Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
sich dem Schmerz hin. In dieser Sache würde sie niemals zurückstecken.
Alexander packte sie bei den Schultern und schüttelte sie, so dass ihr Kopf nach hinten fiel. »Max! Giselle ist nicht hier. Sie bedroht nicht deine Familie. Hör auf, ehe du dich umbringst.«
Langsam drangen seine Worte durch den Schleier aus Schmerz. Sie zwang sich, locker zu werden. Er hatte recht. Wichtiger noch, sie musste ihre Familie nach wie vor retten, und wenn sie sich auf dem Weg selbst umbrachte, würde das nicht gerade helfen.
Die Magie verebbte, und es fühlte sich an, als ob sie ihr dabei das Fleisch von den Knochen schälte. Max sog den Atem ein und ließ ihn langsam entweichen. Sie spürte, wie ihr Herzschlag sich normalisierte. Alexanders Hände lösten sich von ihr.
»In Wahrheit hat sie mehr als genug Geiseln, und du bist gerade dabei, ihr noch weitere zu verschaffen«, entgegnete er. »Hinter dieser Ausrede kannst du dich nicht verstecken.«
Max schaute zur Windschutzscheibe hinaus, auf der lauter zerquetschte Insekten klebten. Er hatte recht. Sie hatte überhaupt keine vernünftige Ausrede. »Das letzte Mal bin ich 1980 mit jemandem gegangen.«
Als sie nicht weitersprach, hakte er nach. »Und?«
Sie hob eine Schulter. »Er hat mich betrogen. Kurz nachdem wir uns getrennt haben, hat meine beste Freundin mich zur Shadowblade gemacht. Vielleicht habe ich Probleme damit, anderen Menschen zu vertrauen.«
Eine ganze Weile schwieg er. »Damit kann ich umgehen«, sagte er schließlich. Er legte den Gang ein und fuhr los.
Sie schaute zu Alexander. »Da bist du dir ja verdammt sicher.«
»Das bin ich wirklich. Du hast zugegeben, dass du mich willst und dass es keinen guten Grund für dich gibt, nicht mit mir zusammen zu sein. Es ist bloß eine Frage der Zeit.« Seine Augen lachten sie an und forderten sie dazu heraus, ihm zu widersprechen.
Max’ Magen zog sich erwartungsvoll zusammen. Mitleidlos verscheuchte sie das Gefühl. »Du vergisst da etwas.«
»Ach? Und das wäre?«
»Die Sache wurde bereits für mich entschieden. Giselle hat mich Scooter versprochen.«
Schweigend lenkte er den Wagen über die gewundene Bergstraße. In den engen Kurven quietschten die Reifen.
»Erzähle mir von Scooter«, forderte er sie schließlich mit zusammengebissenen Zähnen auf. »Was soll das heißen, dass er dich im Schlaf verschleppen wollte?«
Max warf ihm einen Seitenblick zu. Diesen Teil ihres Gesprächs wollte sie nicht wieder aufnehmen. Also wechselte sie das Thema.
»Weißt du eigentlich, dass du ganz schön geschwollen daherredest? Du sagst zum Beispiel ›erzähle‹ statt ›erzähl‹. Du klingst echt, als hättest du einen Stock im Arsch.«
Er starrte sie an und schüttelte den Kopf. »Mir war nicht bewusst, dass meine Ausdrucksweise derart … steif ist.«
»Schon wieder. ›Mir war nicht bewusst‹. Hättest du nicht sagen können ›ich wusste nicht‹ oder so was?«
»Das hätte ich wohl.«
»Warum machst du das dann nicht? Willkommen im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
»In jungen Jahren hat meine Mutter mir vermittelt, wie wichtig es ist, sich gepflegt auszudrücken.«
»Und das ist gepflegt?«
»Laut meiner Mutter.«
Max kniff die Lippen zusammen. Weitere Einwände wären einer Beleidigung seiner Mutter gleichgekommen, und sie hatte das Gefühl, dass sie damit eine Grenze überschreiten würde. Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte, Grenzen zu überschreiten, aber Familienmitglieder waren tabu.
»Also, erzählst du mir jetzt von der Sache mit Scooter? Was hat er mit deinem Arm angestellt?«, fragte Alexander. So leicht ließ er sie nicht vom Haken.
Sie ballte die Hand zur Faust und spürte die kühle Schwere des auf ihr liegenden Zaubers. »Wie hast du davon erfahren?«
»Ich bin nicht blind. Du hast den Arm geschont, seit du aus seiner Höhle zurückgekehrt bist. Was ist passiert?«
Sie überlegte, ob sie ihn weiter hinhalten sollte, aber dann würde er wahrscheinlich einfach über die nächste Steilkante fahren. Oder versuchen, sie zu erwürgen. Außerdem musste er es erfahren. Danach würde er sie aufgeben. Warum wurde ihr beim Gedanken daran regelrecht schlecht?
Sie schluckte. »Scooter war ein bisschen verärgert über mich. Ich habe das Treffen mit ihm ständig aufgeschoben, also hat er angefangen, mich im Schlaf aufzusuchen. Zuerst hat er mich bloß dauernd geweckt. Doch als ich nach einer Weile immer noch nicht zu ihm runtergekommen bin, beschloss er, nicht länger zu warten.« Sie rieb
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