Shadow Killer - Und niemand hoert deinen Schrei
war, dass Cavanaugh ein auch nur irgendwie geartetes Interesse an Rebecca entwickelte. »Was soll mit ihr sein?«
»Nun, was halten Sie von Ihr?«
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, gab er eilig zurück. »Haben Sie noch mal etwas von ihr gehört … wegen der Brandstiftung?«
»Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, war sie eines Mordfalls wegen hier. Haben Sie diese Kleinigkeit vielleicht vergessen?«
»Wahrscheinlich haben Sie recht.« Diego zuckte mit den Schultern und spitzte die Lippen. »Warum ist es Ihnen so wichtig, was ich für eine Meinung von dem Detective habe? Falls sie nicht noch mal zurückgekommen ist, um Sie weiterzubefragen, hat sie bei ihren Ermittlungen ja vielleicht inzwischen andere Wege eingeschlagen. Wahrscheinlich brauchen Sie sich gar keine Gedanken mehr über sie zu machen.«
»Mein lieber Junge, das brauche ich so oder so nicht zu tun.« Cavanaugh lehnte sich lächelnd in seinem Ledersessel zurück. »Vielleicht haben Sie recht. Dieser Detective spielt nicht die geringste Rolle … mehr.«
Diego kniff die Augen zusammen, denn ihm war nicht klar, was diese Worte zu bedeuten hatten, egal durch welche Reaktion, er sandte vielleicht die falschen Signale aus.
»Ist das alles, Mr. Cavanaugh?« Er stand wieder auf und knöpfte seine Jacke zu.
Sofort kam Brogan näher und baute sich direkt hinter dem Sessel seines Bosses auf.
»Auch wenn es Ihnen vielleicht schwer fällt, das zu glauben, Diego, habe ich trotz der Differenzen, die wir beide immer einmal wieder in den letzten Jahren hatten, im Verlauf unserer Zusammenarbeit Ihre Loyalität durchaus zu schätzen gelernt. Außerdem sind Sie bewundernswert diskret, und die Art, wie Sie sich um die Belange Ihres Arbeitgebers kümmern, ist geradezu beneidenswert. Sie haben sich meinen Respekt verdient.«
Brogan fuhr zusammen und lenkte seinen Blick auf Cavanaugh. Er hatte keine Ahnung, was sein Boss als Nächstes sagen würde. Beinahe hätte Diego laut gelacht. Bei einem Pokerspiel war es nicht schlecht, wenn man unergründlich war. Ein unwillkürliches Zucken oder auch ein leichtes Blinzeln war etwas, wodurch ein Spieler sich verriet. Cavanaugh verriet sich durch Matt Brogan. Diego fragte sich, ob ihm diese Schwäche bereits aufgefallen war.
»Sie dachten, ich hätte einen Todeswunsch. Wenn ich mich recht entsinne, wären Sie eventuell bereit, ihn mir zu erfüllen. Das klingt für mich nicht gerade nach Bewunderung«, gab er geschickt zurück.
»Da … sehen Sie, Mr. Brogan? Er sagt immer, was er denkt. Ebenfalls eine bewundernswerte Eigenschaft.« Cavanaugh lachte begeistert auf. »Nein, Sie sind viel zu unterhaltsam, Diego. Wenn ich Sie umbringen würde, wäre die Kugel hoffnungslos vergeudet. Es gibt nicht viele Leute, über die ich so was sagen kann.«
»Verstehe«, antwortete Diego. Ihm war klar, dass Brogan keinen Ton von den letzten Sätzen des Gesprächs verstanden hatte. Er wirkte immer noch verwirrt. Cavanaugh hingegen grinste wie das personifizierte Selbstvertrauen.
»Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, Diego. Ich werde Ihnen die Sache heute beim Abendessen erklären, falls Ihnen das zeitlich passt. Aber glauben Sie mir, es wird sich durchaus für Sie lohnen. Ich schicke Ihnen um acht eine Limousine. Erwarten Sie sie bitte vor dem Haus.«
»Ehrlich gesagt würde ich lieber selber fahren. Wo geht es denn hin?«
»Ich fürchte, dass das Ziel ein Teil der Überraschung ist.« Cavanaughs Gesicht blieb hart und unergründlich, er fügte noch hinzu: »Ich gehe keine Kompromisse ein.«
»Wir fahren nicht zusammen?«
»Nein, tut mir leid. Ich habe vor unserer kleinen Verabredung noch einen anderen geschäftlichen Termin.« Er beugte sich in seinem Ledersessel vor und sah Diego aus seinen kalten blauen Augen an. »Kommen Sie. Finden Sie heraus, was all diese Geheimniskrämerei zu bedeuten hat.«
Diego starrte sein Gegenüber an. Er suchte in seinem Gesicht etwas, was er dort niemals finden würde – einen Hauch von Ehrlichkeit. Doch um der verschwundenen Mädchen willen blieb ihm keine andere Wahl. »Mit Vergnügen. Sie können auf mich zählen.«
Endlich setzte auch Matt Brogan ein zufriedenes Lächeln auf.
12
Innenstadt San Antonio
15.45 Uhr
Diego fuhr auf den Parkplatz der Wells Fargo Bank in der nördlichen St. Mary's Street. Ohne zu zögern, stieg er aus, ging in das Foyer, schnappte sich, ohne ein Wort mit jemandem zu wechseln, eine Broschüre und nahm damit in einem der Sessel im Wartebereich der
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