Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
auf Alexander zu, der so starr dastand, als wäre er bewegungsunfähig. Seine Kiefermuskeln zuckten, die Sehnen in seinem Hals traten hervor, und Max wurde klar, dass er sich tatsächlich nicht rühren konnte.
»Du gehörst zu Horngate«, sagte Scooter nach einem Augenblick und dann ging weiter zum Nächsten. Es war Selanges Primus. »Du bist ein Feind.« Er hob die Hand und berührte mit dem Zeigefinger leicht die Wange des Manns. Mit blauer Magie malte er eine Linie mit zwei Punkten darüber und eine weitere Linie darunter. Langsam ging er Selanges Shadowblades durch und trat schließlich vor die Hexe selbst. Ihre Augen traten vor Zorn und Angst hervor, doch sie war ebenso hilflos wie die anderen. Max grinste sie an.
Scooter fällte sein Urteil über jeden und zeichnete die Male auf ihre Wangen. Als er bei Thor ankam, brauchte er länger. Schließlich hinterließ er sein Zeichen. Es handelte sich um eine Wellenlinie mit vier Punkten darunter und keinem darüber. Ohne ein weiteres Wort kehrte er zu Max zurück.
»Was zu Horngate gehört, gehört zu mir. Horngates Feinde sind meine Feinde. Eins solltet ihr wissen: Wenn ihr hier jagt und die verletzt, die zu mir gehören, dann werde ich euch die Haut von den Knochen ziehen und eure Herzen und Lebern aufessen, bevor ich euch in den Abgrund zwischen den Welten schleudere.«
Die Worte erschütterten Max wie Schläge. Sie zweifelte nicht daran, dass Scooter seine Drohung mehr als wahr machen konnte. Mit einer eleganten Drehung, die zu flüssig für ein menschliches Wesen wirkte – was Scooter definitiv nicht war –, wirbelte er zur Wand herum. Das Gestein verblasste zu einem dichten Gewebe aus blauer Magie. Allmählich entknoteten die Fäden sich und schrumpften zusammen, bis nur noch die eisenbeschlagene Tür geblieben war, die Max zuvor gesehen hatte. Er schaute sie an.
»Du bist das Geschenk und die Antwort. Ich werde auf deine Rückkehr warten, und wir werden zusammen auf den Netzpfaden wandeln.«
Max nickte, ohne eine Ahnung zu haben, in was sie da einwilligte. Es spielte keine Rolle. Wenn sie für Horngates Sicherheit sorgen konnte, würde sie dafür jeden notwendigen Preis entrichten. Sie streckte die Hand nach der Tür aus. Zeit, in den Krieg zu ziehen.
Kapitel 19
A lexander wusste nicht, wer oder was Scooter war. Dafür wusste er, dass er dieses Geschöpf nicht mochte und ihm auch nicht traute. Es roch stark nach dem Göttlichen, und wenn es Max anschaute, lag etwas zutiefst Besitzergreifendes in seinem Blick. Was hatte Scooter damit gemeint, als er sagte, dass sie das Geschenk und die Antwort sei? Dunkle Vorahnungen durchströmten Alexander. Was hatte Max ihm versprochen, damit er ihnen half, Horngate zu betreten?
Er folgte ihr dichtauf. Am liebsten wollte er die Antworten von ihr verlangen. Doch sie war die Prime, und er hatte nicht das Recht dazu. Außerdem fehlte ihnen die Zeit. Einen flüchtigen Moment lang gestattete er es sich, zu bedauern, dass ihre zweisame Zeit vorbei war.
Sie betraten einen Raum im Stein. Die Wände waren glasig, glatt und mit Quarz-, Kupfer- und Goldadern durchsetzt, die sich durch den schwarzen Basalt zogen. Ein schimmernder, durchscheinender Vorhang aus Magie teilte den Raum in zwei Hälften. Auf der gegenüberliegenden Seite befanden sich reihenweise hohe Stahlschränke. Zur Linken gab es eine Tür, und zur Rechten führten Stufen empor. Max wurde nicht langsamer und marschierte durch den Vorhang, als wäre er gar nicht da. Alexander und ihre restlichen Begleiter sammelten sich in dem Raum, wagten es aber nicht, den Vorhang selbst zu durchschreiten. Die Tür schloss sich mit einem schweren, endgültigen Laut hinter ihnen, und es bestand kein Zweifel daran, dass Scooter draußen Wache hielt.
Alexander warf Thor einen Blick zu. Das Zeichen, das Scooter ihm aufs Gesicht gemalt hatte, war verblasst, als wäre es nie da gewesen. Bei den anderen war es genauso. Cleo war vor Zorn rot angelaufen und konnte den Blick nicht von Alexander wenden. Er ignorierte sie. Die anderen beachteten ihren ehemaligen Primus kaum. Selanges Gesicht war eine Maske, so angestrengt unterdrückte sie ihre Gefühle. Er wusste, dass sie alle Selbstbeherrschung aufbringen musste, um nicht einfach in die Luft zu gehen.
Max klatschte mit einer Hand auf einen von Rissen durchzogenen, sternförmigen Quarzkristall. Helles Licht erstrahlte an der Wand, und der Vorhang verpuffte. Sie schaute sich nicht um, während sie auf die Stufen zurannte. Alexander
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