Shadowblade 02 - Schwarzes Feuer
Lippen drückte.
Max stieg in den Kofferraum und schlüpfte in ihren Kokon. Sie nahm sich eine Flasche Wasser, eine Gatorade und eine Tüte Schokoriegel aus den Einkaufstaschen. Nachdem Alexander ihr eine Rolle Klebeband gereicht hatte, beugte er sich vor, um sie ein letztes Mal zu küssen. Sie stemmte sich hoch und erwiderte den Kuss nicht weniger begierig.
Er konnte riechen, wie sehr sie ihn begehrte – Moschus und Salz. Es war kaum auszuhalten.
Unter Aufbringung all seiner Willenskraft löste er sich von ihr. Alles, was er wollte, war, mit ihr in den Kofferraum zu steigen und den Tag zwischen ihren Beinen zu verbringen. Aber ihre Familie wartete, und was auch immer Giselle vorhergesehen hatte, lag noch vor ihnen. Alexander spannte die Kiefermuskeln an. Er würde nicht zulassen, dass Max etwas zustieß. Nicht jetzt, da sie endlich zugegeben hatte, dass sie ihn ebenso sehr wollte wie er sie.
Er klappte den Deckel ihres Kokons zu und klebte ihn mit mehreren Streifen Klebeband fest. Aus dem Innern der Box hörte er, wie Max Klebeband abzog und damit die Ritzen abdichtete. Er tat es ihr nach und achtete darauf, keine Stelle zu übersehen. Als er fertig war, schloss er den Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Er schmierte erneut Blut auf das Amulett und hängte es sich um, so dass es unter dem Hemd direkt auf seiner Brust lag.
Die ersten Sonnenstrahlen krochen über den Horizont.
»Lebst du noch da draußen?«, rief Max aus ihrem Versteck. Sie klang besorgt. »Alexander?«
Er liebte die Art und Weise, wie sie seinen Namen aussprach. Soweit er sich erinnern konnte, tat sie es erst zum zweiten Mal. »Ich bin noch da«, antwortete er und blickte erst an sich herab und dann aus dem Fenster zum Sonnenaufgang. »Wunderschön«, murmelte er.
Die Farben entfalteten sich am Himmel – Rosa, Orange, Gelb und Rot. Er blinzelte in der Erwartung, dass ihm das Licht in den Augen weh tun würde, doch die Helligkeit machte ihm nichts aus. Er verspürte einen Schmerz in der Kehle, als die bunten Farben sich über das Grün und Braun von Feldern und Wäldern ergossen. Der Himmel über ihm wurde saphirblau. Alexander atmete tief durch. Er hatte nicht damit gerechnet, in seinem Leben noch einmal einen Sonnenaufgang zu sehen.
Ein Schauer überlief ihn, als etwas in seinem Körper reagierte und ihn zusammenfahren ließ. Sein Herz fühlte sich an wie mit Stacheldraht umwickelt. Er holte zitternd Atem und wand sich in Krämpfen. Sein Kopf prallte ans Steuer, und seine Füße zappelten unkontrolliert.
»Alexander?«, rief Max. »Alexander!«
Er konnte nicht antworten. Ihm drehte sich der Magen um, und er warf sich zur Seite und spie seine letzte Mahlzeit aus dem Fenster. Der Geschmack von Erbrochenem in seinem Mund verdrängte den Duft von Max. Er hörte, wie sie sich im Kofferraum bewegte. Wollte sie etwa rauskommen, um ihm zu helfen? Dann würde sie sterben.
Die Angst davor war stärker als alles andere. Er versuchte, die Kontrolle zurückzuerlangen. Er war nicht verbrannt. Er war in Sicherheit. Sein Körper kämpfte nur gegen die instinktive Angst vor der Sonne an. Es war unnatürlich, hier draußen zu sein. Er zuckte und zitterte, seine Hände verkrampften sich am Steuer, während sein Körper sich langsam beruhigte.
»Mir geht es gut«, gab er zurück.
Die Geräusche im Kofferraum verstummten. »Sicher?« Ihr erleichterter Tonfall war Musik in seinen Ohren.
»Ganz sicher.«
»Dann fahr los, Schleimer. Wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns.«
»Ja, Boss.« Er legte den Gang ein. »Wie du wünschst.«
Die Bergstraße zur Küste war gewunden und nur langsam zu befahren. Sie war zweispurig und bot sehr wenig Platz, um dem restlichen Verkehr auszuweichen, von dem es mehr gab als erwartet. Alexander wurde klar, dass die wenigsten Leute nachts fuhren. Daran hatte er sich zu sehr gewöhnt. Doch auch nach dem Vulkanausbruch gingen die Menschen ihren täglichen Geschäften nach, wozu es unter anderem gehörte, Bergstraßen zu verstopfen und seine Fahrt absurd langsam zu gestalten. Oder vielleicht waren die Leute auch bloß schlau genug, um abzuhauen.
Er brauchte fast fünf Stunden für die zweihundertfünfzig Kilometer nach Eureka. Dort tankte er auf und fuhr sofort weiter. Die Straße nach Ukiah war weniger kurvenreich, aber dafür war dort noch viel mehr Verkehr, dann und wann gab es sogar Staus. Zahlreiche Leute mit schwerbeladenen Autos fuhren wild drauflos, und es kam zu einer Menge Auffahrunfällen. Erst kurz vor
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