Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
einen brennenden Hunger tief in seinem Innern.
Es war so schnell vorbei, wie es angefangen hatte. Max löste sich von ihm. Nur widerwillig ließ Alexander sie los. »Ich dachte, dass du nicht mit den Männern in deinem Zirkel rummachst«, keuchte er mit wild pochendem Herzen.
Max berührte ihre Lippen mit den Fingern. »Nennen wir es … einen letzten Wunsch. Der wird doch sogar verurteilten Gefangenen zugestanden, oder? Und jetzt lass uns ins Feuer springen.«
Er folgte ihr kopfschüttelnd. »Wenn wir lebend aus dieser Sache rauskommen, suchen wir beide uns ein ruhiges Zimmer und schließen die Tür hinter uns ab – so für ein oder zwei Wochen.«
Sie lachte, und das Geräusch hallte in der Röhre wider. Er war sich nicht sicher, ob sie sich darüber amüsierte, dass er in Erwägung gezogen hatte, sie könnten überleben, oder ob sie die Vorstellung so lustig fand, mit ihm zusammen zu sein.
Kapitel 20
M ax kehrte zur Mündung der Röhre zurück. Die Hitze hatte zugenommen und durchflutete den Schacht in heftigen Wellen. Flammen knisterten und knackten laut. Sie blickte kurz nach oben und zog den Kopf wieder ein. Ihre Haut war gerötet. Stirnrunzelnd schürzte sie die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Wir können nicht mehr hoch. Da werden wir gekocht. Wir müssen wieder runter und hoffen, dass wir durchkommen.«
Sie beugte sich über den Rand der Öffnung. »Der Felsbrocken ist abgestürzt. Aber nicht bis ganz unten. Sieht aus, als gäbe es eine Lücke, durch die wir durchpassen könnten. Wir müssen uns beeilen. Wenn es einen weiteren Magieblitz gibt, verlieren wir den Halt und enden platt wie Pfannkuchen am Boden.« Sie wollte den Kopf wieder einziehen und hielt plötzlich inne. »Sekunde mal. Schau dir das an.«
Alexander trat neben sie und folgte ihrer Blickrichtung. Eine graugrüne Schicht bedeckte den Schachtboden. Sie schimmerte und kräuselte sich wie Wasser. Als die Schicht sich ausdehnte und langsam näherte, erkannten sie, dass es sich um den Zauberschild handelte. Sie beobachteten, wie flüssiges Gestein herabtropfte und auf die Oberfläche traf. Diesmal gab der Schild nicht nach und warf auch keine Blasen.
»Anscheinend hilft Selange Giselle«, vermutete Max. »Der Schild kommt besser mit der Hitze klar als am Anfang, was bedeutet …, der Plan wird geändert«, meinte sie mit plötzlichem Elan.
»Wir gehen doch hoch«, ergänzte Alexander.
»Der Schild dürfte den Fels genug abkühlen, dass wir klettern können. Lass die Stiefel an. Wir sind so nah, dass wir das ohne Probleme hinkriegen sollten. Mach dich bereit.«
Die dünne magische Schutzschicht stieg höher. Sie schob sich durch den Berg und erreichte nun den Boden der Röhre. Es fühlte sich kalt an und piekste, als der Schild über sie glitt. Sobald sie sich unter seiner schützenden Oberfläche befanden, kletterte Max in den Schacht hinaus.
Der Schild hatte das Gestein beträchtlich abgekühlt. Innerhalb von Sekunden kletterten die beiden Shadowblades aus dem Schacht und betraten eine apokalyptische Wüstenei.
Sie standen auf einem Berg über dem U-förmigen Flusstal, in dem sich die Gewächshäuser und eine Ansammlung von Scheunen und Weiden befanden. Etwa hundert Meter bergab entdeckte Alexander die Spalte, die sich wie ein Mund über der unterirdischen Halle aufgetan hatte. Von dort, wo sie standen, breitete sich eine Fläche von der Größe dreier Fußballfelder aus, die vollständig von schwarzem, aufgeschäumtem Gestein bedeckt war. Xaphans Kampffeuer hatte den Fels geschmolzen, und das flüssige Gestein hatte sich überall verteilt und wie Wachs in Pfützen gesammelt. Etwa einen Meter darüber erhob sich der Schild, so dass er sich knapp oberhalb von Alexanders Knien befand. Er flackerte bereits, als müssten die beiden Hexen sich anstrengen, um ihn aufrechtzuerhalten. Ätzender Qualm trieb träge über den Boden. Auf den entfernten Hängen um sie herum tobten Waldbrände, und orangefarbene Flammen sprangen von einer Baumkrone zur nächsten über. Am Himmel zuckten die Blitze eines regenlosen Sommergewitters, das über sie hinwegzog. Es war, als stünden sie mitten in einem aktiven Vulkan.
Ein Geräusch wie von aufeinanderprallenden Schwertern zog Alexanders Aufmerksamkeit auf sich. Es war der Schwertengel – Tutresiel. Seine Schwingen waren silbern, und jede einzelne Feder bestand aus scharfkantigem Metall. Jeder seiner Flügelschläge klapperte. Wie Xaphan war er ein Albino mit scharlachroten Augen, aber sein Haar
Weitere Kostenlose Bücher