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Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer

Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer

Titel: Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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ihre Hüften. Mit neuem Mut setzte Max ihre Angriffe fort, und plötzlich öffnete sich der Mund und zog sich mit einem gurgelnden Stöhnen in den Boden zurück. Max warf sich zur Seite, als das ganze Tentakelbündel genau dort aufschlug, wo sie sich eben noch befunden hatte.
    Das Geschöpf im Boden hatte nach wie vor Hunger. Es schnappte sich ein Bündel von sechs oder sieben Tentakeln und verhärtete sich in Sekundenschnelle. Die Tentakel versuchten verzweifelt, sich zu befreien, und die, die der Mund nicht erwischt hatte, droschen wie wild auf den Boden ein. Max kroch aus dem Weg. Ihre Beine waren kraftlos. Ihre Oberschenkel waren mit blauen Flecken übersät, ihre Unterschenkel waren blassgrau. Sie umrundete einen feuchten Spalt im Boden, der allzu sehr nach einem weiteren Maul aussah, und behielt wachsam die Umgebung im Auge.
    Die Bäume standen weit auseinander, und zwischen ihnen befand sich ein weitläufiger grüner Grasteppich mit bunten Blumen, deren Blüten in der Hitze der Sonne wippten. Viele davon erkannte Max: Rainfarn, Goldrute, Lupine, Goldmohn und Meerrettich. Andere waren ihr völlig unbekannt, aber sie war auch keine große Pflanzenkennerin. Vielleicht waren es ganz gewöhnliche Blumen, die sie bloß noch nie gesehen hatte.
    Etwas fiel ihr ins Auge. Es handelte sich um eine kleine Gruppe Bäume mit glatter, grauorangefarbener Rinde und dunklen, ovalen Blättern. Eberesche. Max richtete sich taumelnd auf und humpelte auf die Bäume zu. Bewegungen im Gras verrieten ihr, das kleine Tiere vor ihr davonhuschten.
    Max trat vor die Baumgruppe und fand einen tief hängenden Ast von etwa fünf Zentimeter Durchmesser. Sie drückte die Hand an den Stamm. Er fühlte sich warm und glatt an.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »aber ich brauche eine Waffe, wenn ich hier lebend rauskommen will.«
    Mit diesen Worten brach sie den Ast ab. Der Baum gab ein Wehklagen von sich, und die Blätter des Hains raschelten, obwohl kein Wind wehte. Max zögerte. Eberesche wirkte gegen die meisten Unheimlichen und Göttlichen Geschöpfe. Aber sich Ebereschenholz zu nehmen, ohne dafür zu bezahlen, kam ihr ausgesprochen dumm vor – besonders wenn der Baum dagegen protestierte. Das Problem war, dass sie splitternackt war und außer ihrem Blut wenig anzubieten hatte. Aber vielleicht genügte das. Blut war schließlich Leben, und ein Opfer von Lebenskraft war allgemein anerkannt.
    Sie hatte kein Messer, mit dem sie einen sauberen Schnitt hätte machen können. Also bohrte sie sich den rechten Daumennagel unterhalb des linken Daumens tief ins Handgelenk und suchte nach der Speichenarterie. Sie stach sie an, und eine kleine Blutfontäne spritzte in die Luft. Damit zielte sie auf den gesplitterten Stumpf des Asts, den sie gestohlen hatte. Innerhalb weniger Sekunden verheilte die Wunde. Sie starrte überrascht auf ihren Arm. Selbst bei bester Gesundheit hätte es normalerweise eine Minute gedauert, bis sie sich geschlossen hätte. Doch die Wunde war bereits zu einer rosafarbenen Narbe geworden, und noch während sie hinschaute, verblasste auch diese.
    Max schaute auf ihre Beine herab. Die Blutergüsse waren verschwunden, und die grauen Flächen waren wieder rosig. Das musste die wilde Magie sein. Sie nährte ihre Heilzauber. Ein Glück. Sie blickte sich zu dem Baum um. Ihr Blut war verschwunden, die Bruchstelle war glatt, und aus der Mitte wuchs inzwischen ein frischer Trieb.
    »Danke«, sagte sie und machte sich schließlich auf die Suche nach ihren Begleitern.
    Sie wandte sich nach Norden, weg von Mount Shasta, in der Hoffnung, dass die Zauber, die normalerweise auf Märchenwäldern lagen, keine Auswirkungen auf sie haben würden. Andernfalls würde sie wahrscheinlich endlos im Kreis laufen, bis etwas sie einfing, auffraß oder noch Schlimmeres mit ihr anstellte.
    Max hielt den Ebereschenzweig wie einen Knüppel vor sich und suchte sich behutsam ihren Weg, um nicht in irgendwelche Fallen zu tappen. Sie gestattete sich keinen Gedanken daran, was aus all den Leuten werden sollte, die in die sich ausbreitende magische Eruption gerieten. Sie hoffte bloß, dass Alexander mit seinen Schutzbefohlenen rausgekommen war.
    Knapp zwei Kilometer weit lief sie im Zickzack, wobei sie klare, einladende Gewässer, Sandlöcher, verdächtige Wiesen und seltsame Pflanzen umrundete. Plötzlich hörte sie Alexander rufen.
    »Hier!« Sie machte sich auf den Weg in seine Richtung und betrat ein kleines Wäldchen von Bäumen, die wie winzige Eichen aussahen.

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