Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
sie?«
»Genau wie die meisten Unheimlichen Geschöpfe. Stahl hält sie auf, und man tötet sie, indem man sie in Stücke schneidet. Obake sind nicht besonders stark, aber schlau, und sie sind zahlreich.«
»Und dieser Rauch? Wie gefährlich ist er?«
»Sobald wir ihn betreten, wissen sie, wo wir sind. Sie verbergen sich darin, und er verrät ihnen, wo sich ihre Feinde aufhalten. Wahrscheinlich ist es auch nicht gesund, ihn einzuatmen.«
»Wie lange kann man darin überleben?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
»Je weniger wir uns also darin aufhalten, desto besser.«
Er wusste, dass sie sich fragte, wie ein normaler Mensch so etwas drei Tage lang überleben sollte. Aber ihr Gesichtsausdruck war gefasst und konzentriert. Sie hatte ihre Gefühle an einen Ort zurückgedrängt, an dem sie nicht störten.
Sie drehte sich um. »Lass uns da langgehen.« Damit machte sie sich auf den Weg, den Hügel hinauf.
»Warte.« Alexander ging zum Auto und holte die beiden Schwerter. Er steckte eins in die Hexenkette um seine Hüften und reichte das andere Max, die es ihm nachtat. Dann teilten sie die Granatengurte und die Ersatzmunition auf.
Auf der Hügelkuppe blieben sie stehen und ließen den Blick über die kilometerweite Rauchdecke schweifen, die wie Nebel über dem Tal lag. Alexander schaute nach Norden und legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie auf den roten Schimmer am Horizont aufmerksam zu machen.
»Bald ist es so weit«, meinte er, und die Muskeln in seinen Kiefern spannten sich an, während er in Richtung Morgendämmerung schaute. »Wir sollten uns beeilen. Uns bleiben nur noch ein paar Stunden, bis die Sonne aufgeht. Unsere Flucht kann nicht bis morgen warten, sonst werden wir von der Welle wilder Magie eingeholt.«
Sie lief den Hügel runter und folgte dem Verlauf der v-förmigen Senke zwischen den Kämmen. Alexander hielt mit. Als sie die Rauchwand erreichten, blieben sie stehen.
»Wie weit ist es von hier aus?«
»Vielleicht knapp einen Kilometer. Jim meinte, dass der Rauch bei der Farm etwas dünner gewesen wäre. Lass uns dort raufsteigen und schauen, ob wir etwas erkennen können.«
Sie rannte den nächsten Hügel hoch und suchte mit Blicken den Rauch über dem Obstgarten ab. »Er hat recht gehabt. Siehst du? Dort drüben. Man kann ein bisschen durchsehen. Ist das da Licht?«
Ein orangefarbener Fleck glomm im Rauch. »Das könnte ein Feuer oder eine Signallampe sein.«
»Vielleicht ist es für uns bestimmt. Vielleicht will Jim uns mitteilen, dass er durchgekommen ist«, vermutete Max.
»Wie dem auch sei, dort liegt die Farm, oder?«
»Zumindest nah dran.«
»Wie weit kannst du mit dieser Feder springen?«
Nachdenklich kniff sie die Augen zusammen.
»Mit einem Passagier«, fügte er hinzu. »Wir gehen zusammen.«
»Etwas anderes wäre mir nie in den Sinn gekommen, Schleimer.«
»Natürlich.«
Sie grinste und zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Aber egal, wie weit wir kommen, wir sind dann schon mal näher dran als jetzt.«
»Wenn wir im Rauch landen, verlieren wir die Orientierung. Der Geruch und die Stille werden unsere Sinne unbrauchbar machen. Das hat der Bakemono-Rauch so an sich.«
»Das wird ja wie ein Schwimmausflug ins Piranhabecken.«
Er löste seine Hexenkette und band sich damit an ihr fest. Das Schwert nahm er in die rechte Hand. »Damit wir nicht voneinander getrennt werden.«
»Dann also los«, sagte sie und ging ein Stück über den Hügelkamm zurück. Sie umfasste sein Handgelenk und er ihres. »Hauptsache, du spießt mich nicht aus Versehen mit dem Ding da auf, wenn wir landen. Bereit? Auf drei. Renn und spring. Eins, zwei, drei!«
Sie rannten so schnell, wie ihre Shadowblade-Magie es ihnen ermöglichte. Kurz vor der Rauchwand sprangen sie hoch. Alexander umklammerte Max’ Arm, als er zu fallen begann. Sie hielt ihn ebenso fest. Sie stiegen über dem weißen Meer auf, rasten dem Licht entgegen.
Der milchige Rauch kräuselte sich, und geisterhafte Formen tanzten in seinem Innern, während sie darüber hinwegsegelten und dabei langsam an Höhe verloren. Sie waren wahrscheinlich kaum mehr als hundert Meter von dem Licht entfernt, als sie in den Rauch eintauchten.
»Mach die Augen zu«, wies Alexander Max an. »Halte sie geschlossen, bis wir beim Haus sind.«
Das Weiß umwogte sie beide. Es fühlte sich an wie Gespensterfinger, und genau darum handelte es sich vermutlich auch. Obwohl Bakemono-Geister einen berühren konnten,
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