Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
alle Richtungen. Es brannte wie Säure, und Alexanders Haut war mit einem Mal von Blasen und Wunden bedeckt. Ein mächtiger Wind erfasste die zerstörte Bergflanke, riss an seiner vereiterten Haut und füllte die Luft mit Asche. Alexander klammerte sich am Boden fest, um nicht fortgeweht zu werden.
Die Erde bebte und bäumte sich auf, und ein hohes Kreischen erhob sich tief aus dem Innern des Bergs: Es bohrte sich durch Alexanders Schädel, so dass er sich die Ohren zuhalten musste. Seine Gefährten taten das Gleiche.
Nach zwanzig Sekunden ließ es nach, und der Erdboden beruhigte sich mit einer Reihe leichter Nachbeben. Alexander stand gemeinsam mit den anderen auf. Seine Haut war wund und rot, doch die Verletzungen heilten schnell. Sein Magen verkrampfte sich. All diese Macht, und die Mistkerle versuchten nicht einmal, Horngate und seinen Verteidigern etwas zu tun.
»Der Schild ist weg«, sagte jemand.
Es war unmöglich festzustellen, ob er zerbrochen war oder sich einfach nur unter die Erde zurückgezogen hatte.
»Wir müssen sie auf der Stelle aufhalten«, stellte Max fest. »Sonst ist bald nichts mehr von Horngate übrig.«
»Großartige Idee«, spöttelte Lise, die eine Schrotflinte über der Schulter trug. »Wenn wir da nur eher drauf gekommen wären.« Sie gähnte übertrieben. Die schwarzen Linien unter ihrer Haut schwollen so schnell an, dass Alexander dabei zusehen konnte. Der Schmerz hatte tiefe Falten um ihren Mund und ihre Augen gegraben. »Wenn du einen Plan hast, lass hören. Es ist höchste Zeit für mein Nickerchen.«
»Ich muss mit ihnen reden.«
Ihre Worte wurden mit Schweigen und raschen, ungläubigen Blickwechseln quittiert. Alexander konnte es verstehen. Das klang wie ein Witz.
Tyler sprach als Erster. »Sollen wir jetzt lachen?«
Max schüttelte bloß den Kopf. »Wir teilen uns in zwei Gruppen auf und gehen sie gleichzeitig an.« Sie schaute zu Alexander. »Kannst du dir das Schwert mit deinem Jedi-Gedankentrick krallen?« Sie untermalte ihre Frage mit einer wedelnden Handbewegung um ihre Augen.
Langsam nickte er. »Ich muss nah ran – bis auf zwei Meter. Und es würde helfen, wenn er abgelenkt ist und ich nicht.«
Sie schaute zu Oz, der mit verschränkten Armen und vorgeschobenem Kinn dastand.
»Das ist dein Ernst. Du willst versuchen, mit ihnen zu reden.« Sein Tonfall war ruhig, aber eine gefährliche Spur von Herablassung schwang darin mit. Der Blick, mit dem er sie ansah, war brennend und unnachgiebig, und Alexander verspürte einen plötzlichen Stich der Eifersucht.
»Ich glaube, ich bin vielleicht dazu in der Lage, sie zum Aufhören zu bewegen. Und mit Gewalt kommen wir nicht gegen sie an.«
»Du glaubst , dass du vielleicht dazu in der Lage bist, sie zu überzeugen? Das ist ja nicht besonders vertrauenerweckend. Klingt eher nach einer Selbstmordmission.«
»Das könnte es auch sein«, stimmte Max ihm zu. »Aber es könnte genauso gut funktionieren. Es sei denn, du hast eine andere Idee, bei der nur die winzigste Chance besteht, dass sie Erfolg hat. Wenn wir hier rumstehen und Däumchen drehen, sind wir nämlich auch ziemlich bald tot, so wie’s aussieht.«
Oz’ Miene wurde angespannt, und er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Die Muskeln in seinen Schultern traten hervor, als müsste er mit größter Mühe an sich halten. Alexander konnte es ihm nachempfinden. Schließlich schüttelte Oz andeutungsweise den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«
»In Ordnung. Also lasst uns losgehen, bevor die Sunspears tot umfallen«, sagte sie.
Trotz ihrer kalten Worte sprach Sorge aus ihrem Blick. Oz zog eine ironisch-verständnisvolle Grimasse. Etwas geschah zwischen ihnen. Es war die stille, aufgeladene Kommunikation zwischen zwei Menschen, die schon lange miteinander vertraut waren. Alexander widerstand dem beinahe überwältigenden Drang, zwischen die beiden zu treten. Das würde ihm keine Bonuspunkte bei Max einbringen.
Sie teilte die Truppen auf, und Alexander fand sich in einem Team mit Niko, Akemi, Lise und Oz wieder. Zu ihnen gesellten sich fünf weitere Shadowblades und drei weitere Sunspears. Die Übrigen würden Max begleiten.
»Haben wir irgendwelche Waffen, die sie zumindest kurzzeitig aufhalten?«, fragte sie Oz.
»Vor allem haben wir Waffen, die sie sauer machen. Anscheinend haben sie keinerlei Abneigung gegen Eisen, Salz, Eberesche – und alles andere, was wir so dahaben. Misteln haben zumindest ein bisschen gegen Xaphans Feuer geholfen, aber die haben wir
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