Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
beneiden. Sie ist ziemlich übellaunig.«
»Und ich mache es nicht besser. Ich kann es kaum erwarten.«
Er bog in Richtung seiner Wohnung ab. Die Stellen, an denen die beiden anderen ihn mit Schlägen und Tritten traktiert hatten, schmerzten. Er hatte mindestens drei gebrochene Rippen und war sich ziemlich sicher, dass sein rechtes Schienbein ebenfalls angeknackst war. Alexander ging ins Bad und wusch sich das getrocknete Blut vom Gesicht. Niko hatte ihm die Nase gebrochen, und er hatte Schnitte auf Stirn und Wangen, die bereits schnell heilten. Sein Rücken, seine Brust und seine Arme waren von Blutergüssen übersät. In ein paar Stunden würde er wieder mehr oder weniger auf dem Damm sein, aber die Wunden der beiden anderen waren schwerer und würden nicht so rasch abheilen. Er grinste zufrieden.
Dann verblasste sein Lächeln mit einem Mal, als er an Max’ Familie dachte. Er ging in die Hocke und öffnete den Spülschrank. Unterm Waschbecken verlief das Abflussrohr. Er griff dahinter, hakte den Finger um eine Schnur und zog behutsam das Telefon hervor, das daran hing. Er knotete es los und schmiss die Schnur in den Mülleimer. Wenn jemand seine Wohnung durchsuchte, während er in Kalifornien war, würde er nichts Verdächtiges entdecken.
Er schaltete das Telefon ein und sah, dass er zwei Dutzend SMS und eine Sprachnachricht hatte. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund. Die meisten SMS stammten von seinem Kontaktnetzwerk in der magischen Welt. Er hatte gute Gründe dafür gehabt, dieses Telefon zu kaufen und es versteckt zu halten. Seine Kontakte waren zu wertvoll, um sie aufzugeben, aber Alexander wusste, dass Max und Giselle es für zu riskant halten würden, eine Telefonnummer zu behalten, die er schon unter Selange benutzt hatte. Vielleicht würden sie sogar denken, dass er immer noch für seine alte Hexe arbeitete. Wenn sie das Telefon bei ihm fanden, war er jedenfalls so gut wie tot.
Er tippte eine Nummer ein. Es klingelte dreimal, dann ging die Mailbox ran. »Hier ist Alexander«, sagte er. »Ich suche nach Informationen über magische Aktivitäten in Winters, Kalifornien. Ich muss so schnell wie möglich alles wissen, was du mir sagen kannst. Schick mir eine SMS.«
Er legte auf und schaute erneut auf seine Textnachrichten. Die konnten warten. Danach wählte er seine Mailbox an und gab sein Passwort ein. Es gab nur eine Nachricht. Valery. Er versteifte sich, und ihm stockte der Atem. Magpie hatte recht gehabt. Valery würde nur aus einem Grund anrufen: weil sie das Amulett von Amengohr gefunden hatte.
Ihre volle Stimme erfüllte ihn wie eine warme Liebkosung. »Alexander, mein Süßer. Ich habe es endlich gefunden. Ruf mich bald zurück. Es wird nicht lange bleiben, wo es ist.«
Er spielte die Nachricht ein weiteres Mal ab. Sie hatte es tatsächlich gefunden. Alexander wurde schwindelig. Er hatte niemals wirklich geglaubt, dass sie es schaffen würde. Nicht mal nach Magpies Prophezeiung. Und jetzt …
Er starrte ins Leere. Was sollte er jetzt machen?
Das Amulett konnte ihm die nötigen Kräfte verleihen, um Max zu beschützen. Aber er hatte keine Zeit, es zu holen. Und selbst, wenn er es tat – Giselle hatte ihren Tod vorhergesehen.
Einmal mehr schlugen unkontrollierte Gefühle über ihm zusammen. Als sie ihn mit sich rissen, erzitterte er. Er glaubte zu ertrinken. Er glaubte zu verbrennen. Er glaubte, in einen Abgrund zu stürzen. Alexander fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und holte Luft, um sich zu beruhigen. Seit Magpies Besuch hatte er darüber nachgedacht, wie er Max beschützen konnte, obwohl die Möglichkeit, dass sie tatsächlich sterben könnte, kaum zu ihm durchgedrungen war. Er konnte es sich nicht vorstellen. Sie war so voller Lebenskraft, so schlau, so stark.
Giselle hatte ihren Tod vorhergesehen.
Du wirst Primus sein.
Die Gedanken prallten in seinem Kopf aufeinander wie zwei Lkws. Giselle war sich nicht sicher, ob ihre Vision in Erfüllung gehen würde. Sie durfte nicht in Erfüllung gehen. Aber wie sonst sollte er Primus werden?
Mechanisch erhob Alexander sich und legte vorsichtig das Telefon auf die Anrichte. Er musste sich alle Mühe geben, um seinen inneren Shadowblade unter Kontrolle zu halten, damit er nicht Amok lief. Er durfte nicht die Beherrschung verlieren. Er musste nachdenken. Alexander atmete durch.
Giselles Vision war möglicherweise nicht unabwendbar. Die Ereignisse, die sie vorhergesehen hatte, ließen sich ändern. Er knallte die lädierte
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