Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
und Thor folgten ihr mit nur einem Sekundenbruchteil Verzögerung. Die Treppe führte durch massives Gestein und endete etwa dreißig Meter höher vor einer Doppeltür, die Max aufstieß.
Dahinter traten sie in ein riesiges Gewölbe. Die Wände bestanden aus dem gleichen polierten Basalt wie unten, die Decke war mit vergoldetem Holz getäfelt. An den Wänden hing eine beeindruckende Bandbreite von Kunstwerken. Kugeln aus goldenem Hexenlicht, die hell wie die Sonne schienen, trieben unter der Decke. In der Mitte des Bodens befand sich das ringförmige Anneau- Zeichen. Kreis und Stern waren erleuchtet, und achtzehn Hexen des Zirkels reichten sich die Hände und standen in Position. Sie wirkten erschöpft. Anscheinend hielt eher die Magie als ihre eigene Willenskraft sie an diesem Ort. Eine Handvoll weiterer Hexen hatte sich in einer Ecke des seltsam stillen Gewölbes versammelt. Sie sahen ebenfalls angegriffen aus, aber zugleich auch entschlossen. Alexander brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass sie um Giselle herumstanden. Die Hexe war auf einem Polsterstuhl zusammengesunken. Sie war ausgezehrt, ihre Augen waren eingefallen und schwarz gerändert. Ihre Knochen zeichneten sich scharf unter ihrer Haut ab. Neben ihr lief jemand mit einem Glas Wasser in der Hand auf und ab. Als Max durch den Saal rannte, hob Giselle langsam den Kopf und rieb sich mit einer zitternden Hand die Augen, als wollte sie eine Fata Morgana verscheuchen.
»Max? Den Geistern sei Dank. Ich wusste, dass du lebst, aber …« Mit einem Mal presste sie die Lippen zusammen, und etwas, das sehr an Schmerz erinnerte, verzerrte ihr Gesicht.
Ihre Bindungszauber hatten ihr verraten, dass Max am Leben war, aber nicht, in welchem Zustand sie war. Max hätte sich ebenso gut in Gefangenschaft befinden können. Alexander war erstaunt darüber, dass Giselle ihre Gefühle so zur Schau stellte. Max hasste sie. Und trotzdem brachte Giselle ihr eindeutig nicht die gleichen Gefühle entgegen. Er hatte es an ihrer Sorge nach dem Konklave gesehen und jetzt wieder. Max war für sie viel mehr als nur die Prime ihrer Shadowblades.
Max trat vor, hockte sich neben den Stuhl und umfasste die Armlehnen. Sie verlor kein Wort zu viel. »Was geht vor?«
Giselle straffte sich in ihrem Stuhl und erhob sich langsam wie eine kaputte Marionette. Ihre Augen verloren jeden Ausdruck, als sie an Max vorbeischaute. »Du hast Gesellschaft mitgebracht.«
Max richtete sich auf. »Sie wollten sehen, was für eine Art von Party du hier schmeißt.«
»Ich verstehe.«
Alexander zweifelte nicht daran, dass sie ganz genau verstand. Nach Hexenmaßstäben war Giselle jung, aber sie war schlau und hatte einen eisernen Willen. Selange schüchterte sie nicht im Geringsten ein. Giselle sah wieder zu Max. Bevor sie etwas sagen konnte, erzitterte der Saal, und ein Donnergrollen zerriss die Stille. Alexander spürte eine plötzliche Hitzewelle und hörte ein leises Knistern – ob es vom Feuer oder aus dem Gestein kam, ließ sich nicht sagen. In keinem Fall war es ein gutes Geräusch.
Giselles Miene verfinsterte sich, ihr Blick wurde eisig und hart. »Hekau hat Xaphan – den Feuerengel – geschickt, um meine Antwort auf ihr Angebot einzuholen. Da sie ihm nicht gefallen hat, hat er angefangen, den Wald in Brand zu stecken, um uns einen größeren Anreiz zu geben. Danach ist ein weiterer Engel aufgetaucht. Sieht so aus, als würden die Hüter einen Kampf der Egos veranstalten. Sie können sich nicht einigen, wie dieser Krieg am besten zu führen ist, den sie auf die Welt loslassen wollen, und jetzt spielen sie Tauziehen mit Horngate als Tau.«
Max nickte. »Hab ich gehört.« Als Giselle fragend die Brauen hob, erklärte sie: »Alton hat das erwähnt, als er versucht hat, mich anzugreifen. Er ist der Grund dafür, dass der Zirkel die Schilde nicht fallen lassen kann.«
Zorn erfasste die Hexe, und im nächsten Moment umgab sie ein knisternder Nimbus aus magischen schwarzen Blitzen. Alle außer Max sprangen zurück.
»Dieser Dreckskerl!«, rief Giselle. Ihre Augen wurden kohlschwarz und glühten. »Ich töte ihn.«
Alexander trat zurück, als die Magie ihrer Wut auch auf ihn einstürmte. Jedes Haar an seinem Körper stellte sich auf, und Angst grub sich tief in seine Eingeweide. Sie war viel mächtiger, als er erwartet hatte. Er schaute zu Selange, die schluckte und mit verschränkten Fingern ihre Rivalin anstarrte.
»Hübsche Vorstellung, aber du verschwendest Energie und Zeit«, meinte
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