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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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obwohl er keine Ahnung hatte, wieso sich das Konsortium mit Tieren abgeben sollte, außer vielleicht für biologische Experimente.
    Artur zwang sich dazu, sich zu erinnern, beschwor noch mehr Visionen von der Raubkatze herauf, die Erinnerung von jemand anders an dieses Tier, dann aber stieß er auf eine starke Erinnerung, die auf mehr als ein Individuum einen Eindruck gemacht hatte.
    Der Delfin. Ein lebendiger Delfin, der in einem kleinen Tank eingesperrt war, kaum größer als sein Körper. Das Wasser sah schmutzig aus. Das Tier wirkte müde, erschöpft, es kämpfte nicht gegen den Harnisch an, der unter seinem
    Bauch hindurchführte und unmittelbar über der Wasseroberfläche hielt.
    Artur sah genauer hin. Merkwürdig. Was suchte ein solches Geschöpf hier, an einem Ort, der nicht das Geringste mit Meeresbewohnern zu tun zu haben schien ...
    Er sah Gold. Die Augen des Delfins schimmerten golden. Delfine hatten keine goldenen Augen.
    Nein. Die haben nur Gestaltwandler.
    »Bozhe moy«, murmelte Artur, zu schockiert, um darauf zu achten, ob ihn jemand hören konnte. Mein Gott. Woher wussten sie das? Wie haben sie ihn gefunden? Wo wir doch monatelang ohne jeden Erfolg nach ihnen gesucht haben!
    Diese Suche - sie gehörte zu der Abmachung, die Dirk und Steele mit Long Nü getroffen hatten, der Drachenfrau. Es gab nur noch so wenige Gestaltwandler, und sie liefen Gefahr zu sterben, zu Legenden zu verblassen. Falls Dirk und Steele den überlebenden Gestaltwandlern die Möglichkeit gaben, sich mit anderen ihrer Art in Verbindung zu setzen ...
    Ein Delfin. Bemerkenswert. Koni und Hari haben zwar erzählt, dass Gestaltwandler auch die Ozeane bevölkerten, dass sie dort gediehen, während ihre Brüder und Schwestern an Land untergingen. Dennoch, hier einen zu finden ... Das ist fast so unglaublich, wie einem Einhorn zu begegnen.
    Aber wer wollte schon behaupten, dass die nicht ebenfalls existierten? Die Welt war ein Ort von gewaltigen Möglichkeiten. Magie, Wissenschaft, all das arbeitete Hand in Hand, um ein außerordentliches Rätsel zu erschaffen, ohne eine Antwort zu liefern. Darauf konnte man nur mit offener Bereitwilligkeit reagieren. Die Alternative dazu wäre ein klägliches Leben gewesen, ein beschränkter Geist.
    Artur fiel es nicht schwer, sich all diese Möglichkeiten vorzustellen. Nicht, da es in seinem Leben von solchen Höhen und Tiefen, von Schmerzen und Wundern nur so wimmel-te. Er hatte bereits in sehr jungen Jahren gelernt, vieles hinzunehmen, und ein bisschen Magie war weit einfacher und angenehmer zu verdauen als die anderen Wahrheiten, die er geschluckt hatte.
    Also. Es gibt hier einen Gestaltwandler.
    Die Raubkatze. Diese große Katze hatte ebenfalls goldene Augen gehabt, aber das war typisch für ihre Art. Artur konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob dieses Tier mehr war, als es zu sein schien.
    Und wenn doch? Sie haben bereits einen Gestaltwandler in ihrer Gewalt. Zwei wären zwar bemerkenswert, aber nicht unmöglich.
    Doch es war beschämend.
    Ich muss ihnen helfen, beschloss Artur. Er dachte an Elena und fühlte den Schmerz in seinem Herzen, den Verlust. Und dir. Ich komme, Elena. Du bist nicht allein. Ich bin bei dir.
    Er war bei ihr - und gleichzeitig nackt an einen Tisch gefesselt.
    Na und? Er hatte nie ein einfaches Leben erwartet.
    Gedämpfte Stimmen außerhalb des Raumes rissen Artur aus seiner Konzentration. Er lauschte ihnen und hörte einen Augenblick später die hohe, laute Stimme des Arztes, die das Stimmengewirr aus vielen verschiedenen Akzenten übertönte.
    »Das ist unverzeihlich«, hörte Artur ihn sagen. »Sie hätten vorsichtiger sein müssen.«
    Wieder antworteten die Stimmen, doch der Arzt unterbrach sie. »Nein, ich habe Ihnen gesagt, dass sein Metabolismus schneller arbeitet als der eines gewöhnlichen Tieres. Sie haben nicht zugehört. Bringen Sie ihn zurück und beseitigen Sie die Schweinerei.«
    Sein Metabolismus arbeitet schneller als der eines gewöhnlichen Tieres.
    Das klärte einiges, und angesichts dessen, was Artur seinen Visionen entnommen hatte, konnte er sich sehr gut ausmalen, wer da draußen im Korridor schrie. Das Konsortium hatte also tatsächlich zwei Gestaltwandler in seiner Gewalt, und der eine besaß noch genug Kraft, um zu kämpfen. Gut. Sehr gut sogar.
    Artur hörte ein lautes Klicken; gedämpfte Stimmen; dann Schlurfen, gefolgt von Schritten. Diesmal eindeutig in seinem Raum.
    Ein ältlicher Mann in einem weißen Laborkittel tauchte neben Arturs Füßen

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