Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
hinein, um die Körner zu zerstreuen, und mischte etwas von dem Salz dazwischen. Das Leuchten und die Bewegung erstarben, doch Alexander bezweifelte, dass das lange vorhalten würde.
»Wo sollen wir hin? Uns ist nichts geblieben. Nichts außer Glasstatuen«, stellte Maple fest. Die Erschöpfung lastete auf ihren Schultern wie ein bleierner Mantel.
»Und zwei Hexen«, bemerkte Alexander. »Heute Nacht habt ihr gekämpft, um sie zu beschützen. Sie brauchen euch nach wie vor.«
Bedächtig nickte Maple und straffte sich. Einen kurzen Moment lang zitterten ihre Lippen, dann hatte sie sich wieder im Griff. Sie schaute zu Max und Alexander. »Danke. Ihr habt uns geholfen, obwohl ihr das nicht musstet. Wir stehen in eurer Schuld. Ich stehe in eurer Schuld.«
»Sorg einfach dafür, dass wir unsere Zeit nicht mit euch verschwendet haben. Verschwindet von hier und bleibt am Leben.«
»Das tun wir.« Kraft und Entschlossenheit kehrten in Maples Stimme zurück. »Das Wenigste, das wir euch zum Dank anbieten können, ist ein Fahrzeug. Ich bringe euch hin. Inzwischen packen die anderen alles zusammen, was wir brauchen. Wir fahren noch heute Nacht los. Oak, du holst die Waffen.« Sie schaute zu den Zwillingen. »Steel und Flint, ihr packt Judiths und Gregorys Sachen. Eagle, du durchsuchst das Anwesen nach Geld und Schmuck – nimm alles Wertvolle mit, was wir tragen können. Ansonsten nehmt ihr das, was ihr zum Leben braucht. Wir kommen nicht zurück.«
Die anderen schauten noch einen Moment lang erschüttert drein, bevor sie sich ebenfalls am Riemen rissen. Alexander war beeindruckt. Sie mochten unerfahren und schlecht ausgebildet sein, ihr Zirkel war zerstört, und sie waren erschöpft und verwundet. Doch sie waren nicht feige, und sie gaben nicht auf.
Maple führte sie nach draußen, und sie stiegen in den Pick-up-Truck ein. Weder Max noch Alexander wiesen sie darauf hin, dass sie kaum in der Verfassung dazu war, nachts rauszugehen. Gesunde Sunspears kamen mit ein paar Stunden Dunkelheit zurecht, aber Maple war nicht mal ansatzweise gesund. Aber sie war auch kein Kind und konnte für sich selbst entscheiden. Sie fuhr mit ihnen zur Rückseite des Gebäudes. Dort standen unter einer dreieckigen Überdachung eine Reihe von Fahrzeugen, unter anderem Motorräder und zwei Wohnwagen.
»Nehmt, was ihr wollt. Die Schlüssel stecken«, erklärte Maple. »Ich würde euch auch was zu essen anbieten, aber all unsere Vorräte sind verdorben.«
»Die Waffen, die ihr uns gegeben habt, und das Auto reichen«, antwortete Max. Sie und Alexander hatten mehrere Schachteln Schrotmunition, zwei Granatengurte und die beiden Schwerter eingepackt.
Sie stiegen aus. Plötzlich hielt Max inne und schloss die Augen. »Ich bin so was von bescheuert«, brummte sie seufzend und drehte sich um. Sie starrte Alexander finster an. »Was grinst du?«
»Nichts. Ich frage mich nur, ob du jemals einen Obdachlosen in Not stehen gelassen hast.«
»Horngate hat die meisten seiner Hexen und einen Haufen Sunspears und Shadowblades verloren. Wir müssen den Zirkel schnell wieder aufbauen, und diese Leute brauchen ein Zuhause. Es ist ein absolut vernünftiger Gedanke.«
»Aber natürlich«, entgegnete er ironisch. Er konnte die Augen nicht von ihr abwenden. Es kam ihm immer noch vor, als könnte sie sich jeden Moment in Luft auflösen. Das würde ihm sicher noch für eine Weile Alpträume bescheren.
Max zog eine Grimasse und beugte sich durchs Autofenster zu Maple. »Wo wollt ihr jetzt hin?«
Maple sah besorgt aus. »Ich weiß es nicht. Wir lassen uns was einfallen. Was ist mit euch? Wohin seid ihr auf dem Weg?«
»Meine Familie steckt bei Winters in Schwierigkeiten«, erwiderte Max zu Alexanders Überraschung geradeheraus. »Wir wollen helfen.«
»Deine Familie? Im Ernst? Aber du bist … Wie alt bist du?«
»Alt genug, um es eigentlich besser zu wissen. Aber ich mache euch ein Angebot. Mein Zirkel heißt Horngate. Er hat seinen Sitz oben in Montana.« Sie öffnete die Tür und nahm sich Bleistift und Papier vom Armaturenbrett. Bei dem Papier handelte es sich um einen Werbezettel für eine große Kunstmesse in Ukiah. Sie drehte ihn um und schrieb Nikos Telefonnummer und eine Wegbeschreibung nach Horngate darauf. »Wenn ihr dort unterkommen wollt, ruft diese Nummer an und sagt, dass ich euch geschickt habe. Wenn niemand rangeht, fahr zum Sitz des Zirkels. Nur du, niemand sonst. Erzähl ihnen, was passiert ist, und sag ihnen, dass ich dich geschickt
Weitere Kostenlose Bücher