Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Sonnenlicht herumspazieren konnte, musste er eine deutliche Schwächung in Kauf nehmen.
Ein tiefes Knurren drang aus seiner Brust. In diesem Moment, in dem Max hilflos im Kofferraum lag, war er das Einzige, das zwischen ihr und dem sicheren Tod stand. Er brauchte all seine Kraft, wenn er verhindern wollte, dass ihr etwas zustieß.
Er machte sich den Hosenstall zu und kehrte zum Auto zurück. Seine Sinne waren benebelt. Er stieg ein und ließ den Motor an. Alexander spürte, wie Max’ Shadowblade ebenfalls erwachte, bereit, zu töten. Sie war ungeheuer stark. Und sie gehörte ihm. Wie ein Tier bleckte er die Zähne. Zum Teufel mit Giselles Vision. Sie täuschte sich.
Er legte den Gang ein und trat aufs Gas. Die Reifen quietschten, und Kies und Erde spritzten auf. Das Gefühl, beobachtet – gejagt – zu werden, brachte seine Haut zum Kribbeln.
Ein paar Minuten später bog er um eine nicht einsehbare Kurve. Zu spät entdeckte er den Nagelgurt, der quer über der Straße lag. Die krude Konstruktion bestand nur aus einem Kantholz mit langen Nägeln drin, aber sie erfüllte ihren Zweck. Alexander trat auf die Bremse und riss das Steuer herum. Das Auto schlitterte seitwärts über den Gurt. Es knallte mehrmals, so als würden Sektkorken fliegen. Das Auto überschlug sich, landete auf dem Dach und rutschte mit lautem Kreischen über den Asphalt.
Alexander hatte sich nicht angeschnallt und prallte gegen das Dach, das sich nun unten befand. Die Fenster splitterten und bedeckten ihn mit einem Schauer von Sicherheitsglas. Als das Auto schaukelnd zum Stehen kam, fand Alexander sich eingeklemmt zwischen Beifahrersitz und Dach wieder. Der Geruch von verbranntem Gummi, Benzin und Abgasen erfüllte den eingedrückten Innenraum.
Die Räder drehten sich, und der Motor stotterte. Alexander schaltete ihn ab.
»Max? Bist du in Ordnung?« Die Sitzlehne bohrte sich ihm hart in die Brust. Alexander drückte dagegen, aber sie gab sehr viel widerwilliger nach, als er es erwartet hatte. Sobald die Sonne unterging, würde er das verdammte Amulett abnehmen.
»Ja, aber ich glaube, nächstes Mal möchte ich fahren«, erwiderte sie leise stöhnend. »Was ist mit dir?«
»Alles bestens. Da lag ein Nagelgurt auf der Straße.«
»Scheiße. Irgendwelche Hinweise darauf, wer ihn ausgelegt hat?«
Er schüttelte den Kopf, ehe ihm einfiel, dass sie ihn nicht sehen konnte. »Nein. Aber ich rieche hier nichts außer Benzin. Erst mal muss ich raus.«
Er drückte erneut gegen den Sitz und zwängte sich langsam aus dem Auto. Dann schaute er sich um und nahm Witterung auf. Er roch niemanden, doch das hieß nicht, dass keiner da war. Worauf warteten sie? Ein kluger Jäger hätte sich genähert, solange seine Beute noch desorientiert war. Also waren ihre Feinde entweder nicht besonders schlau, oder sie hatten etwas anderes im Sinn. Geduckt schlich er zum Heck des Wagens und spähte um die Ecke.
Um Max rauszuholen, würde er das Auto anheben müssen. Alles weitere hing davon ab, wer hinter ihnen her war und warum. Mit wie vielen Gegnern hatten sie es zu tun?
Er schaute zum westlichen Himmel. Noch ein paar Minuten, und die Sonne würde so tief stehen, dass er Max rauslassen und das verdammte Amulett abnehmen konnte. Seine Glieder fühlten sich schwer an, als hätte man ihn in Beton eingegossen. Er rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. Seine Verstand arbeitete tranig.
Er hielt inne. Fühlte er sich so, weil er einem magischen Angriff ausgesetzt war? »Max? Spürst du das?«
»Was?« Ihre Stimme klang schneidend.
Seine Zunge fühlte sich träge an. »Müde. Schlaff. Als ob einem selbst das Atmen schwerfällt.«
»Nein.« Einen Moment lang schwieg sie. »Das ist das verdammte Amulett. Etwas anderes kann es nicht sein. Es zehrt an dir, um seine Magie aufrechtzuerhalten. Du hast es zu lange getragen. Scheiß Hexentricks.«
Das klang plausibel. Jetzt, da er darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass seine Erschöpfung schon seit dem Morgen weiter zunahm. Er hatte der vorangegangenen anstrengenden Nacht und dem Umstand, dass er keinen Schlaf gekriegt hatte, die Schuld daran gegeben, aber all das hätte ihm nicht so übel zugesetzt.
Das Auto wackelte, als Max sich im Innern bewegte. Leise stieß sie eine Reihe von Verwünschungen aus. »Worauf zum Teufel warten die?«, fragte sie unvermittelt.
»Ich weiß nicht. Es sei denn …« Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er wusste mit fast unheimlicher Sicherheit, dass er recht hatte. »Es ist beinahe
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