Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Hand fest auf die Anrichte, auf deren Oberfläche sich ein Netzwerk von Rissen bildete. Er würde sie ändern. Alexander war nicht bereit, Max zu verlieren – nicht jetzt, nachdem ihm gerade erst klar geworden war, wie sehr er sie wollte. Wie sehr er sie brauchte.
Abrupt zog er seine blutverschmierte Hose und Unterwäsche aus. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Er wollte diese Gefühle nicht. Es war dumm, so zu empfinden. Es war Wahnsinn. Und doch wollte er Max, wie er nie zuvor eine Frau gewollt hatte. Er stellte sich vor den Spiegel und schnitt eine Grimasse. Von all den Frauen, die er sich hätte aussuchen können, war sie die widerspenstigste, rauhbeinigste und rücksichtsloseste, und sie war hart wie Stahl.
Und allein schon der Gedanke an sie tat weh, so groß war sein Verlangen. Verdammt.
Er ging unter die Dusche und wusch sich das Blut von der Haut. Anschließend trocknete er sich ab und zog schwarze Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover an, die er aus den Überresten seiner Kommode fischte. Im Kleiderschrank fand er seinen Gepäcksack. Er stopfte Wechselkleidung und seine Notfallausrüstung hinein, die aus einem lichtundurchlässigen Zelt, einer Schachtel Energieriegel, einer Heilsalbe, zwei Kampfmessern, einer .45er, einer 9 mm, einem Dutzend Magazine für jede Pistole, teilweise mit Schrotmunition, Material zur Versiegelung von Fenstern und Türen, zwei Viertelliterflaschen Orangen-Gatorade und Verbandszeug bestand.
Er schaute sich im Zimmer um. Ansonsten hatte er praktisch keine Besitztümer. Den ganzen Rest hatte er in Aulne Rouge zurückgelassen, seinem ehemaligen Zirkelsitz. Jetzt besaß er bloß noch die Kleider, die er sich gekauft hatte, und das Telefon, das auf seinem Bett lag. Er betrachtete es.
Ich habe es endlich gefunden … Es wird nicht lange bleiben, wo es ist.
Er nahm das Telefon und drehte es nachdenklich zwischen den Fingern hin und her.
Valery war eine Rauchhexe der Caramaras und eine Diebin. Sie hatte sich bei einer Beltane-Hexenzusammenkunft nahe Big Bear in Kalifornien eingeschlichen. Reingekommen war sie ohne große Schwierigkeiten, aber auf dem Weg nach draußen hatte sie einen Schutzzauber ausgelöst und war verletzt worden. Alexander hatte sie auf der Toilette entdeckt.
Sie hatten einander sofort erkannt. Es stand ihnen ins Gesicht geschrieben, dass sie beide vom Blute der Caramaras waren. Sie hatten das gleiche dunkle Haar, die gleiche dunkle Haut, das gleiche kantige Kinn und die gleichen hohen Wangenknochen. Valery hätte seine Schwester sein können. Mehr als alles andere war das der Grund dafür gewesen, dass Alexander sie mit auf sein Zimmer genommen und sie später heimlich nach draußen in die Freiheit geschmuggelt hatte.
Sie waren Freunde geworden. Valery war fest entschlossen gewesen, ihre Schuld zu begleichen, und da die Caramaras nicht besonders zahlreich waren, wollte sie ihn nicht aus den Augen verlieren. Ihrer Ansicht nach waren sie Blutsverwandte. Alexander konnte sich nicht daran erinnern, ihr von dem Amulett von Amengohr erzählt zu haben, aber es war zu ihrer Mission geworden, es für ihn zu finden.
Es würde ihm die Fähigkeit verleihen, sich tagsüber frei zu bewegen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Mit dem Amulett konnte er sich als normaler Mensch ausgeben. Er würde keinen Zirkel brauchen. Er wäre frei. Frei, um Max zu umwerben – schließlich wäre er dann nicht mehr Teil ihres Zirkels. Mit dieser Begründung könnte sie ihn also nicht mehr abweisen.
Der Gedanke war ein schwacher Trost. Er wollte nicht fort von hier, und wenn er ging, konnte er Max nicht mehr den Rücken freihalten. Er wollte sie, und er wollte Horngate. Und er wollte verdammt sein, wenn man ihm seinen Willen verwehrte.
Er ging wieder ins Badezimmer, drehte den Wasserhahn auf, damit man ihn nicht sprechen hörte, und drückte die Schnellwahltaste für Valery. Beim dritten Klingeln nahm sie ab.
»Ich habe auf deinen Anruf gewartet, mein Süßer. Wo warst du? Es ist Tage her, dass ich mich bei dir gemeldet habe.« Ihre Stimme klang gedämpft und belegt, als hätte sie geschlafen.
»Lange Geschichte. Ich gehöre nicht mehr zu Selanges Zirkel.«
Einen Moment lang antwortete Valery nicht auf diese knappe Mitteilung. Dann sagte sie: »Klingt interessant. Darüber würde ich gerne mehr hören.«
»Nicht jetzt. Kommst du immer noch an das Amulett ran?«
»Ich mache mich gerade damit aus dem Staub, mein Süßer, also sollten wir uns besser
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