Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
müssen ihn suchen«, antwortete sie.
Er verzog das Gesicht und nickte. »Ich weiß.«
Alexander zog sein Hemd aus und gab es ihr zusammen mit der zweiten Hexenkette. Das Hemd streifte sie sich über. Es reichte ihr bis zum Oberschenkel und roch wunderbar nach Alexander. Anschließend wickelte sie sich die Kette wie einen Gürtel um. Er überließ ihr außerdem ein Messer, mit dem sie den Ebereschenast anspitzte.
»Wo fangen wir an?«, fragte er, als sie fertig war.
»Ich habe keine Ahnung. Ich habe ihn weder gesehen noch gerochen, seit die wilde Magie uns erreicht hat.« Sie schaute zum Himmel hoch. Der scharlachrote Nebel hing dicht über ihren Köpfen. Wahrscheinlich blieben ihnen noch zwei oder drei Stunden bis Sonnenaufgang. Nicht besonders viel Zeit, um ein sicheres Schlupfloch zu finden – und noch viel weniger, wenn sie auch noch den Magus aufspüren wollten. Wenn Holt nicht verletzt war, würde er wahrscheinlich alleine durchkommen, aber wenn doch – Max hatte ihn in diesen Schlamassel hineingezogen, und sie war es ihm schuldig, ihn wenn möglich wieder herauszuholen.
»Wenn wir zu viel Aufmerksamkeit erregen, beschwören wir bloß Ärger herauf«, bemerkte Alexander.
»Das scheint dich nicht gestört zu haben, als du laut nach mir gerufen hast«, gab Max zurück.
»Ich mag dich lieber als ihn. Ihn würde ich auch verschimmeln lassen, aber dann würde Valery mich umbringen.«
»Eigentlich sollte man meinen, dass eine geschiedene Frau, die von ihrem Ex verfolgt wird, nichts dagegen hätte, wenn er vom Rand der Welt fällt.«
»Sollte man meinen«, pflichtete er ihr bei, äußerte sich jedoch nicht weiter dazu.
»Am besten gehen wir dort entlang zurück und schauen, ob wir eine Spur von ihm finden«, schlug Max vor und deutete nach vorne. »Wenn wir ihn nicht innerhalb von zwei Stunden finden, ist er auf sich allein gestellt. Dann müssen wir uns Deckung suchen.«
Sie ging los, und ihre Gedanken kreisten um Jim. Sie fragte sich, ob er es zum Haus ihres Bruders geschafft hatte. Und sie fragte sich, ob ihre Familie noch lebte und ob Jim ihren Verwandten gesagt hatte, dass Max auf dem Weg war, dass sie vor Sonnenaufgang da sein würde. In ihrem Magen rumorte es, und ihr war übel. Sie überlegte, ob man dort wohl auf sie wartete – und um Hilfe betete, die erst sehr spät kommen würde.
Kapitel 11
M ax schlich voran und drehte den Kopf wachsam von einer Seite zur anderen. Alexander ging gut fünf Meter links von ihr. Er behielt Boden und Bäume im Auge und hob dann und wann den Blick zum Himmel. Noch immer regnete es wilde Magie. Fortwährend hörte er fremdartige, beunruhigende Laute. Er wusste nicht, wie normal diese Geräusche für einen Wald waren und auf was für Gefahren sie vielleicht hindeuteten. Er hatte die letzten hundert Jahre seines Lebens hauptsächlich in Städten zugebracht. Selbst in Horngate hatte er nur selten in den Randbereichen patrouilliert.
Gerüche reizten seine Sinne. Bitterer Moschus, saurer Schimmel, modrige Asche. Er setzte über einen bröckeligen Erdhaufen hinweg, dann über noch einen und noch einen. Insgesamt waren es etwa ein Dutzend. Auf den Fußballen schlich er sich zwischen ihnen hindurch und fragte sich, was sich wohl darunter verbarg.
Gerade, als er den letzten Haufen erreichte, bebte der Boden. Mit einem Mal strömten schwarze und blaue Käfer aus den Spitzen der Erdhügel. Sie waren so groß wie Tauben und mit glänzenden Federn bedeckt. Dazu hatten sie runde Hundeschnauzen voll scharfer Zähne. Sofort strömten sie auf Alexander zu.
Alexander sprang beiseite, griff nach einem Ast über seinem Kopf und schwang sich in einen Baum. Die Käfer folgten ihm, krabbelten am Stamm empor. Er kauerte sich auf den Ast, sprang fünf Meter weit zum nächsten Baum und hielt sich mit den Händen fest. Nachdem er sich hochgezogen hatte, machte er zwei weitere Sprünge, ehe er sich leichtfüßig auf den Boden fallen ließ, wobei er möglichst wenig Erschütterungen erzeugte, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Als er sich umdrehte, stand Max direkt hinter ihm. Er sog ihren Duft ein und biss sich von innen auf die Wange, als ihn eine plötzliche Woge des Verlangens durchströmte. Jedes Mal, wenn er sie sah, jedes Mal, wenn er ihr nahe war, verhielt er sich wie ein Dreizehnjähriger. Doch an seiner Begierde war nichts Jungenhaftes. Er wollte ihr das Hemd vom Leib reißen und sie wieder nackt sehen. Er wollte sie gegen einen Baum drücken und immer wieder in sie
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