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Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Pharaoh Francis
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blitzte hell auf wie eine explodierende Sonne und blendete Alexander. Ein schriller Schrei zerriss die Nacht und brach plötzlich ab.
    Der Engel warf ihn ab. Er landete hart auf dem Rücken, schrecklicher Schmerz verbiss sich in seine Wunden, und der Atem wurde ihm aus den Lungen gepresst. Keuchend lag er einfach da, ohne etwas sehen zu können. Um ihn herum ging der Kampf weiter. Er hörte Schreie und Schnaufen, den Aufprall von Fäusten auf Fleisch, das Rasseln von Tutresiels Federn, Schüsse und weitere Explosionen. Jemand trat auf Alexanders Hüfte und jemand stolperte über seinen Bauch. Er drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen, um sich kleiner zu machen.
    Es dauerte ein oder zwei Minuten, die sich wie Jahre anfühlten, bis seine Sicht sich aufklarte. Er nahm sich bewegende, undeutliche Farbkleckse wahr. Alexander schüttelte den Kopf. Mit jedem Moment sah er die Welt um sich herum schärfer. Er stemmte sich hoch und setzte sich schwankend in Bewegung. Er hatte eine Menge Blut verloren. Seine Heilzauber versuchten, die Wunden in seinem Rücken zu schließen, aber er spürte, dass etwas falsch mit ihnen war – er hatte eine prickelnde, eiternde Magieinfektion von Tutresiels Flügeln. Seine Heilzauber kämpften dagegen an, doch Alexander wusste nicht, ob sie gewinnen konnten.
    Er taumelte im Kreis herum und versuchte, die Lage einzuschätzen. Der Engel war wieder auf die Beine gekommen, aber sein Schwert hatte er nicht. Mit gespreizten Flügeln kauerte er sich auf den Boden. Um ihn herum markierten unförmige Klumpen die Stellen, an denen die Verteidiger von Horngate gefallen waren. Fünf standen noch, aber Alexander konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte. Er rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. Schmerz lief ihm über den Rücken und bohrte die stacheligen Finger zwischen seine Rippen. Doch jetzt konnte er langsam Einzelheiten erkennen.
    Das Schwert lag jenseits der Mauer, die von den fünf verbliebenen Verteidigern gebildet wurde. Unter ihnen waren Oz und Niko. Sie waren blutverschmiert. Oz konnte auf seinem halb abgetrennten Bein kaum stehen. Seine Haut war stark vom schwarzen Geflecht der Nachtvergiftung verfärbt. Er hatte nicht mehr lange zu leben. Tutresiel war allerdings auch nicht ganz ohne Schrammen davongekommen. Silberweißes Blut tröpfelte aus mehreren Wunden an seinem Kopf und seiner Brust, und seine Finger waren dort, wo Alexander sie gebrochen hatte, abgeknickt. Doch noch während Alexander hinsah, rückten sie sich zurecht.
    »Ihr kämpft mutig«, meinte der Engel. »Aber ihr könnt mich oder Xaphan nicht ernsthaft verletzen.«
    Bevor Oz antworten konnte, sagte Alexander: »Das wissen wir.«
    Langsam drehte Tutresiel sich um. Er kniff die scharlachroten Augen zusammen. »Ihr gebt euch selbst freimütig für einen Krieg hin, von dem ihr wisst, dass ihr ihn nicht gewinnen könnt.«
    »Wir brauchen nicht zu gewinnen.«
    Darauf wusste der Engel keine Antwort. Er verblieb in seiner kauernden Haltung und hob die Flügel, als wollte er gleich senkrecht in den Himmel aufsteigen. Aber jetzt war er neugierig geworden, und das ließ ihn ebenso zuverlässig hier verharren, als wäre er angekettet. Darauf hatte Alexander gezählt.
    »Was ist es dann, das ihr braucht?«
    Zeit. Er musste Zeit für Max gewinnen. Alexander musterte Tutresiel. Wie konnte er ihr welche verschaffen?
    Er glaubte zu wissen, was sie den Engeln sagen wollte. Aber es war nicht an ihm, für sie zu sprechen, und vielleicht irrte er sich. Also beschränkte er sich auf das quälend kleine Stückchen Wahrheit, das er kannte. »Meine Prime möchte mit dir reden. Mit euch beiden.«
    Tutresiel riss empört die Augen auf. »Reden? Was sollte mir so eine kümmerliche Shadowblade schon zu sagen haben? Betteln wird ihr nicht helfen.«
    »Sie bettelt nicht«, schoss Alexander zurück und schob das Kinn vor. »Sie hat ein Angebot zu unterbreiten. Ich denke, es wird die Sache wert sein, wenn du wartest.« Seine Zähne schlugen aufeinander, als er die Worte einzeln hervorstieß. »Was hast du zu verlieren außer ein wenig Zeit?«
    »Die Frage ist, was ich zu gewinnen habe«, erwiderte Tutresiel, während er sich mit unmenschlicher Eleganz erhob. »Alles, was ihr habt, kann ich mir nehmen.«
    Alexander schüttelte bedächtig den Kopf, und ein mörderisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Nicht alles.«
    Der Engel starrte ihn eine ganze Weile lang an und nickte. »Nun gut. Wenn Xaphan innehält, dann höre ich mir an,

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