Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Platz mehr für die Leshii.
Der Vater schaute zum Truck und dem Anhänger und bedeutete seiner Familie, ihm zu folgen. Max und Alexander schlossen sich an, um die Familie hinten reinzulassen. Doch die Leshii verharrten vor dem Anhänger. Unvermittelt kletterte die Mutter auf ihn drauf. Aus ihren Händen wuchsen kleine Fühler, die sich ans Metall hefteten. Sie zog sich hoch und streckte danach die Arme nach unten aus, die plötzlich länger wurden und sich in schlangenartige Ranken verwandelten. Sie schlang sie um die beiden Kinder und hob sie hinauf. Die Tanten und der Vater folgten ihr. Oben setzten sie sich in Rautenformation aufs Dach: Vater und Mutter hinten, die beiden Tanten an den Seiten und die Kinder in der Mitte. Nach einem Augenblick bildete sich eine Blase grünen Lichts um sie herum.
Und dann wurde die Blase zu Alexanders Überraschung größer und hüllte den Großteil des Anhängers ein. Der Vater schaute zu Max herab. »Abmachung?«
Man sollte niemals einen Gefallen annehmen, solange man nicht wusste, was er einen kosten würde.
Sie nickte. »Ja.«
Wie Alexander erwartet hatte, setzte sie Ivy und Oak hinten in den Pick-up. Alexander nahm seine Position wieder ein und band sich mit der Hexenkette am Auto fest. Max stellte sich an der Beifahrerseite aufs Trittbrett und stach Löcher in die Tür, um ihre Kette zu befestigen.
»Wird trotzdem nicht besonders schnell gehen«, brummte Steel.
Langsam vermutete Alexander, dass er einfach nicht lauter reden konnte.
»Wie schnell?«, fragte Max durchs Fenster.
»Fünfzig vielleicht.«
Sie schaute zu Alexander rüber. »Brauchen wir Augenbinden?«
»Die anderen sind ohne durchgekommen. Wahrscheinlich sind sowieso alle viel zu sehr beschäftigt, um sich um die Trugbilder zu kümmern.«
»Dann los. Bring uns sicher hier raus, Steel.« Als sie ihm bei diesen Worten die Schulter drückte, fuhr er vor Schreck fast aus der Haut.
Alexander lächelte still vor sich hin. Max hatte diese Wirkung auf andere. Sie war gefährlich und Furcht einflößend. Den Geistern sei Dank dafür. Das hielt sie am Leben, und außerdem machte es sie verdammt sexy.
Der Truck fuhr los. Diesmal hielt er nicht am Schutzkreis. Flammen flackerten, als sie darüber hinwegrollten. Alexander merkte kaum, wie sie an ihm hochleckten. Sie waren jetzt im Rauch, und er konnte das Heulen der Obake hören, die sich zur Jagd zusammenrotteten. Sein ganzer Körper stand unter Spannung. Es mussten Hunderte sein. Wenn nicht Tausende. Wahrscheinlich hatten sie sich um die Farm herum gesammelt und sich darauf vorbereitet, den Schutzkreis zu attackieren. Zu ihrem Glück kam ihre Beute von alleine heraus.
Er schloss die Finger fester um sein Schwert, nahm eine Handgranate von seinem Gurt, zog mit den Zähnen den Stift und spuckte ihn aus. Von hinten vernahm er ein leises Klirren, als Oak und Ivy es ihm nachtaten und die Stifte auf den metallenen Boden des Trucks fielen.
Der Rauch wirbelte und bewegte sich. Er war so dicht, dass es Alexander vorkam, als würden sie durch Milch schwimmen. Alle Geräusche klangen gleichzeitig sehr nah und wie aus weiter Ferne. Unablässig murmelnd gab Steel Peter Anweisungen, als wüsste er, dass sein vom Rauch geblendeter Fahrer den Zuspruch bitter nötig hatte. »Geradeaus jetzt, ganz locker, ruhig und gleichmäßig. Es macht nichts, wenn du sie umfährst. Du sollst sie treffen. Ein bisschen nach links, nicht zu weit. So ist es gut …« Seine Stimme war freundlich, als wollte er ein verängstigtes Tier besänftigen.
Dann hörte Alexander nicht mehr zu.
Zähne und Klauen quollen ihm entgegen. Sie schossen auf sein Gesicht und seine Arme zu, zerrten und rissen an ihm. Er schlug mit dem Schwert auf sie ein. Der Truck kam ins Schlingern und fuhr holpernd über Leiber weg. Quieken und Kreischen und Wimmern erklang. Oak fluchte und kämpfte dann schweigend gegen die auf ihn zurollende Flut der Obake. Alexander hörte, wie Max’ Schwert durch die Luft sauste und mit einem feuchten Schmatzen auf Fleisch traf. Zehn Meter weiter explodierte eine Handgranate. Alexander warf seine eigene. Die Explosion ließ den Truck erzittern. Gedämpfte Schreie ertönten aus dem Anhänger. Doch die Granaten halfen nicht viel. Um tatsächlich etwas zu bewirken, hätten sie direkt neben dem Truck in die Luft gehen müssen – was den Pick-up jedoch von der Straße gepustet hätte.
Schmerz durchzuckte Alexanders Beine. Er hatte nicht mit so vielen Obake gerechnet. Er trat und schnitt, zog
Weitere Kostenlose Bücher