle beide straffrei aus. Hatte der Priester vielleicht geplant, seinem kleinen Bruder auf die einzig mögliche Weise beizustehen? Würde er tatsächlich so weit gehen?
Ihre Mutter hielte einen solchen Schmerz bestimmt nicht aus. Das täte Victor ihr doch sicher niemals an. Allerdings war es nicht Beccas Aufgabe, die Fakten zu interpretieren. Sie musste nur Beweise sammeln und am Ende eindeutige Schlüsse daraus ziehen. Vor allem brauchte sie die Antwort auf die Frage nach dem möglichen Motiv.
Die Liste der Verdächtigen umfasste plötzlich einen Namen mehr – den Namen eines Mannes, der im Dienst der Kirche stand. Vielleicht war Isabel wegen ihrer Verwicklung in das schmutzige Geschäft der Prostitution gestorben. Vielleicht hatten eine oder mehrere unbekannte Personen sie deswegen umgebracht. Vielleicht hatte einer ihrer Brüder ja missbilligt, was sie tat, und sich bei einem Streit nicht mehr beherrscht. Becca konnte dabei zwischen beiden Brüdern wählen. Die Verdachtsmomente reichten gegen beide gleichermaßen aus.
Wohingegen Hunter Cavanaugh allein aufgrund der Vorwürfe von Rudy, der vielleicht der Mörder seiner eigenen Schwester war, in Verdacht geraten war. Sonja hatte rundheraus geleugnet, dass sie je in einem teuren Wagen zu dem Anwesen gefahren war. Auch wenn Beccas Instinkt ihr sagte, dass der wohlhabende Unternehmer trotzdem in den Fall verwickelt war, konnte ihr Instinkt ja falsch sein.
Plötzlich drang ein leises Klopfen an ihr Ohr. Sie stand auf, trat an die Tür und sah durch den Spion.
»Himmel. Das hat mir jetzt gerade noch gefehlt«, wisperte sie, legte
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