Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
mit dir machen kann?«, fragte Max leise. »Oder bist du die Sorte Hexenschlampe, die nur die Schnauze aufreißt wie ein kläffender Straßenköter und, wenn’s ums Einstecken geht, winselt und den Schwanz einzieht?«
Alexander verkniff sich ein Lachen. Ob es ihm gefiel oder nicht, Horngate brauchte Selange derzeit, und sie vertrug es nicht, wenn man sich über sie lustig machte. Insbesondere, wenn er sich über sie lustig machte.
»Kannst du deinen Wachhund nicht unter Kontrolle halten?«, sagte Selange kalt zu Giselle. »Ich erinnere dich daran, dass ich eine Territorialhexe bin und über einen mächtigen Zirkel herrsche. Es wäre besser für dich, mir den verdienten Respekt zu erweisen.«
»Soweit ich mich erinnere, hast du die Regeln des Wettstreits gebrochen, indem du deine Shadowblades hinter Max und Alexander hergeschickt hast. Und was ist mit dem freien Durchreiserecht? Ich bin dir eine ganze Menge schuldig. Respekt jedoch nicht«, gab Giselle zurück.
»An diesen Worten wirst du noch ersticken, wenn du um meine Hilfe bittest«, fauchte Selange.
»Dann kannst du genauso gut wieder gehen, findest du nicht? Warum gehst du nicht auf dem Weg, auf dem du reingekommen bist?«, schlug Max vor.
Selange wurde bleich und still.
Bedächtig lächelte Giselle und schaute zu Max. »Gut gemacht«, flüsterte sie.
»Aber sie hat recht. Hier und jetzt hilft uns das nicht.«
Der Berg erzitterte erneut. Ein Laut wie das Stöhnen eines Geists durchlief den Raum, und Alexander stellten sich die Haare auf den Armen auf. Er suchte die Decke mit den Augen ab. Ein schwerer Balken sackte ab, riss sich los und zersplitterte am Boden mit einem Knall wie von einer explodierenden Bombe. Glücklicherweise befand er sich am anderen Ende der Kaverne, und niemand wurde verletzt. Holzsplitter segelten zu Boden, und die ganze Decke ächzte und stöhnte beunruhigend.
»Der Berg wird über uns runterkommen, wenn wir sie nicht aufhalten«, sagte Max. »Wo sind meine Shadowblades? Und Oz?«
»Sie sind los, um die Engel abzuwehren. Seitdem habe ich nichts mehr von ihnen gehört.«
»Das wird nicht funktionieren«, hörte Alexander sich sagen. »Sie sind immun gegen Attacken von Sterblichen.«
»Wir mussten etwas tun«, erwiderte Giselle kalt. »Ich habe getan, was ich konnte. Jetzt muss ich versuchen, Altons Zauber zu brechen und die Schilde zusammenzuziehen, damit sie uns hier drin etwas bringen.« Sie schaute zu Max, die mit nachdenklich gerunzelter Stirn zur Decke sah. »Was ist?«
Max senkte den Blick und rieb sich mit der Hand über den Mund. Ihre Augen verengten sich, als sie einer Idee nachspürte. Schließlich wandte sie sich entschlossen zu Giselle um. »Wenn mein Hagelkorn-Wunsch funktioniert hat, müssten die Hüter uns vergessen, oder?«
Giselle nickte. »Stimmt.«
»Wann fangen die Engel dann an, zu vergessen?«
Die Hexe machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nicht, bevor sie hier weg sind. Dann wird es zu spät sein. Sie werden erst verschwinden, wenn sie einander zerstört haben und uns mit. Selbst wenn wir unsere Schilde zwischen die Engel und uns kriegen, werden wir vor ihnen schlappmachen. Selbst bei voller Stärke kann ein Zirkel nicht einmal gegen einen Engel bestehen. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass sie sich schnell gegenseitig töten, und das ist unwahrscheinlich. Sie sterben nicht so leicht.«
Ein gefährliches, tollkühnes Lächeln trat auf Max’ Lippen, und Alexander wurde kalt. »Nein, das ist nicht unsere einzige Hoffnung. Aber ihr müsst die Schilde zum Funktionieren kriegen – zumindest gut genug, um mir etwas Zeit zu verschaffen. Sonst hat die Sache keinen Zweck.«
»Zeit? Wofür?«
»Ich werde mit ihnen reden.«
»Reden? Und was wirst du sagen?«, fragte Selange abfällig. »›Bitte schlachtet uns nicht ab‹? Bist du wahnsinnig? Unsere einzige Chance, sie zu zerstören, war das Hagelkorn.«
Alexander war ebenso ungläubig. Aber Max meinte es todernst. Diese dunkle, wilde Unbekümmertheit glitzerte in ihren Augen. Am liebsten hätte er sie überrumpelt und gefesselt und erst laufen lassen, wenn sie wieder bei Sinnen war.
Sie wandte den Blick nicht ein einziges Mal von Giselle ab, die eher nachdenklich als zweifelnd wirkte. »Es ist absolut denkbar, dass ich sie davon überzeugen kann, sich mit Horngate zu verbünden«, erklärte Max. »Wenn sie das täten, würden die Hüter sie vergessen.«
»Warum sollten sie das tun? Selbst wenn sie ihre Bannzauber umgehen
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