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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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eigenen erinnern, daran, wie es sich anfühlte, sie so eng an sich gebunden zu haben, dass sie fast Gefahr gelaufen waren, zu einem einzigen Wesen zu verschmelzen. Es machte ihm Angst, sich so sehr zu entblößen.
    Dennoch ... er konnte nicht abstreiten, dass es sich auch sicher anfühlte, richtig. Zu halten und gehalten zu werden, einmal zuzulassen, dass diese Visionen in seinem Kopf in den dunklen Abgrund gespült wurden, ohne von ihnen mitgerissen zu werden. Elena hatte ihn verankert, beschützt, und auch wenn er in ihr Herz und bis in ihre Seele hatte blicken können, sehr tief, weil er keine Wahl hatte, überhaupt niemals eine Wahl hatte, war er von dem, was er dort sah, nicht abgestoßen worden. Elenas Leichen im Keller? Das war ebenso rein und unschuldig wie ihre Seele, unbefleckt von den Tragödien in ihrem Leben. In ihrem Herzen war sie groß und hinreißend, einem Herzen, das einen Fremden umarmt hatte und sich bei dem Versuch, ihm zu helfen, beinahe umgebracht hätte.
    Es schmerzte ihn, dass er nicht mehr für sie tun konnte. Am Ende war sie dann sogar aus seiner Umarmung, aus seinem Geist gestohlen worden. Gewiss, sie hatte in ihren Körper zurückkehren müssen, aber trotzdem fühlte sich ihr Verschwinden wie ein Diebstahl an. Er konnte sie nicht festhalten, dafür hatte ihn der Kampf mit der merkwürdigen Kreatur, die in seinen Gedanken hauste, zu sehr erschöpft.
    Ein Wurm, ein Schatten, eine Ader in seinem Kopf. Doch Beschreibungen waren bedeutungslos, weil nur der Zweck dieses Wurms zählte. Man hatte etwas mit ihm gemacht, war in seinen Geist eingedrungen, in den man einen Egel gesetzt hatte.
    So etwas war nicht gänzlich unbekannt. Roland war ein Experte, was psychische Manipulationen betraf, Max Reese ebenfalls, ein anderer Freund Arturs. Ihnen zufolge war es selbst für einen ausgebildeten Telepathen fast unmöglich, etwas anderes zu hören als nur die oberflächlichen Gedanken einer Person. Das hatte etwas mit dem Niedrigstromfeld zu tun, das jeder Mensch erzeugte. Das Feld, das es erlaubte, Gehirnwellen zu messen, die eine kleine Ladung aussandten, auf die ein Oszillograph ansprach. Es gab nur einen Weg, Geheimnisse in Erfahrung zu bringen, die unterhalb des Bewusstseins einer Person lagen. Man musste eine Art von Kanal dorthin legen, eine Verbindung zwischen Geist und Geist errichten und darauf warten, dass der Untergrund auftauchte.
    Nur sollten die Geheimnisse in Arturs Kopf niemals mit einer anderen Person geteilt werden.
    Vielleicht ist ja die Ausfallsicherung ausgelöst worden. Wenn ja, wird Roland wissen, dass etwas nicht stimmt. Er kann die anderen warnen, mich möglicherweise sogar finden, falls Dean das nicht längst schon versucht.
    Diese Ausfallsicherung war Rolands eigene Schöpfung, seine Version des schwarzen Wurms. Bereits vor Jahren hatte er ein telepathisches Alarmsystem ersonnen, einen Trick, mit dem die wahren Ziele der Agentur vor Verrat geschützt wurden. Wenn jemand so weit war, dass er in die Gemeinschaft aufgenommen werden konnte, schuf Roland mit Einwilligung dieser Person eine mentale Verbindung, eine Art Netzwerk zwischen allen Geheiminformationen der Agentur und dem emotionalen Zentrum des Hirns des Kandidaten. Es bedurfte nicht viel, dieses Netz zum Erzittern zu bringen. Ein Gespräch mit den falschen Leuten oder auch nur ein Wort, und Roland würde es erfahren. Alle Fäden dieses Netzes endeten bei ihm.
    Der schwarze Faden der Spinne. Charles’ Erinnerungen schwebten kalt durch Arturs Geist. Der schwarze Faden, der ihn wie einen Hund an der Leine hielt, die Stimme in seinen Träumen. Artur erinnerte sich an seine eigenen Träume, seine Albträume. An das weibliche Flüstern - endlos und unsterblich.
    Sie hat versucht, mich zu kontrollieren. Ich wäre ein weiterer Killer gewesen, an der Leine. Ein Haustier, wie Charles Darling. Und hätte sie mich bekommen, so hätte sie auch all meine Geheimnisse in Erfahrung gebracht.
    Er erinnerte sich daran, wie Miss Graves ihn bedrängt hatte einzuwilligen, ein Wort hatte hören wollen: Ja. Es rieselte Artur kalt über den Rücken. Er war so kurz davor gewesen, dieses Wort zu sagen, und es hätte keine Rolle gespielt, dass es eine Lüge gewesen wäre. Wie Roland brauchte die Person, die ihm den Wurm eingepflanzt hatte, sei es nun Graves oder jemand anders, seine Erlaubnis. Eine Zustimmung, die - ins Spirituelle übersetzt - den Spalt in seinem Geist geöffnet hätte, durch den der Wurm hätte schlüpfen und die Kontrolle

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