Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
eindringen, bis sie beide vor Erschöpfung zu Boden sanken.
Er knirschte mit den Zähnen. Dafür hatte er jetzt keine Zeit. Aber bald, wenn es nach ihm ging.
Max ging weiter, und Alexander folgte ihr. Als eine leichte Witterung in seine Nase stieg, packte er sie am Handgelenk. Blut, mit einer Kupfernote. Ein Mensch oder etwas Menschenähnliches. Er warf Max einen Blick zu. Auch sie hatte es gerochen. Max nickte. »Das ist vielleicht nicht er, aber eine andere Spur haben wir nicht«, murmelte sie.
Diesmal ging er vor. Er stieg auf eine Anhöhe und vernahm weiter voraus das Rauschen von Wasser. Der Blutgeruch wurde markanter. Er stieg den Hang hinab. Die Bäume standen hier dichter, und ihre knorrigen Äste waren zu einem fast undurchdringlichen Dickicht verwoben.
Weiße Fähnchen, die wie zerrissene Spinnweben aussahen, hingen im Dickicht. Zehn Zentimeter lange Dornen stachen feucht glänzend aus dem grauen Laub hervor. Alexander blieb stehen. Er spürte eine Präsenz, als ob etwas auf sie wartete. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf. Vor ihm lösten sich die ineinander verschlungenen Zweige und öffneten sich zu einem schmalen, etwa zehn Meter langen Gang. Am anderen Ende lag eine Lichtung.
Er schaute zu Max. »Gehen wir durch oder außen rum?«
Sie sah sich über die Schulter um. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine Wahl haben.«
Er folgte ihrem Blick. Der Weg hinter ihnen war verschwunden. Die Äste hatten sich so dicht ineinander verwoben, dass nicht einmal mehr ein Eichhörnchen durchgekommen wäre. Noch während er zusah, wuchsen weitere Dornen aus dem Holz und bedeckten alle Oberflächen wie Stachelschweinnadeln. Nur der eine, lockende Durchgang blieb frei.
Er knurrte wütend. »Das ist eine Falle. Und ich bin mitten hineingestolpert.«
»Das sind wir beide«, erwiderte Max und spähte mit zusammengekniffenen Augen in den Tunnel. »Einer von uns schafft es vielleicht hindurch, bevor die Falle zuschnappt, aber nicht wir beide.« Sie strich mit den Fingern über den Ebereschenspeer, den sie sich angefertigt hatte. »Ich bin mir nicht sicher, ob das hier eine große Hilfe sein wird.« Sie schaute auf, und ein Lächeln trat auf ihre Lippen. »Interessant.«
Über ihnen war der freie Himmel zu sehen, so als wollten die Bäume sich über sie lustig machen. Max sah auf ihre Hand, unter deren Haut sich Tutresiels Feder befand.
»Ich kann den Wald mit dem Ebereschenspeer ablenken, während du durchrennst, und dann springe ich raus«, sagte sie. »Das sind sicher nicht mehr als sieben Meter bis nach oben. Wenn die Feder funktioniert, sollte ich das leicht schaffen.«
Alexander schüttelte den Kopf. »Spring erst raus, um sicherzugehen, dass es auch klappt. Und dann greifst du von außen an.«
Sie hob die Brauen. »Beeil dich besser.«
Er lächelte selbstgefällig. »Du machst dir Sorgen um mich.«
»Du weißt, dass du kurz davor stehst, als Mahlzeit für ein dichtes, blutdürstiges Gehölz zu enden, ja? Vielleicht solltest du dich konzentrieren und Prioritäten setzen.«
»Also los. Du darfst gerne wieder nackt sein, wenn ich auf der anderen Seite rauskomme.« Mit den Fingerknöcheln strich er über ihren Oberschenkel, der unter dem Hemd hervorschaute. »So einer Verlockung kann kein normaler Mann widerstehen.«
»Niemand hat je behauptet, dass du normal wärst«, sagte Max und stieß ihn von sich. »Hier.« Sie drückte ihm den Ebereschenspeer in die Hand. »Denk bloß nicht, dass ich es dir nicht heimzahlen werde, wenn du hier nicht lebend rauskommst. Ich suche mir eine Voodoo-Hexe und erwecke dich zum Leben, nur um dich noch mal umzubringen.«
»So leicht bin ich nicht totzukriegen«, gab er zurück und war entzückt, dass sie sich anscheinend aufrichtig um ihn sorgte. »Sag mir einfach, dass du dort draußen auf mich wartest, dann wird mich nichts aufhalten.«
Sie verdrehte die Augen. »Mach mal halblang, Schleimer. Wir sind hier nicht im Film.«
Mit diesen Worten ging sie in die Hocke und sprang. Als Shadowblade konnte sie ohne Schwierigkeiten neun oder zehn Meter hoch springen. Aber mit Hilfe der Feder flog sie bloß so dahin. Max schoss in die Höhe und war kurz darauf nicht mehr zu sehen.
Erleichtert atmete Alexander auf. Sie war raus aus dem Schlamassel.
Er packte den Ebereschenspeer fester und wandte sich der Tunnelfalle zu. Geduckt sprang er vor. Der Gang war zu eng, als dass er sich hätte aufrichten können, was ihn langsamer machte. Auf halbem Wege begann die Öffnung, sich um ihn
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