Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
schüttelte den Kopf. »Ich hatte damit gerechnet, dass sie mindestens so alt wäre wie du.« Thor pfiff. »Es überrascht mich, dass Giselle sie gehen lässt. Familienbande? Selange hätte niemals zugelassen, dass irgendetwas außer ihr unsere Loyalität in Anspruch nimmt.«
Alexander wusste das sehr wohl. Eben deshalb hatte er sich ein Geheimtelefon besorgt und es versteckt gehalten. »Giselle ist keine gewöhnliche Hexe, ebenso wenig wie Max eine gewöhnliche Prime ist. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob Max sich von ihr zwingen lassen würde.«
»Die meisten von uns haben gar keine andere Wahl.«
»Die meisten von uns würden auch nicht sterben, um recht zu behalten. Max’ Überleben ist Giselle wichtiger, als bei diesem speziellen Streit zu gewinnen.« Giselle hat Max sterben sehen. Nein. Er würde es verhindern.
»Und trotzdem lässt du Max auflaufen, wenn sie dich sehen möchte. Anscheinend ist nicht nur sie bereit zu sterben, um recht zu behalten.«
Alexander zuckte mit den Schultern. »In dieser Sache lohnt es sich, recht zu behalten.«
»Ist ja deine Beerdigung. Ich geh es ihr ausrichten. Aber tu mir einen Gefallen: Halt mir einen Platz in der ersten Reihe frei, wenn sie dir die Beine bricht und dir die Lungen durch den Hintern rausreißt.«
»Ich habe nicht vor, den Boxsack für sie zu spielen. Damit bin ich fertig.«
Thor runzelte die Stirn und bedachte Alexander mit einem langen Blick. »Du hast doch nichts Dummes vor, oder?«
»Kommt darauf an, wie du das Wort dumm definierst.«
Der andere schüttelte den Kopf. »Ich kann dir nicht den Rücken freihalten. Ich habe mich Horngate verschrieben.«
»Ich kann allein auf mich aufpassen.«
Thor schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn Max uns auf dich loslässt. Dann bringen wir dich ganz sicher um.«
»In dem Fall war es schön, dich kennengelernt zu haben.«
»Du glaubst nicht, dass sie das tun wird?«
Alexanders Mundwinkel zuckten. »Ich glaube … Ich glaube, dass ich es sehr bald herausfinden werde.«
Kapitel 6
M ax war pappsatt. Sie hatte alles aufgegessen, was Magpie ihr vorgesetzt hatte. Tutresiel hockte ihr gegenüber auf einer Stuhllehne. Sie hatte keine Ahnung, wohin Niko und Tyler verschwunden waren, und Giselle hatte sich geweigert, ihr etwas über das Gespräch zwischen ihr und Alexander zu verraten.
»Ich habe aus gutem Grund einen Kreis der Stille gezogen. Ich möchte tatsächlich nicht, dass du weißt, worüber wir geredet haben«, hatte die Hexenschlampe ihr ganz langsam erklärt, als wäre Max drei Jahre alt. Dann war sie mit Xaphan davongegangen.
Max starrte finster auf ihren Teller.
»Ein ereignisreicher Morgen«, bemerkte Tutresiel, der sie beobachtete.
Sie verzog das Gesicht. »Hier gibt es verdammt noch mal zu viele Geheimnisse.«
»Zu viel Wahrheit kann einem auch Angst machen.«
Sie hob die Brauen. »Tatsächlich? Ich persönlich weiß lieber mehr als weniger.«
»Du hast niemandem außer mir verraten, dass du zu Scooter gehen wolltest. Oder dass er dich nachts überfallen hat. Warum teilst du nicht erst einmal selbst deine Geheimnisse mit anderen?«
»Was bist du, ein Rechtsanwalt? Oder vielleicht einer von diesen guten Engeln, die sich den Leuten auf die Schulter setzen und sie dazu anhalten, artig zu sein?«
Er lächelte. Verdammt. Dadurch gewann seine strenge Schönheit etwas geradezu Atemberaubendes. Waren das etwa Grübchen? Max schluckte.
»Ich würde niemals jemandem zureden, artig zu sein. Außerdem sage ich nur das Offensichtliche: Auch du magst Geheimnisse – solange du sie kennst.«
Dem hatte sie nichts entgegenzusetzen. »Na schön. Dann gibt es hier eben zu viele Geheimnisse vor mir. Zufrieden?«
»Die Wahrheit tut weh, habe ich recht?«
»Leck mich.«
Er musterte sie. »Du siehst nicht mehr ganz so sehr wie eine lebende Leiche aus. Vielleicht könntest du mich dazu rumkriegen.«
Ein Schauer überlief Max, und sie streckte sich wie eine Katze. »Mieze, führe mich nicht in Versuchung. Ich bin seit Monaten nicht flachgelegt worden.«
»Seit Monaten?« Er schüttelte den Kopf. »Wie mitleiderregend. Vielleicht sollte ich dir einen Notfick spendieren.«
Max’ Blut geriet in Wallung. Es war ein verlockendes Angebot. Würde sie Alexander vergessen, wenn sie mit Tutresiel schlief? Irgendwie bezweifelte sie es. Sie seufzte. »Tut mir leid, Mieze. Ich habe zu tun. Vielleicht nächstes Mal.«
»Schade für dich.«
»Du bist wirklich ein selbstgefälliger Mistkerl.«
»Du wolltest die
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