Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
ihren Status als Prime erinnern musste. Max stieß einen kleinen Seufzer aus, als sich ihre Wut gegen ihn abkühlte. Vielleicht kannte sie ihn auch nicht so gut, wie sie gedacht hatte.
Er ging voran und hielt dabei das Ende der Kette in der Hand, mit der Matthew und seine Tochter und Baker zusammengebunden waren. Max band das Ende ihrer Kette ebenfalls an Baker fest. Sie und Holt gingen links und rechts der Reihe, um die anderen zu decken.
Max warf einen Blick zurück. Der heranwogende Nebel war noch knapp zehn Meter entfernt. In seinem Innern erkannte sie Schatten, von denen manche groß wie Wolkenkratzer waren. Formen wanden und bewegten sich, wucherten aus dem Boden empor und stiegen an wie Wellen, die an eine Felsküste brandeten. Die Welt innerhalb des Nebels formte sich neu.
Der Erdboden grollte und bebte. Wie trunken taumelte Max über den bockenden Grund. Sie griff nach einem Messer. Was, wenn dort nicht nur ein Märchenwald oder ein Berg aus Glas erblühte? Märchen waren voller blutdürstiger Geschöpfe. Es war eine Sache, die wilde Magie daran zu hindern, die Überlebenden in Auberginenauflauf zu verwandeln. Am Leben zu bleiben war ein ganz anderes Paar spanischer Stiefel.
Alexander verfiel in einen leichten Laufschritt. Amandas Kopf baumelte über seine Schulter, und hinter ihm bemühte sich Matthew, der seine Tochter an die Brust gedrückt hielt, mitzuhalten. Max folgte. Holt schloss sich bald an.
»Also, wenn man uns angreift, bringst du dann deinen eigenen Arsch in Sicherheit, oder hilfst du uns?«, fragte sie. »Ich wüsste lieber jetzt, ob ich auf dich zählen kann.«
»Ich sagte doch bereits, dass ich euch helfe.«
»Wie weit wirst du gehen? Valery scheint dich nicht für den Typ zu halten, der in guten wie in schlechten Tagen am Ball bleibt. Wenn du sie sitzenlassen hast, wie loyal wirst du gegenüber jemandem wie mir sein, der dich eingeschnürt und entführt hat?«
Seine Miene erstarrte, und in seine Augen trat ein Feuer. »Valery hat mich verlassen«, erwiderte er gepresst. »Ich habe sie niemals sitzenlassen.«
»Aber irgendwas musst du gemacht haben, damit sie sauer auf dich ist. So besonders flatterhaft und impulsiv kommt sie mir nicht vor.«
»Ich …« Er brach ab, und ihm war anzusehen, wie viel Anstrengung es ihn kostete, sich zu beherrschen.
»Habe ich einen Nerv getroffen?«, fragte Max.
»Wie schon gesagt, es ist kompliziert«, entgegnete er, wobei er jedes einzelne Wort sorgfältig betonte.
»Ist es das nicht immer? Aber he, das ist nicht mein Problem, sondern eine Sache zwischen dir und deiner Ex. Ich will bloß wissen, ob du mich den Wölfen zum Fraß vorwirfst, sobald sie uns an den Hacken kleben. Schließlich musst du mir nicht den Rücken freihalten, nur um diese Leute zu retten, hab ich recht?«
»Und du glaubst mir, wenn ich ja sage.«
»Vielleicht. Wenn es sich aufrichtig anhört.«
Plötzlich lachte er. »Du bist echt ein ganz gemeines Luder, nicht wahr?«
»Nach allem, was ich höre.« Max grinste. Gegen ihren Willen mochte sie Holt. Sie begriff jetzt, was Valery anziehend an ihm fand. Er hatte einen gefährlichen Charme und einen überraschenden Sinn für Humor, der ihn sympathisch machte, obwohl er ein Magus und ein arrogantes Arschloch war.
»Du wirst wohl einfach abwarten müssen, was ich mache«, meinte er. »Magst du etwa keine Überraschungen?«
»Nur, wenn ich diejenige bin, die andere überrascht.«
»Das geht mir genauso.« Er lachte leise und wurde dann ernst. »Warum hilfst du diesen Leuten? Was springt für dich dabei heraus?«
Sie schüttelte den Kopf. Da war sie wieder, die miese kleine Ratte. »Muss für mich etwas dabei rausspringen?«
»Warum solltest du das Risiko sonst eingehen?«
»Geht es für dich immer nur darum, was unterm Strich dabei herauskommt? Tust du nicht auch mal etwas, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten?«
»Eigentlich nicht.«
»Kein Wunder, dass Valery sich von dir hat scheiden lassen.«
»Sie hat sich nicht scheiden lassen«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Caramaras lassen sich nicht scheiden. Sobald ich sie eingeholt habe, werden wir das ein für alle Mal klären.«
»Falls du sie einholst.«
»Sie kann von Glück sagen, wenn ich sie zuerst finde.« Angst flackerte für einen so kurzen Moment in seinen Augen auf, dass Max sich nicht sicher war, ob sie es wirklich gesehen hatte.
»Und warum hilfst du uns? Wenn du nur gegen Bezahlung arbeitest, was versprichst du dir davon?«
»Ich will,
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