Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
stellten sie keine körperliche Gefahr da, solange sie nicht menschliche Gestalt annahmen. Aber sie konnten einen im Rauch in die Irre oder in einen Abgrund führen.
Alexander bemühte sich, das Gesicht Richtung Farmhaus zu halten. Mit einem Ruck kam er auf. Kurz darauf landete Max mit einem leisen Geräusch neben ihm. Er wartete nicht, sondern ging sofort in die Richtung los, die er sich gemerkt hatte, wobei er das Schwert langsam vor sich hin und her schwenkte, um den Weg zu ertasten.
Als sie in den Rauch eingetaucht waren, hatte er die Luft angehalten. Jetzt ließ er sie entweichen und atmete wieder ein. Auf seiner Haut fühlte sich der Rauch kalt an, doch in der Nase und den Lungen brannte er. Seine Augen juckten, obwohl er sie geschlossen hielt, und seine Gesichtshaut schien zu spannen, als ob etwas ihr die Feuchtigkeit entzöge. Das war nicht gut. Hier konnte man leicht die Orientierung verlieren und innerhalb weniger Stunden zu einer spröden Hülle ausgetrocknet werden. Der Gedanke daran war höchst beunruhigend, wenn man bedachte, wie lange Max’ Familie dem Rauch bereits ausgesetzt war.
Vorsichtig ging er weiter. Stimmen wisperten, und überall um sich herum hörte er es knurren und kläffen. Er kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu öffnen. Obwohl er es nie zuvor mit Bakemono zu tun gehabt hatte, kannte er genug Geschichten über sie, um zu wissen, was er vermeiden musste. Es war entscheidend, die Augen geschlossen zu halten, wenn er nicht vom Weg abkommen wollte.
Sie befanden sich im Obstgarten. Tief hängende Kirschbaumäste schlugen ihm ins Gesicht. Mit ausgestrecktem Arm schob er sie beiseite und tastete sich weiterhin mit dem Schwert voran.
Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Es kam ihm so vor, als füllten sich seine Lungen langsam mit Sand. Er zog sich den Kragen über Mund und Nase, doch es half nichts. Der Rauch drang einfach ungefiltert durch den Stoff hindurch.
Er zählte seine Schritte. Sie waren vielleicht hundert Meter von dem Licht entfernt gewesen. Da er sich langsam bewegte, nahm er an, dass er etwa hundertfünfzig Schritte brauchen würde.
Etwas streifte sein Bein. Er trat danach, erwischte jedoch nichts. Eine Hand kniff ihm ins Ohr. Eine weitere glitt an seinem Oberschenkel bis zu seinem Bauch empor. Er schlug die Hände weg, und diesmal traf er etwas Festes. Ein trällerndes Lachen erklang, süß und glockenhell. Obake, die sich in wunderschöne Menschen verwandelt hatten, um ihre Beute in die Falle zu locken. Ein Grund mehr, die Augen geschlossen zu lassen.
Während er weiterging, spürte er am Zug der Kette Max’ Bewegungen, die ebenfalls Angreifer beiseiteschlug. Ihr Atem ging ebenso schwer wie sein eigener.
Schließlich meinte er, weit genug gegangen zu sein. Er tastete nach Max. »Ich mache die Augen auf. Danach kannst du mir vielleicht nicht mehr vertrauen.« Er hustete. Seine Zunge war so ausgedörrt, dass er nicht mehr schlucken konnte. Es fühlte sich an, als bohrten sich ihm dornige Disteln in die Kehle. Er brauchte fast eine Minute, um sich in den Griff zu bekommen.
Schließlich öffnete er die Augen. Vor ihm befand sich eine kleine Lücke im Rauch. Darin standen drei wunderschöne Frauen. Sie waren nackt und hatten kurvenreiche und üppige Figuren. Ihre Gesichter wirkten zerbrechlich, und das Haar fiel ihnen in dichten rotschwarzen Locken auf den Rücken. Kitsune. Fuchs-Obake. Darum musste es sich handeln.
Als sie erkannten, dass er sie anschaute, lächelten sie und verbeugten sich, wobei sie sich die Lippen leckten und sich mit den Händen lustvoll über die Leiber strichen. Doch ihre Blicke verrieten sie – sie dürsteten nach Blut. Er lächelte, als wäre er verblüfft und entzückt, und schaute an ihnen vorbei.
In nicht allzu großer Ferne lichtete sich der Rauch. Er sah das Licht. Es schimmerte und tanzte wie eine Spiegelung auf einer Wasseroberfläche. Er hatte nicht ganz die richtige Richtung eingeschlagen. Von hier aus musste er etwas weiter nach links. Er straffte die Schultern und richtete sich erneut auf sein Ziel aus. Jetzt musste er nur noch zwanzig Meter weit geradeaus gehen.
Die drei Frauen waren herangekommen und rieben sich an ihm wie Füchse, die ihr Revier markierten. Sie leckten über seinen Hals und streichelten ihn durch seine Jeans. Ein Geruch nach Jasmin und Honig strömte von ihnen aus.
»Was geht da vor, Schleimer? Sind das Freunde von dir?«
Alexander zuckte erschreckt zusammen, als er Max’ Stimme hörte. Er fuhr herum und
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