Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Wahrheit. Ich sage sie dir geradeheraus.«
Sie schnaubte.
Nun wurde er wieder ernst. »Eins noch. Ich lasse nicht zu, dass hier etwas passiert, während du weg bist. Versprochen.« Bei dem letzten Wort strahlte er einen Ring silbernen Lichts ab, der ihren Körper durchlief. Einen Moment lang leuchteten die Wände auf, dann verflüchtigte die Magie sich im Berggestein.
Max starrte ihn an. Für ein magisches Geschöpf war es keine Kleinigkeit, ein Versprechen zu geben. Dadurch machte Tutresiel sich verletzlich, und seine Magie verlieh dem Versprechen zusätzliches Gewicht. Solche Versprechen stellten die festesten Bande dar, weil man sie sich selbst auferlegte. Tutresiel verabscheute es, Giselle oder irgendjemandem sonst zu dienen. Dass er eine willentliche Bindung einging, war ein unermessliches und völlig unerwartetes Geschenk.
»Bist du dir da sicher?« Dumme Frage. Es war geschehen, und Tutresiel wusste genau, was das bedeutete. »Warum?«
Er zuckte mit den Schultern, und seine Miene wurde verschlossen. »Das sagte ich dir bereits. Ich mag dich mehr, als ich erwartet habe. Ich will, dass du deine Familie hier in Sicherheit bringen kannst.«
»Vielleicht sind meine Leute schon tot.« Sie zwang sich, die Worte auszusprechen. Tutresiel hatte recht: Die Wahrheit tat manchmal ziemlich weh.
Er erhob sich von seinem Stuhl. »Und vielleicht leben sie noch. Komm bitte zurück. Ich möchte hier nicht ewig mit meinem Versprechen festsitzen.«
»Klingt, als würdest du es schon bereuen. Vielleicht hättest du genauer darüber nachdenken sollen.«
»Nennen wir es einfach Eigeninteresse. Ich will nicht nach Mithra zurück. Wenn Giselle stirbt, bleibt mir nichts anderes übrig. Also schütze ich diesen Ort.«
»Dafür hättest du kein Versprechen ablegen müssen.«
»So bin ich motivierter. Damit ich mich nicht vergesse und aus reinem Trotz alle sterben lasse. Außerdem, auch wenn du derzeit nicht danach aussiehst …« Er musterte sie abschätzig und fuhr fort: »Bislang hat es sich immer ausgezahlt, auf dich zu setzen.«
»Wollen wir hoffen, dass deine Glückssträhne nicht abreißt.«
Er lächelte dünn. »Oder deine.«
Tutresiel hatte sich verabschiedet, und Max hatte soeben ihren letzten Teller geleert, als Niko und Tyler zurückkehrten. Humpelnd betraten sie den Speisesaal. Sie sahen aus, als hätten sie es mit einem Kampfpanzer zu tun gekriegt. Max begutachtete sie mit verschränkten Armen.
»Habt ihr gewonnen?«, fragte sie. Max war sich sicher, dass die beiden Alexander aufgelauert hatten. Sie waren verschwunden, als er zusammen mit Giselle gegangen war. Das war ein zu großer Zufall, um nicht die offensichtliche Schlussfolgerung zu ziehen.
Niko verzog das Gesicht. Seine Augen waren zugeschwollen, seine Nase dick und verbogen. Sein Mund war eine blutige Masse, und seine Haut schwarz und blau, wobei hier und da Spuren von Gelb und Grün zu sehen waren, die verrieten, dass die Heilung eingesetzt hatte. Tyler sah mehr oder weniger genauso aus. Sie hatten sich das Blut abgewaschen, und beide hatten nasse Haare. Tyler stützte Niko, der ein Bein nachzog.
»Ne«, erwiderte Niko überraschend fröhlich. »Er hat uns ordentlich den Arsch versohlt.«
»Und nicht nur den.« Tyler stöhnte, während die beiden ans Büfett gingen. »Ich glaube, so übel hat man mich noch nie zugerichtet.«
»Dann muss ich euch wohl härter rannehmen«, entgegnete Max ironisch. »Was ist mit Alexander?«
»Wir haben den ein oder anderen Treffer gelandet. Aber verdammt, er ist schnell«, antwortete Niko, bevor er sich ein Brötchen in den Mund stopfte. »Und dazu hat er einen Haufen Tricks drauf, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Er hat sich die ganze Zeit über zurückgehalten.«
»Dumm ist er auch nicht«, meinte Max, die hin- und hergerissen war zwischen Belustigung und Verärgerung. »Wie ist es dazu gekommen?«
»Wir wollten sichergehen, dass er dir in Kalifornien den Rücken deckt«, erklärte Tyler, der sich gerade mit einer Hand Essen auf einen Teller lud, während er mit der anderen Niko stützte. »Er sollte es uns versprechen.«
Ungläubige Wut flammte in Max’ Eingeweiden auf. »Ihr wolltet ihn zu einem Versprechen zwingen? Für mich?«
»Für uns. Wir wollen dich schließlich zurück«, sagte Niko ohne ein Zeichen von Reue. »Kam mir wie eine gute Idee vor. Beim nächsten Mal nehme ich mehr Shadowblades mit.«
»Ihr könnt von Glück sagen, dass er euch nicht umgebracht hat«, stieß Max zwischen
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